Tichys Einblick
Grün-Rot 30,4 Prozent

Bei Anne Will: Teufelsaustreibung nach der Bayernwahl

Horst Seehofer ist an allem Schuld. Man kann das aber auch so sehen: Grün-Rot-Rot stürzen in Bayern auf knapp über 30% ab – trotz grünem Jubel. Die CSU fängt sich.

Die Wahlanalysen waren vor der Anne-Will-Show interessanter als währenddessen, weshalb wir kurz die Kommentare einblenden wollen, die wir zwischen 18.00 Uhr und 20.00 zusammenzappten.

Natascha Kohnens SPD-Trauerrede machte noch einmal klar, warum „das“ nicht mehr gebraucht wird, sondern weg kann. Sie will „gemeinsam analysieren … gemeinsam jenes tun … ganz klare Haltung zeigen … nie wieder halbe Wege gehen …“ Dann zitierte sie ein Lied von Xavier Naidoo: Dieser Weg wird kein leichter sein, er wird steinig und schwer. Selbst dem Fernsehsender, der das übertrug, war die Angelegenheit so peinlich, dass der Sprecher sagte „Wir brechen an dieser Stelle erst mal ab“.

Der FDP-Chef, den in Bayern keiner kennt, zitterte noch knapp über der 5%-Hürde, dann aber wurde es schon fröhlicher.

Finale der Union
Bayernwahl: CSU ist noch einmal davongekommen
Die Grüne Katharina Schulze jauchzte und frohlockte verständlicherweise (fast 18%), ließ aber jeden halbwegs gebildeten Zuseher fassungslos zurück, weil sie sinngemäß lediglich darüber plapperte, „Wähler wollen Herz statt Hetze“ und hätten sich mit den Grünen für „ein pro-europäisches, pro-demokratisches Staatsverständnis“ entschieden. Eine ebenfalls gut gelaunte Alice Weidel (knapp 11%) sah schon „den Weg frei für Neuwahlen im Bund“.

Einen überraschend gelösten Eindruck machte Markus Söder. Wenn er auch kurz nach 6 (35, 4 % für die CSU) von „Demut“ sprach. Immerhin sei er erst „6 Monate im Amt“ (und damit kaum verantwortlich zu machen) und habe nun als „stärkste Partei den Regierungsauftrag“. Punkt. Intern waren wohl die 35% als Messlatte vereinbart, deshalb war Markus schon um 18.00 Uhr guter Dinge. Gegen Ende der Will-Sendung lag seine Partei übrigens bei über 37%. Ebenfalls bester Stimmung war der Aiwanger Hubert, dessen Freie Wähler sich auf eine Regierungsbeteiligung freuen dürfen. „Wenn der Markus Söder Ja sagt, dann packn mas o“.

#unteilbar
SPD, Linke, Grüne, Linksextremisten und Islamisten – alle für Toleranz?!
Wie alle Journos vom Staatsfunk verlangte auch Anne Will, dass die CSU gefälligst mit ihren heißgeliebten Grünen paktieren solle! Aber die Dorothee Bär folgte ihrem Ministerpräsidenten, der gesagt hatte, dass er dem Robert Habeck nicht verzeihen werde, dass der Bayern und die CSU als undemokratisch beschimpft hatte. Aber der Robert hat sich doch entschuldigt (hat er übrigens nicht), quäkte Annalena Baerbock, die man nur an der Haarfarbe von ihrer bayerischen Kollegin Katharina Schulze unterscheiden kann.

Von der SPD hatte sich wohl niemand in die Sendung gedrängt, so bekam Boris Pistorius – der Boris von der ehrgeizigen Doris (Schröder-Köpf) – seine Chance. Aber was soll er schon groß sagen? „Ich bin ja nicht Partei-Vorsitzende oder Partei-Vorsitzender.“ Die SPD hat sich darauf verständigt, dass Horst Seehofer Schuld sei, weil durch dessen Querschüsse die Regierung ihre „gute Arbeit“ nicht habe herausstellen können. Na dann hat der Horst ja doch einen guten Job gemacht.

Selbstporträt
Zur Bayernwahl offenbart Habeck sein Verständnis von Demokratie
Wer hätte gedacht, dass Anne Will mit Jörg Meuthen noch jemanden von der AfD einladen würde? Ja, die CSU habe „schreckliche Fehler“ gemacht, sich permanent widersprochen, aber etwa bei Law & Order „nichts durchgesetzt“, da gebe er Frau Amann Recht.

Frau Melanie Amann guckte darob, als habe ihr Meuthen in die Suppe gespuckt, denn Frau Amann ist vom Spiegel und hat ein Buch über die AfD geschrieben mit dem Titel „Angst für Deutschland“, und ein Lob von Meuthen ist für sie vermutlich die Höchststrafe. Etwas weniger verbissen, ja fast schon gewitzt, war da Michael Koß, der zweite „Experte“ gegen die AfD. Der beschrieb den AfD-Wahlerfolg als „Ergebnis harter Arbeit – von Horst Seehofer.“ Meuthen konnte noch den Gedanken platzieren, es sei ihm „ein Rätsel, wie Seehofer, Merkel und Nahles im Amt bleiben dürften. Die würden alle dem Regierungsauftrag nicht gerecht.”

Annalena Baerbock durfte dann noch lange dasselbe erzählen, was schon Katharina Schulze von den bayerischen Grünen überall herumposaunte, nämlich dass die Grünen die Demokratie überhaupt erst erfunden hätten und jetzt Europa gestalten wollten. Das kam beim Publikum dermaßen gut an, dass man da wohl von einer Parallelgesellschaft sprechen muss. Dabei wollen wir spaßeshalber nicht unerwähnt lassen, dass Rot-Rot-Grün in sozialistischer Eintracht gerade mal etwa 32% der Stimmen in Bayern erreichten (Knallrot sogar unter 5%), und die Gewinne der Grünen die Verluste der Sozis nicht ausgleichen konnten. Als Baerbock, die Kapitel 16, Vers 18 im Buch der Sprüche Salomos (Hochmut kommt vor dem Fall) natürlich nicht kennt, dann noch den Aufmarsch der 150.000 vom Samstag in Berlin (incl. Grönemeyer Konzert) als Grünen-Kundgebung verkaufen wollte, da schaffte es Meuthen, mehrere Mal unterbrochen, aber dann doch hörbar, einzuwerfen: „Ich erzähle Ihnen mal, mit wem Sie da demonstrierten!“

»Flieg, Katha, flieg!«
Grünen-Vorsitzende in Bayern: Wasser predigen - Wein trinken
Uiuiui, da ging sie los, die erwartete Teufelsaustreibung. Die Frau im Spiegel sah nur Rechtsradikale bei der AfD, Annalena Baerbock nur friedliche Antifas auf ihrer Seite. Anne Will, objektiv wie es sich für den Staatsfunk gehört, herrschte Meuthen an, die AfDler seien rassistisch, völkisch, „und Sie wissen das auch!“ Und sie brachte flugs einen Film, in dem ein AfDler sich über „Aids und Krätze bei eingewanderten Negern“ beklagte. Das sei „indiskutabel“, so Meuthen, die Partei habe immer wieder Leute rausgeschmissen, die sich danebenbenehmen. „Aber distanzieren Sie sich auch von den Linksradikalen, Frau Baerbock!“ „Ich brauche von Ihnen keinen Unterricht in Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“, fauchte Baerbock. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit haben die Grünen schließlich erfunden.

Der humorige Experte verpackte den Exorzismus etwas eleganter, und beklagte, dass die AfD einst von einem „honorigen Professor“ (Lucke, seinerzeit auch als Nazi attackiert) gegründet worden sei, dann von Frauke Petry (inzwischen beliebte Kronzeugin) nach rechts, und schließlich nach ganz rechts gedriftet sei. Gottseibeiuns!

Da hatte der Boris von Doris noch einmal Glück gehabt. Das schlimmste Wahlergebnis aller Zeiten war abgehakt, der Kampf gegen die AfD und Horst Seehofer geht weiter. Anne Will zitierte noch den Ausfall von Volker Bouffier (CDU-Hessen) gegen Horst, aber Dorothee Bärs „Kinderstube“ verbot ihr, „kurz vor der Wahl in gleicher Münze zurückzuzahlen“. Ja, nach Bayern ist vor Hessen, und wir sind absolut sicher: Thorsten Schäfer-Gümbel ist die nächste Natascha Kohnen und Bouffier kriegt die volle Merkelpackung.


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