Tichys Einblick
Wie schnell verfällt Merkels Macht?

Laschet bei Illner: Im Himmel ist Jahrmarkt und „Merkel ist nicht links“. Punkt.

Gemein! Gemein! Gemein! 17,5%, trotzdem nicht in der bayerischen Regierung! Der grüne Habeck schäumt und Laschet träumt (ein bisschen) von der Zukunft.

„Siebenundzwanzig Millionen Einwohner in NRW, die Gravitas des Landesfürsten – treten Sie im Dezember gegen Merkel an um den Parteivorsitz der CDU?“ lockte Illner den Ministerpräsidenten im Homeland NRW, Armin Laschet. Bescheiden korrigierte der „Nicht 27 Millionen, 17 Millionen“, aber das mit der Gravitas gefiel ihm doch so gut, dass er die Frage erst gar nicht beantwortete. Ach, der Armin! Ohne Merkel wäre er längst irgendwo im Nirgendwo gelandet, nachdem er sich sogar als Universitätsdozent bis auf die Knochen blamiert hatte. Nein, der Armin wird der Vorgesetzten nicht in die Waden beißen, der ist brav bis ein(e) neue(r) Vorgesetzte(r) feststeht – ihm ging es nie so gut wie heute! Mit all der Gravitas!

In Bayern nicht nach Merkel
CSU verhandelt mit den Freien Wählern - die Grünen verurteilen das
Damit ist das Illner-Thema „Wie schnell verfällt Merkels Macht“ auch schon erschöpfend abgehandelt. Denn die meiste Zeit beanspruchte der Ober-Grüne Robert Habeck, der sein Oberwasser schließlich irgendwo abstellen musste. Hauptsächlich gab er die beleidigte Leberwurst, weil sich seine Partei die 17,5% in Bayern irgendwo hinschieben kann, wie seit Jahrzehnten schon die bayerische SPD, von der die Grünen die Prozente letztendlich übernommen hatten. Ein bestens gelaunter Alexander Dobrindt wühlte nur zu gern in der Wunde des Grünen, in dem er ihm vorrechnete, dass mit den Wählern der CSU, der Freien Wähler, FDP und der AfD der konservative bürgerliche Block in Bayern mit 65% auf die Mitarbeit der Grünen ganz gut verzichten kann. Habeck verstand das erwartungsgemäß wie absichtlich falsch und wollte Dobrindt unterstellen, die AfD quasi mit der CSU in den gleichen bürgerlichen Topf zu packen – als habe er vom extrem aggressiven Anti-AfD-Wahlkampf der CSU in Bayern nichts mitbekommen. Und nicht begriffen, dass es um die Wähler, nicht die Parteien ging.

Ansonsten belehrte Habeck die Runde ununterbrochen mit demokratischen Weisheiten, die er wohl mit extra großen Kinderlöffeln eingeschaufelt haben muss – ausgerechnet er als Vertreter einer Partei, in der man überzeugt ist, dass Strom im Stromnetz gespeichert wird.

Noch ein grüner Ministerpräsident?
Grün-Rot-Rot in Hessen demoskopisch möglich
Olaf Scholz gab wieder das sozialdemokratische Sandmännchen, während dessen Redebeiträgen der Blick unwillkürlich Richtung Uhr wanderte. Der arme Olaf! Wie ist die Lage? Tja, nicht schön. Er leidet auch persönlich. Dabei habe doch die Regierung, und besonders seine Partei, so gute Sacharbeit geleistet. Sacharbeit ist übrigens die neue Partei übergreifende Binse. Olaf nannte da „verbesserten Mieterschutz“ (schamlos! Das erste Mietpreisbremsgesetz hatte doch der überforderte Parteifreund Maas verbrochen!) und „Rente“ (noch schamloser! Steuererhöhungen hat Scholz erst vor wenigen Wochen angekündigt, weil das Rentensystem an seine Grenzen stößt).

Jedenfalls nahm Illner keine Rücksicht auf die Leiden des alten Olaf – ihr Herz schlägt abwechselnd für Grün und SED – und warf ihm ein „SPD im freien Fall“ vor die Füße. Nicht im freien Fall, antwortete der arme Olaf, außerdem habe der Spitzenkandidat in Hessen (Thorsten Schäfer-Gümbel, half ihm die ZDF-Journalistin Maybrit) im TV-Duell ein paar gute Dinge gesagt.

In der Sackgasse
Brenzliger Herbst nach heißem Sommer
Dann sei in Hessen, wo Schwarz-Grün regiert, „die Bildung nicht in Ordnung“, die Integration nicht, Krippen und Kitas fehlen und Wohnungsbau. Der Grüne wollte pflichtgemäß widersprechen, aber Illner bog das ab, auf den ausgeleierten SPD-Kanon muss man nun wirklich nicht mehr eingehen. Aber vielleicht hat der SPD-Kandidat doch noch eine Chance auf eine Regierungsbeteiligung? Die Zahlen legen die Möglichkeit einer Grün-Rot-Rot-Koalition nahe mit der SPD (20%) als Juniorpartner der Grünen (22%).

War der Einspielfilm über die Bundestagswahl 2009 und die Reaktion der SPD auf ihre 23% gemein? Wo damals schon alle von „Runderneuerung“ der Partei sprachen, und am Ende der abgemeierte Frank-Walter Bundespräsident und Krawallschwester Andrea Nahles Parteichefin wurde? Anscheinend nicht, denn Olaf fand den Beitrag „ganz gelungen“. Sandmann! Lieber Sandmann! Ich wünsch‘ euch gute Nacht!
Robert Habeck vom grünen Oberwasser durfte dann noch breit seine These auswalzen, linkes Lager, rechtes Lager, das gäbe es gar nicht mehr, und Volksparteien seien auch schrecklich 70er, 80er. Wie soll man denn das Lager, das da geschlossen hinter Antifa-Plakaten durch Berlin oder Chemnitz marschiert, sonst nennen?

Bürgerliche Mehrheit
Bayernwahl: Verloren und doch überlebt
Angelas Armin fand trotzdem alles toll, was der Robert so von sich gab. Und die „Konservative Revolution“, die Alexander Dobrindt mal gefordert hatte „ist abgeschafft“. Aber warum sagte der Armin „Merkel ist nicht links. Punkt.“? Befehl von der Chefin? (Armin: „Sind wir jetzt links, Chefin?“ „Ich bin nicht links. Punkt!“) Olaf wollte „dann auch noch was zur Volkspartei sagen“, aber als er dann anfing zu erzählen, wie er als 17-jähriger in die SPD eingetreten ist und da … Da war die Sanduhr leider abgelaufen, da wollen auch wir zur Ruhe gehen.

P.S. Die Beiträge von Frau Professor Münch und Claudia Kade von der „Welt“ sind leider Platzgründen zum Opfer gefallen. Wir bitten das zu entschuldigen.


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