Tichys Einblick
Corona-Daten in Sachsen

Falsche Zahlen bei Ungeimpften-Inzidenzen auch in Sachsen

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte die Maßnahmen im eigenen Land mit hohen Inzidenzen unter Ungeimpften begründet. Jetzt stellt sich heraus: so sicher, wie behauptet, ist die Datenlage nicht.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer im Bundesrat am 17. Dezember 2021.

IMAGO / Political-Moments

Nach Informationen der Tageszeitung Welt hat es in Sachsen Ungereimtheiten bei den Inzidenzen von Ungeimpften gegeben. In großem Maße seien Personen mit unbekanntem Impfstatus den Ungeimpften zugeordnet worden. Die ungenauen Daten schafften es sogar in einen Gesetzesentwurf.

Hamburg
Tschentscher machte falsche Angaben zum Geimpften-Anteil an Corona-Infektionen
Bereits am 2. Dezember stellte die Zeitung eine Anfrage zu den ausgewerteten Neuinfektionen und dem Impfstatus der Betroffenen. Wegen der aktuell nicht belastbaren Datenlage nannte die sächsische Landesregierung keine konkreten Zahlen. Bei einer weiteren Anfrage stellte sich heraus, dass in rund 30 bis 40 Prozent der Fälle der Impfstatus nicht bekannt sei. Im Deutschlandfunk hatte der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am 5. November behauptet, dass die Inzidenz bei Ungeimpften 700 bis 800 im Freistaat Sachsen betrage. Bei Geimpften betrage sie nur 70 bis 80. Kretschmer nahm diesen „Faktor 10“ zur Begründung von „Schutzmaßnahmen“ zum Anlass, insbesondere die 2G-Regel.
Kretschmer: 98,8 Prozent der Bürger stehen hinter Maßnahmen

Wegen Kritik an falschen Corona-Daten
Rechtspopulismus-Vorwurf gegen bayrische FDP
Zuvor hatte sich Ähnliches in Hamburg und Bayern ereignet. Der Hamburger Senat hatte bei einer Anfrage von FDP und Linken zugegeben, dass in rund 63 Prozent der Fälle der als infiziert Gemeldeten der Impfstaus unklar sei. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte am 16. November behauptet, dass 80 Prozent der Neuinfektionen bei Ungeimpften auftreten würden. In Bayern stellte sich Anfang Dezember heraus, dass die Ungeimpften-Inzidenzen vom zuständigen Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) falsch erhoben worden waren. Bei rund 70 Prozent der gemeldeten, vermeintlichen Ungeimpften-Neuinfektionen war der Impfstatus unbekannt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuvor von einer Inzidenz von 1600 bei Ungeimpften in Bayern gesprochen und damit die 2G-regel im Einzelhandel begründet.

Die falschen Zahlen fallen in eine für Kretschmer ungünstige Zeit. In Sachsen wächst die Protestkultur gegen die 2G-Maßnahmen und die mögliche Einführung einer allgemeinen Impfpflicht gegen COVID-19. Der Ministerpräsident betonte, dass 99,8 Prozent der Bürger nicht spazieren gingen, sondern hinter den Maßnahmen stünden. Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) warnte vor einer Radikalisierung der Proteste. Rentner und Eltern mit Kindern würden Seite an Seite mit Rechtsextremisten marschieren. „Der Protest vermischt sich. Das macht mir große Sorgen“, sagte Wöller am Donnerstag.

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