Tichys Einblick
Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft

Maischberger und die Frage: „Haben die in Berlin noch alle Tassen im Schrank?“

Diese einzig interessante Frage des Abends kam nicht von Sandra Maischberger, und die ehrliche Antwort kommt nur von uns: Nein!

Screenprint: ARD/Maischberger

Jetzt macht sie dann erst mal Urlaub, die Sandra, und da sind wir wirklich froh. Politik liegt ihr gar nicht, bei ihr sollten mehr so Frauenthemen wie #metoo oder Wie-ich-als- ehemaliger-Mann-jetzt-glücklich-als-Frau-lebe, oder auch gerne was Kontroverses wie Darf-ein-Bischof-Alkoholiker-sein-und-auch-noch-selber-Auto-fahren? auf den Gesprächstisch kommen.

Ok, die Themenüberschrift „Happy End in Berlin: Wie lange hält der Burgfrieden?“ verspricht ja wenigstens, dass es nicht um Inhalte geht, sondern um Politklatsch. Da passt Merkels Peter ganz prima, der wahrscheinlich abgelegte Mäntel seiner angebeteten Angela stibitzt und in einer extra eingerichteten Devotionalienkammer sammelt. Was Wirtschaftsminister Altmaier hat es weit gebracht gesagt hat? Die CDU steht und stand geschlossen hinter Angela Merkel blablabla – obwohl, Altmaier über Merkel klang schon mal enthusiastischer …

Ganz kleine Asylwende
Löchrige Asylwende: Bayern ist nicht Deutschland
Dafür aber die Ilse, wie wir in Bayern sagen, auf die Ilse müssen Sie Acht geben, liebe Leser, die kommt noch ganz groß raus. Gut, ihr Auftritt bei der Maische war ein wenig misslungen, aber da war nicht Ilse Aigner schuld. Die Ersten hatten die Ilse extra vor den herrlichen Tegernsee gestellt, wie sie es manchmal bei ihren großen Schlagerpartys machen, wenn die Helene vor dem Wasser singt. Aber dass ausgerechnet die bayerische Bauministerin leicht im Halbdunkel absoff, war wahrscheinlich nicht einmal der Bosheit des Ersten Deutschen MerkelFernsehens geschuldet, sondern alleine der Unfähigkeit der Staatsfunker, die trotz Einnahmen von 8 Milliarden weder eine gescheite Beleuchtung aufbauen, noch eine funktionierende Verbindung herstellen konnten. So dauerte es immer einige Sekunden, bis das Signal aus Berlin nach Bayern und wieder zurück wanderte. (Wie in diesen alten Schwarzweißfilmen: Hier spricht Berlin! Hören Sie mich. Hallooo!)

Trotzdem wissen wir dank Ilse, die auch zwischen den Zeilen senden kann, dass die CSU-Reihen hinter dem Horst längst nicht geschlossen sind. Charakterlich sei der Horst Seehofer jedenfalls „immer für Überraschungen gut“ und er „pokert halt immer wieder hoch“, dass es selbst gestandenen Bayern mitunter schwindelig wird. „Jeder hat seinen Politikstil“, sagte die Ilse, und damit zugleich, ihrer sei das nicht. Weiter wollte sie sich aber nicht an dem Horst-Bashing beteiligen, das wiederum der Sandra so am Herzen lag. Da hatte sie mit der Ferdos Forudastan aus dem Hause Heribert – linksgedrehte Nachrichten aller Art – genau die richtige, die den Horst schon nahe am Staatsstreich, mindestens aber der Majestätsbeleidigung für schuldig ansah. Bei den Prantls weiß man sogar, warum der Horst vom Rücktritt zurücktrat: Weil der Dobrindt, der gerne CSU-Chef werden will, noch nicht so weit sei, und der Söder lieber den angezählten Horst als einen Junghirschen in Berlin sehen will.

Was die Inhalte anging, da stellten sich alle erst mal dumm, vor allem der Peter, der das linksgrüne Millieu mit dem Satz „Es geht nicht um das Zurückweisen.“ beruhigte, alle kommen weiter wie bisher ungehindert ins Schlaraffenland der Voll-Versorgung.

Wirklichkeitsflucht
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Dann durften sich noch alle über Horsts sogenannte Transitzentren aufregen, besonders Berlins Frustrierender Bürgermeister Müller (SPD), weil da ja dann Zäune wären. „Wie am Flughafen Frankfurt“, wo es solche Zonen auch gäbe, erklärte der „Bild“-Vize Blome, aber von Flughäfen versteht der Berliner bekanntlich nichts. Heißen die jetzt Lager? Darf man rein und raus, wann man will? Wenn, machen dann die „Hotspots“ überhaupt Sinn? Und zurück geht’s dann in seltenen Fällen nach Österreich? Das soll der Horst morgen klären – in Wien. Und wenn die „rechtsradikale Regierung“ in Italien nicht mehr registriert? Klärt der Horst auch – später in Rom.

Sandra hatte dann gehört, dass es drei Zentren geben solle für 60 Grenzübergänge. Da lächelte die Ilse ein paar Sekunden schelmisch und zeitversetzt, und sagte, man habe auch eine Schleierfahndung. Peter weiß, am Ende machen die Sozis im Koalitionsausschuss alles mit und Bild-Blome erhofft sich eine Signalwirkung bis nach Afrika. Im Grunde fanden alle die Situation prima, Peter sogar oberprima (weil er der festen Überzeugung ist, die blöden Wähler würden die Merkelfinten genauso wenig durchschauen wie seine Parteifreunde).

Keine Prinzipien, nur Posten
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Da erinnerte Blome daran, dass ausgerechnet die Wähler (genauer, die in Umfragen Befragten) die Politik erst in die Bredouille gebracht hätten. Da korrigierte Frau F., das seien nur 15%. Und schon waren wir bei der AfD. Alexander Gauland saß auch an einem See, aber tagsüber bei gutem Licht, und sagte kurz und knapp, Merkel sei „unsere Lebensversicherung“. Da wurde auch Blome kurz mal populistisch. Wenn einer einreisen darf, der abgelehnt wurde und sogar noch was auf dem Kerbholz hat, und erneut „Asyl“ sagt, und der ganze Zirkus wieder von vorn beginnt, und Merkel und Co. sagen, das wussten wir ja gar nicht – da fragt sich doch der Leser … pardon … Wähler: „Haben die noch alle Tassen im Schrank?“ Haben sie nicht.

Schön, dass sich die SPD wirklich selber erledigt, und das nicht einmal merkt. Müller schwätzte von „Solidargemeinschaft“ und „Wie geht es mit der Integration weiter?“ und hatte den einen oder anderen Appell im roten Rucksack, Marke „Es müssen humanitäre Lösungen gefunden werden …“. Dann wurde noch der kleine Kevin eingespielt – in dem Laden ist Hopfen und Malz verloren.

Die CDU setzt dagegen offensichtlich auf professionelle Hilfe von Außen. Wir vermuten mal eine PR-Agentur vom Schlage Hill & Knowlton, die damals den Bushkrieg im Irak verkaufte. Deren Losung: Lasst es menscheln! Peter Altmaier hatten sie wohl zu einer kleinen Geschichte aus dem Supermarkt geraten. „Als ich in der Schlange an der Kasse stand“, da hätte einer vor ihm gerufen „Helfen Sie der Kanzlerin!“. Mir wird schlecht!