Tichys Einblick
Nichts sagende Gäste

Bei Maybrit Illner: Die „Übergewinnsteuer“ und die immer „Übergewinne“ machen

Wer verdient hier gerade Geld, egal was er macht – auch wenn er nur da sitzt? Wer macht gerade Gewinn aus unserer Angst? Na, da kann man sich schon alleine die Herrschaften bei Maybrit Illner anschauen.

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Maybrit Illner ist aus der Sommerpause zurück und sieht um einiges erholter aus als ich. Und sehr braun gebrannt, so wie die meisten Gäste der Sendung gestern. Optimale Voraussetzung, um darüber zu sprechen, wo die Bürger im Kampf gegen sonst wen noch alles sparen können. „Teure Energie – entlasten, sparen, rationieren?“, ist der nichts sagende Titel dieser Sendung. Und die nichts sagenden Gäste waren: der Parteivorsitzende der Grünen Omid Nouripour, die Parteivorsitzende der Linken Janine Wissler, der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Jens Spahn und der Chef der Landesvereinigung der Unternehmensverbände NRW Arndt Kirchhoff. Und dann noch ein paar Special Guests, die hier und da dann nochmal eingestreut wurden.

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Das Thema der Stunde ist ein heiß diskutiertes: die Übergewinnsteuer. In die Debatte wird dieses Wunderheilmittel für alles durch die Linken-Vorfrau eingebracht: „Es gibt einfach auch Unternehmen, die Gewinne machen in dieser Zeit. Die sollte man abschöpfen.“ Der Grünen-Chef übt sich da noch in einer etwas verschnörkelteren Präsentationsweise: „Wir reden über diejenigen, die nichts tun, einfach da sitzen und Geldscheine zählen, weil beispielsweise die Energiepreise durch die Knappheit, die Russland gerade produziert, einfach so durch die Decke gehen.“ Also brauchen sich alle Bürgerinnen und Bürger, die morgens zu Arbeit gehen, keine Sorgen machen – denn Nouripour und Wissler sind nur hinter Dagobert Duck her?

Wahrscheinlich eher nicht. Durch „nichts tun“ mehr Geld verdienen – das kann jedem passieren, auch wenn man es noch so upgespaced darstellt. Denn – Spoileralarm – so funktioniert freie Marktwirtschaft. Jeden Tag können sich durch unerwartete Wendungen die Preise verändern, ohne dass das Produkt mehr Aufwand gekostet oder sich in der Qualität verändert hat. „Übergewinnsteuer“ – einfach nur eine Möglichkeit für den Staat, zu entscheiden, wer sein Geld verdient hat und wer nicht. 

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Dafür, dass die Politik gerade so erpicht vor dem Wutwinter warnt, bereichern sie sich selbst aber ganz schön daran. Jeder hat gerade Angst, im Winter in einer kalten Wohnung zu sitzen, jeder merkt, wie sich alltägliche Dinge wie frisches Gemüse oder ein getanktes Auto langsam zu Luxus entwickeln. Da ist es ganz einfach, diese panischen, verarmenden Massen gegen diese Fantasiegestalt eines Kapitalisten aufzubringen, die einfach nur da sitzt und sich an unserem Leid bereichert. 

Doch Tatsache ist: Wer verdient hier gerade Geld, egal was er macht – auch wenn er nur da sitzt? Wer macht gerade Gewinn aus unserer Angst? Na, ich würde mir da schon alleine die Herrschaften hier bei Illner anschauen. Nouripour, Wissler, Illner, Spahn – die bekommen alle Geld von Ihnen und mir. Egal was sie machen. Ob Frau Wissler in einen Nötigungsskandal verwickelt ist oder nicht, ist egal. Ob Nouripour mit seiner Partei an Dingen wie dem Atomausstieg festhält, obwohl die eindeutige Mehrheit der Deutschen das nicht will – ist egal. Ob Illner oder allgemein der ÖRR Programme bringt, die die Mehrheit gar nicht sehen will – ist egal. Sie alle können abliefern, was sie wollen – weil Sie und ich nämlich ins Gefängnis kommen, wenn wir sie nicht bezahlen. Selbst wenn wir das, was sie uns anbieten, gar nicht haben wollen. 

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Die einzigen, die hier durch Rumsitzen Scheine kriegen, die sie während der Arbeitszeit zählen können, sind die Herrschaften selbst. Ich wette sogar, dass die noch irgendwelche Boni oder Zuschüsse bekommen, weil sie Krisen bewältigen, die sie selbst fabriziert haben. Sie können über die bösen Kapitalisten so wunderbare Horrorgeschichten erzählen, weil sie es selbst so machen. 

Tja, aber wem erzähle ich das? Das sind keine super tollen Theorien, auf die ich als erste gekommen bin, dieses Paradoxon ist schon so alt wie der Sozialismus selbst. Die Leute wollen ihn aber doch immer wieder. Neben den ewigen Marx-Fantasien, auf die Sendungen mit Linken zwangsläufig immer hinauslaufen, weil kein Nicht-komplett-Linksextremer den Mut hat, diesem Kram wenigstens halbherzig zu widersprechen, schwang gestern noch ein weiteres ewiges Thema mit: der Klimawandel natürlich. 

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Auch ein Paradoxon: Wir sprechen darüber, was man tun kann, damit Deutschland im Winter nicht erfriert, währenddessen erklärt uns die Politik, dass sie aber nicht alles tun können, denn schließlich müssen sie ja noch die Welt vorm Schmelzen retten. „Wir können diese Gaskrise nicht lösen, wenn wir andere Krisen verschärfen“, tönt Janine. „Es ist wichtig, dass wir Klimaeffekte einbauen in alles, was wir tun, das ist dringend notwendig“, erklärt Omid. Während unsere Regierung komplett überfordert ist, Deutschland mehr schlecht als recht durch hausgemachte Energiekrisen zu manövrieren, finden sie doch noch die Zeit und die Dreistigkeit, uns dabei auf genau diesem Gebiet erziehen zu wollen. 

Als Experte für diesen Teil der Sendung wurde übrigens einer dieser Special Guests eingestreut, von dem ich eingangs gesprochen habe. Eckart von Hirschhausen ist zwar als Arzt nun nicht gerade das, was man sich unter einem Klimaexperten vorstellen würde, aber was ihm an Kompetenz und Fachwissen fehlt, macht er mit ganz viel Überzeugung wett. „Als Arzt denke ich an die Krankenhäuser, die nicht gekühlt sind, an die Schulen, an die Altenheime. An Deutschland als Rekordhalter bei den Hitzetoten.“ Nein, ist das nicht herzzerreißend? Da fehlt ja nur noch ein Brand im Kinderheim. Ich weiß, das ist eine Redensart, aber Hirschhausen würde es schaffen, auch das noch als Hitzeopfer zu framen. 

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Ich finde auch lustig, wie er immer betonen muss, dass er ja Arzt ist – denn in meiner Welt kann er kein besonders guter gewesen sein, wenn er es für nötig gehalten hat, sich noch eine Karriere als Fernsehmoderator und Clown vom Dienst aufzubauen. Zumal auch als guter Arzt die Frage nach seiner Expertise noch immer offen steht. Der Gedankengang vom Arzt zum Wissenschaftler, zum Klimaaktivisten, zum Klimaexperten, zum Talkshowgast ist doch immer noch ein ganz schöner Stretch. 

Neben dieser Parallelwelt ist die Wirtschaft, vertreten durch Arndt Kirchhoff, so verloren, wie er drein schaut. „Die Leistung der Frauen und Männer in der Wirtschaft muss am Ende die Sache bezahlen. Also müssen wir immer darauf achten, dass der Laden weiter läuft.“ Bezahlen? Erarbeiten? Wer macht sich bitte über solche Dinge Gedanken, wenn man in einer Welt lebt, in der Geld einfach abgeschöpft wird?

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