Tichys Einblick
Corona-Krise: Das Chaos geht weiter

Spahn organisiert Vorratslager für medizinische Güter – Warum erst jetzt?

Nun werden die Intensivbetten knapp oder stehen ohne Pflegekräfte in der Gegend rum. Warum wurden aus der Warnung in der Gefahrenanalyse von 2013 keine Konsequenzen gezogen?

30.11.2020: Jens Spahn spricht bei einem Pressestatement zum Aufbau einer Nationalen Gesundheitsreserve.

picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Lieber spät als nie. So ist das auch mit der Bevorratung der Bundesregierung für den Fall sogenannten „epidemischen Notlage von nationaler Tragweite“. Man hört, staunt und glaubt es nicht. Just zu Beginn dieser Woche, sozusagen passend zur Adventszeit, hat der oberste Gesundheitshüter, Minister Jens Spahn, seine Mitstreiter*innen (Achtung: Neusprech) zusammengerufen. Der Grund verbietet jeden Aufschub! Immerhin geht es um die Einrichtung von Vorratslagern für medizinische Schutzkleidung (nicht zu vergessen, die lebensrettenden Masken), allerlei Gerätschaften für die Stunde X und noch viele andere Geheimnisse. Drücken wir alle die Daumen, dass bis zu dem Tag an dem Joseph und Maria an die Tür klopfen, alles an Ort und Stelle ist.

So sicher kann man da nämlich bei allem Respekt vor der Professionalität des Jens Spahn und seines Kollektivs nicht sein. Erinnert sei nur an die Wunder-App, für die sich als Resümee nur feststellen lässt: „Außer Spesen nichts gewesen“. Auch hört man von manchen ewigen Nörglern, dass die so wichtigen Schnelltests einfach nicht zu bekommen sind. Trump kann man dafür nicht mehr schuldig sprechen – der hat gerade anderes zu tun. Und dann werden da auch noch die Betten knapp oder stehen ohne Pflegekräfte in der Gegend rum. Ja, Jens Spahn hat es nicht leicht. Aber gemessen daran, dass die Bundesregierung bereits zu Beginn des Jahres 2013 von anerkannten Wissenschaftlern in einem Katastrophenbericht auf eine bevorstehende Pandemie aufmerksam gemacht worden war, ist freilich die Zeit zwischen der ersten und der zweiten Welle in diesem Jahr verdammt kurz. So ein Regierungshandeln braucht eben Zeit.

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Doch genug gelästert. Denn in Wahrheit gibt es nichts zu lachen. Was wie eine Satire klingt, ist die bittere Realität in diesem Lande. Eigentlich müsste jetzt die Stunde der Opposition schlagen. Die zu stellenden Fragen stehen fest. Warum wurden aus der Warnung 2013 keine Konsequenzen gezogen? Wer trug die Verantwortung? Wer handelte da nach der Devise: „Et hätt noch emmer joot jejange“? Man spielte einfach russisch Roulette, nur dass diesmal die Kugel schon im Lauf war. Kein Wunder, dass sich heute keiner mehr so richtig erinnern kann. Außer der AfD, der Linkspartei und den Grünen waren Minister aller anderen Parteien in den Merkel-Kabinetten dieser Jahre vertreten.

Doch die Grünen scheuen die Kritik, möchten sie doch endlich wieder Ministerämter mit all den Annehmlichkeiten genießen. Da darf man doch den schwarzen Wunschpartner und Mutti nicht verärgern. Außerdem ist man gerade dabei, die Aufrüstung der NATO gut zu finden, die Einschränkung der elementarsten Grundrechte zu unterstützen und sogar die Abschiebung von Gefährdern gutzuheißen. Die ganze grüne DNA geht vor lauter Machtgier des Habeck-Baerbock Duos gerade flöten. Und da man ja nie weiß, wie es kommt, gilt das auch für die Genossen von der SPD.

„Den Nutzen des deutschen Volkes zu mehren, und Schaden von ihm abzuwenden“ hatten alle Kabinette geschworen. Ein „Weiter so“ möchte man beim besten Willen nicht wünschen. Denn Zeit für alles war genug.

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