Tichys Einblick
Nanu, Geräuschwechsel im ÖRR?

Bei Maischberger: Heiko Maas sollte in keiner Regierung mehr irgendwas sein

Begonnen hatte die Sendung mit Afghanistan, wobei einige Aufgeregtheiten der letzten Tage gerade gerückt wurden. Wir können tatsächlich Hans-Ulrich Jörges zitieren mit den Worten: „Dieser Heiko Maas sollte überhaupt keiner Regierung mehr angehören, egal in welcher Funktion“.

Screeenprint: ARD/maischberger
Eine Polit-Talkshow im ÖRR (wir schreiben hier jetzt mal bewusst nicht Hmhm-Funk) ist immer eine Herausforderung für die eigene Resilienz, schließlich wäre das ganze Merkel-Elend nicht möglich gewesen ohne die Duldung, gar Mittäterschaft, des journalistischen Milieus, das sich in den Talkshows feiert.

Nun aber war alles ein wenig anders – wie nach einem Zeitsprung. Wir können tatsächlich Hans-Ulrich Jörges (vom längst verstrahlten Stern) zitieren mit den Worten: „Dieser Heiko Maas sollte überhaupt keiner Regierung mehr angehören, egal in welcher Funktion“. Gabor Steingart, mit einem Fuß Teil der Blase, mit dem anderen halb, konstatiert ein „enormes Staatsversagen wie an einer Perlenschnur“, von Corona, Flut, Afghanistan, bis Cum-Ex. Migration vergessen, aber geschenkt, man muss ja dankbar sein für die gewechselten Töne im ÖRR, die jetzt ganz plötzlich immer schon auf der richtigen Seite gestanden haben wollen, besonders in den letzten fünf Minuten von Merkels Kanzlerschaft.

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„Das Modell Deutschland gibt’s nicht mehr“, klagte Steingart, was vor allem den Zuschauern bitter aufgestoßen sein dürfte, die gerade vom ÖRR auf das vorbildliche Modell Deutschland bei der Klimarettung eingeschworen werden. Aber als stünde „Verantwortung übernehmen“ ungeschrieben über der Sendung, ließen die Herren gar nicht mehr ab. „Wie wurde wer was?“ fragte einer Jahre zu spät, und gab, was Maas, den BND-Chef („privat ein ganz netter Kerl“) und Annegret Kramp-Karrenbauer betrifft, gleich die Antwort: Alle kamen kenntnisfrei und qualifikationsarm durch Zufall und ein Vabanque-System an den Job.

Sie erinnerten sich an die Rücktritte wegen des Möllemann-Chips oder Wulff-BobbyCars (Kids: bitte gugeln) und klagten: Heute – da stimmt etwas nicht mehr.

Und wenn du denkst, besser geht’s nicht mehr, kommt doch tatsächlich der Andi Scheuer daher, dessen Pleiten-, Pech- und Pannenliste sich fast mit der vom überforderten Maas messen kann.

Der ahnte dann wohl schnell, dass er im falschen Film saß und versuchte sich mit AfD-Bashing zu retten. Er kenne im Bundestag solche Leute, die von Staatsversagen redeten wie die zwei Journalisten bei Maischberger, aber das half ihm nicht. Maischberger hatte notiert, dass „Infrastruktur, Brücken, Autobahnen – nichts funktioniert“, und Scheuer wand sich heraus, mit „Mir geht’s um Zukunft … Junge Generation …“, es sei „nur aufwärts gegangen und doppelt so viel investiert worden“.

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Maischberger: Überall Funklöcher, in Flutgebieten bis heute keine Netze. Auch sonst viele weiße Flecken. Dabei sei im (alten) Koalitionsvertrag eine flächendeckende Versorgung auf Weltniveau angekündigt worden.

Scheuer: Aber jetzt haben wir eine Mobilfunkstrategie. Es sei eine Deutschland-Karte erstellt worden, und demnächst gebe es eine „Mobilfunk-Loch-App“. Eine Mobilfunk-Loch-App … – mit Andi Scheuer, Markus Söder und Dorothee Bär benötigt die CSU einfach keine Kabarettisten mehr.

Mit ‘Ob er wegen des 500-Mio. Schadens beim Maut-Debakel an Rücktritt gedacht habe?‘ kam Maischberger auf „Verantwortung übernehmen“ zurück, aber da redete sich der Politologe (Titel der wissenschaftlich wertvollen Abschlussarbeit: Wahlkampf der CSU – eine Betrachtung am Beispiel der Medientouren des Ministerpräsidenten und Parteichefs Dr. Stoiber) heraus, dass ein Winkeladvokat seine Freude gehabt haben müsste. Der Untersuchungsausschuss habe ihn nicht verurteilt (gelöschte Daten fehlten im Verfahren), er bestritt gleich ganz alle Forderungen, und war ausschließlich der Zukunft zugewandt.

So weit der direkte CSU-Beitrag zum Unionssieg. Jörges wusste dann noch, dass Laschet sich von der CDU-Zentrale im Stich gelassen fühle, und Steingart wies darauf hin, dass mit Söder längst nicht alles besser gewesen wäre, denn Söder sei im Norden „untested“. Armin sei ein Kandidat der Mitte, und da würden Wahlen gewonnen. Ja, es sei nicht gut, dass Laschet kein Team habe, da war man sich einig. Scholz hingegen sei gut beraten, dass er kein solches habe und die führenden Spezialdemokraten weitgehend vor der Öffentlichkeit versteckt blieben.

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Begonnen hatte die Sendung übrigens mit Afghanistan, wobei einige Aufgeregtheiten der letzten Tage geradegerückt wurden. Es habe „keinen Kampf, keine Überraschung gegeben“, so Steingart, schließlich sei alles in Doha verhandelt worden. Man habe „halt nur die Menschen vergessen“. Jörges wies darauf hin, dass die Franzosen im Mai evakuiert haben, der deutsche Bundestag im Juni eine Evakuierung abgelehnt habe. Wohl wegen der kriminellen, ausreisepflichtigen Afghanen, die da die öffentliche Debatte bestimmten. Antonia Rados berichtete unaufgeregt über die Lage im Land, und nannte als Begründung für das Versagen der Amerikaner: Joe Biden mag Afghanistan nicht.

Ihre kleine Anekdote haben wir bestimmt missverstanden. Rados: Biden (bevor er US-Präsident war) und Karzai (afgh. Präsident) trafen sich. Biden fragt: Wie steht‘s mit der Korruption in Afghanistan? Karzai: Korruption gibt’s nicht. Darauf Biden: Das Dinner ist beendet.
Eingedenk der Bidenschen Familiengeschäfte in der Ukraine und mit China kann man die Anekdote wirklich in den falschen Hals kriegen.

Zum Schluss wollen wir noch dem Ringer Frank Stäbler gratulieren für seine Bronze-Medaille, und dass er Long Covid mit Atemübungen und der richtigen Mentalität überwunden hat. Die Lungenfachärztin Dr. Jördis Frommhold erzählte noch ein bisschen über Long Covid und Post Covid, aber bei Covid sind wir ja dank Professor Karl Lauterbachs täglicher Belehrungen alle selber zu Experten geworden. Gute Nacht.

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