Tichys Einblick
Endlich mal die Reißleine gezogen:

RTL feuert einen Fälscher und Denunzianten – Warum gibt es beim ÖRR solche Konsequenzen nicht?

Ein Unternehmen wie RTL, das keinen Rundfunkstaatsvertrag hat, kann es sich offenbar nicht leisten, Manipulationen und Denunziationen zu verbreiten. Wann trennen sich die Öffentlich-Rechtlichen von problematischem Personal? Beispielsweise das ZDF von Jan Böhmermann?

IMAGO – Collage: TE
TE hat über den Skandal berichtet und Frauke Petry, die frühere AfD-Sprecherin (2013–2017) und mittlerweile aus der AfD Ausgetretene, dazu interviewt. Das war geschehen: Ein RTL-Mann namens Maurice Gajda (40) hatte im Rahmen der RTL-Sendung „Explosiv Weekend“, für die er seit 2019 arbeitete, einen Post von Frauke Petry auf Plattform X (vormals Twitter) entstellt und radikal zu einer rassistischen Äußerung verfälscht. Frauke Petry hatte anlässlich der Vorentscheidung Anfang März 2023, welcher deutsche Beitrag zum ESC (European Song Contest) geschickt werden solle, über die Band „Lord of the Lost“ geschrieben: „Kann mir nicht vorstellen, dass normale Bürger von diesen pinken Herren vertreten werden wollen.“

RTL-Mann Gajda hat daraus Folgendes konstruiert: Frauke Petry habe über den vietnamesischen Künstler Trong, der ebenfalls in der Vorentscheidung antrat, angeblich geschrieben: „Kein normaler Deutscher“ wolle einen „rosa gefärbten Asiaten“ sehen. Die Fälschung sollte obendrein mit einem manipulierten Bild glaubhaft wirken.

Immerhin hat RTL nun die Reißleine gezogen, zwei Unterlassungserklärungen unterschrieben und Maurice Gajda fristlos gefeuert. Der Co-Geschäftsführer von RTL News, Martin Gradl, bat Petry um Entschuldigung. Es habe »zahlreiche eklatante Verstöße gegen die journalistische Sorgfaltspflicht« gegeben. »Sie schaden der wichtigen und verantwortungsvollen Arbeit unserer rund 1300 Journalistinnen und Journalisten.« RTL News stehe für journalistische Glaubwürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Sorgfalt, sagte Gradl.

Wir wollen die „Privaten“ nicht heiligsprechen. Aber immerhin haben sie jetzt einmal die Reißleine gezogen und personell Konsequenzen gezogen. Klar, ein privates Unternehmen, das Bertelsmann bzw. der Bertelsmann-Stiftung als dem selbsternannten hehren Hüter der Verfassung gehört und das von seinen Kunden bzw. Werbekunden lebt, kann es sich nicht leisten, solch eklatante Manipulationen und Denunziationen zu verbreiten.

Wann trennen sich die Öffentlich-Rechtlichen von gewissen Brunnenvergiftern?

Die Öffentlich-Rechtlichen (ÖRR) indes meinen, sie könnten sich alles an Einseitigkeiten, Fakes News, Denunziationen, Anschwärzungen leisten. Haben sie doch jährlich 8,4 Milliarden Euro (täglich also 23 Millionen) Zwangsgebühren als Garantie in der Tasche und in den Verwaltungsräten politische Hochkaräter als Schutzschirm. Im ZDF-Verwaltungsrat etwa sitzen die Ministerpräsidenten Dreyer (SPD, als Vorsitzende), Schwesig (SPD), Haseloff (CDU), Kretschmann (Grüne), bis Ende 2022 Söder (CSU).

Wir erlauben uns dennoch als Gedankenspiel die Frage: Wen müssten ARD/ZDF/DLF und Co. feuern, wenn dort die gleichen Maßstäbe wie soeben bei RTL angelegt würden? Antwort: Allen voran Jan Böhmermann, den als preisgekrönten ZDF-„Satiriker/Entertainer“ getarnten Gossensprachler und Anschwärzer. Ausgewählte Beispiele Böhmermann’schen „Entertainments“:

  • Seiner WDR-Kollegin Sandra Maischberger warf er im Juni 2023 „Nazi-Nähe“ vor, weil sie es sich erlaubt hatte, den AfD-Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla in die Sendung einzuladen (TE berichtete).
  • Frauenrechtlerinnen und Kritikerinnen des Trans-Hypes bezeichnete er als „Schei…aufen“ (TE berichtete).
  • Den türkischen Staatspräsidenten Erdogan hatte er im März 2016 in einem Schmähgedicht mit „Ziegen ficken“ in Verbindung gebracht.
  • Christian Schmidt (CSU), den vormaligen Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft (2014 – 2017) und seit 2021 „Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina“, etikettierte Böhmermann im Februar 2023 als sehr konservativen Franken, der Beziehungen zu serbischen und kroatischen Nationalisten habe und der durch eine rückwirkende Änderung des Wahlgesetzes Stimmen der Wähler anders gewichten habe lassen. Außerdem hatte Böhmermann behauptet, dass Minderheiten wie Roma und Juden von Schmidt benachteiligt würden. All dies ohne Beweis, nur einfach mal so als Herrschaft des Verdachts.
  • Dann gelang es Böhmermann mit der üblen Unterstellung, selbiger habe Verbindungen zu russischen Geheimdienstkreisen, den Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Arne Schönbohm regelrecht abzuschießen. Es gab keinerlei Beweis für diese Unterstellung, aber Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hüpfte über das Böhmermann’sche Stöckchen und versetzte Schönbohm Ende November 2022 auf eine unbedeutende Stelle (TE berichtete).

Und die ZDF-Spitze? Sie lässt Böhmermann gewähren. Hat sie etwa Angst, Böhmermann könnte „ausplaudern“, wenn er gefeuert wäre? ZDF-Intendant Norbert Himmler schweigt eisern zu Böhmermann und das ZDF schützt Jan Böhmermann trotz fataler Falschbehauptungen.

Nur einmal gab es eine ganz, ganz dezente Distanzierung des ZDF. Böhmermann hatte sich Ende Juli 2023 auf Twitter zu Aussagen von CDU-Chef Friedrich Merz zum Umgang mit der AfD auf kommunaler Ebene geäußert. „Keine Sorge, die Nazis mit Substanz (Böhmermann meinte die CDU; JK) wollen nach aktuellem Stand voraussichtlich nur auf kommunaler Ebene mit Nazis zusammenarbeiten“, schrieb Böhmermann dazu. Merz hatte zuvor bei der Klausur der CSU-Landesgruppe die Union als „Alternative für Deutschland mit Substanz“ bezeichnet. U

nd das ZDF? Alles halb so schlimm, Böhmermann habe ja als Privatmann reagiert: „Das ZDF distanziert sich von der Äußerung Böhmermanns. Der Tweet ist eine private Äußerung von Jan Böhmermann, die in keinem Zusammenhang mit einer Produktion des ZDF steht.“ So genießt Böhmermann weiterhin Narrenfreiheit.

Nun die neue Masche: private Helden-Accounts von ÖRR-Leuten

Die Masche des „Privatmanns“ Böhmermann scheint üblich geworden. Ein Georg Restle, Chefredakteur des ARD-Politikmagazins „Monitor“, hatte 2018 geschrieben: „Journalismus im Neutralitätswahn – Warum wir endlich damit aufhören sollten, nur abbilden zu wollen, ‚was ist‘“. Wie der „Spiegel“-Relotius: Abbilden, was politisch (regierungsamtlich) ankommt. „Privat“ gibt Restle gänzlich unverstellt den Aktivisten. Er nennt sich „Journalist über den Tag hinaus“, und er postet schon auch mal seine Verachtung über die Berliner Wähler, die den „Klimavolksentscheid“ am 26. März 2023 haben durchfallen lassen.

Dazu schrieb er noch am Abend dieses Tages: „Wenn irgendwer in ein paar Jahrzehnten fragt, warum das Thema Klimawandel in Deutschland nicht genug ernstgenommen wurde, sollte man auf das johlende Gefeixe derer verwiesen, die heute das Scheitern des Klimavolksentscheides in Berlin feiern.“

Der tagtäglich klimabewegte ZDF-„Wetterfrosch“ Özdem Terli wollte da nicht nachstehen. Auf seinem „privaten“ Account, auf dem er als „Diplom-Meteorologe. Weather & Climate Presenter. Journalist. Moderator“ firmiert, schrieb er zum gescheiterten Volksentscheid: „Wer mit ‚nein‘ gestimmt hat, hat mit ‚ja‘ zu Extremwettern jeglicher Art zugestimmt. Bitte, dann nicht beschweren (hier fehlt das Komma) wenn es übel wird. Glückwunsch ganz toll … gaaaaanz toll gemacht!“

So läuft nur wenig verstellt in den Sendungen, völlig unverstellt in „privaten“ Accounts, Indoktrination ständig präsenter Medienleute. Konsequenzen? Keine! Hauptsache, die 8,4 Milliarden Zwangsgebühren je Jahr (genannt „Demokratieabgabe, aber de facto Demagogieabgabe) klingeln in den ÖRR-Kassen.

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