Sein Bundestagskollege Karl Lauterbach sieht das anders: Der SPD-Gesundheitspolitiker, der seit März als Cheerleader für immer härtere, noch striktere Corona-Maßnahmen durch die Talkshows tourt, wehrt sich im „Welt“-Interview gegen den Begriff des Denunziantentums, mit dem die Essener Maßnahme von einigen betitelt wurde. Damit, so Lauterbach, habe das alles nämlich gar nichts zu tun: Wer Verstöße melde, tue das für die Allgemeinheit – „das dürfen wir nicht brandmarken“.
Überraschen dürfte das niemanden, denn der Sozialdemokrat tritt seit März immer wieder für strenge Corona-Regeln und gegen so ziemlich jede Lockerung ein. Für den Gesundheitspolitiker scheint die Uhr immer auf fünf vor zwölf zu stehen. Wie kaum ein anderer Politiker ist Lauterbach in seinem Denken einer Art Seuchenregiment verfallen, einem politischen Tunnelblick, der im Fokus auf das Virus alles andere ausblendet – und in dem der Zweck auch hoch fragwürdige Mittel heiligt. Mittel wie staatlich gefördertes Denunzieren eben.
Früher dachte Karl Lauterbach übrigens ganz anders. 2018, lange vor der Pandemie, betitelte er ja das Hamburger AfD-Portal zur Meldung von politisch nicht-neutralen Lehrern, schon als „Nazi- und Stasi“-Methodik. Wie 2018-Lauterbach dann wohl die Äußerungen von 2020-Lauterbach bewerten würde? Wahrscheinlich noch viel schlimmer: Als AfD-Methodik.
Max Roland (19) ist Stv. Chefredakteur des Jugendmagazins Apollo News.