Tichys Einblick
politisierte Wissenschaft

Christian Drostens alte Masche: mit Medienmacht Widerspruch diskreditieren

Deutschlands wohl einflussreichster Virologe Christian Drosten hat Wissenschaftskollegen desavouiert. Doch die Debatte über den Corona-Ursprung lässt sich nicht mehr unterdrücken. Nun begegnet Drosten der Kritik erneut unsachlich.

IMAGO / Jens Schicke

Verantwortung ist das Schlagwort dieser Pandemie. Viele Medien, gerade die öffentlich-rechtlichen Sender, hielten es für ihre Verantwortung, Stimme der „Wissenschaft“ zu sein. Mit diesem angeblichen „Wissenschaftlichen Konsens“ war in Deutschland meist hauptsächlich der Charité-Virologe Christian Drosten gemeint.

Wie gefährlich dieses blinde Vertrauen ist, zeigt sich an den neuen Erkenntnissen rund um eine systematische Verschleierung des Ursprungs des Corona-Virus. Wir wissen heute: Zahlreiche internationale Wissenschaftler verabredeten sich und beschlossen, die vorliegenden Hinweise auf einen Ursprung des Virus im Labor von Wuhan zu verschweigen. Auch Christian Drosten war dabei. Und obwohl dieser aus E-Mails wusste, dass renommierte Wissenschaftler diese Möglichkeit für durchaus realistisch halten und auch beträchtliche Argumente vorbringen können, bezeichnete er Menschen, die das in der Öffentlichkeit sagten, als Verschwörungstheoretiker. Er unterschrieb einen Appell, der etwaige Theorien als wissenschaftsfeindlich darstellte. Und er redete in einer Ausgabe seines Podcasts gar der Zensur solcher Inhalte in den sozialen Netzwerken das Wort.

Wiesendanger-Papier über Corona-Ursprung
Gefängnisstrafe für Fauci? – Wissenschaftler kritisiert auch Drosten
Es gelang tatsächlich, diese Debatte für gut ein Jahr zumindest in Deutschland zu unterdrücken – andere Meinungen bekamen die volle Härte der „Wissenschafts“-Gemeinde zu spüren. Allen voran Professor Roland Wiesendanger: Das Mitglied der Leopoldina wurde einst als Physik-Nobelpreisträger gehandelt – und argumentierte Anfang 2021 in einer Studie für die Labortheorie. Er wurde dafür in den Medien zerrissen.

Die von ihm vor knapp einem Jahr vorgelegte Analyse zum Corona-Ursprung ist stichhaltig, enthält Punkte, über die man in jedem Fall hätte diskutieren sollen. Sollte die These zutreffen, dass das Virus aus einem chinesischen Labor entkommen ist, würde das alles auf den Kopf stellen. Doch die mediale Energie konzentrierte sich hauptsächlich darauf, das Ergebnis, zu dem Wiesendanger gekommen war, schlecht aussehen zu lassen.

Der Spiegel titelte damals: Theorien zu Virusursprung – Universität Hamburg adelt krude Corona-Studie“; der NDR fand: Krudes Zeug in der Corona-Studie der Uni Hamburg“, ZDF heute war noch vergleichsweise harmlos: „Uni Hamburg verbreitet fragwürdige Theorie“. In den Texten überschlug man sich in verbalen Anwürfen, die in ihrer Vehemenz immer mehr Leser stutzig machen: „unwürdig“, „unwissenschaftlich“, „toxisch“. Grundsätzlich wurde nur von der „sogenannten Studie“ gesprochen, bzw. Studie in Anführungszeichen gesetzt.

Institut für Virologie in Wuhan
US-Nachrichtendienst vertritt offiziell den Standpunkt, dass Laborunfall in Wuhan der Covid-19-Ursprung ist
TE wurde für eine sachliche Berichterstattung über die Studie massiv angegriffen. Facebook sperrte weiterhin konsequent alle Beiträge, die das Thema auch nur anschnitten. Grundlage für diese Attacken war eben jener angebliche Konsens ‚der‘ Wissenschaftler, die sich eine mediale Vorherrschaft in der Corona-Frage erarbeitet hatten. Diese allerdings täuschten den Konsens nur vor. Die Wissenschaftsdisziplin der Virologie hat natürlich ohnehin wenig Interesse daran, einen Vorgang öffentlich werden zu lassen, der ja die internationale Forschung und Arbeit in dem Bereich diskreditieren könnte. Für Anthony Fauci ist es nochmal gefährlicher, da dieser selbst die Finanzierung des Labors in Wuhan verantwortet hat. Aber auch die Berliner Charité, deren Chefvirologe Drosten ist, war an Gain-of-Function-Experimenten beteiligt.
Mit medialer Macht Kollegen auch persönlich fertig machen

Heute wissen wir viel über das Thema: Wir wissen, dass es Ende 2019 einen Laborunfall in Wuhan gab, dass man Daten hat verschwinden lassen, und wir wissen, dass genetische Eigenschaften auf einen künstlichen Ursprung von Sars-CoV-2 deuten. Das ist kein Beweis für die Labor-Theorie, aber sie kann nicht mehr ausgeschlossen werden, das gesteht mittlerweile auch die WHO ein. Ein US-Nachrichtendienst geht mittlerweile von der Labortheorie aus, vor den Parlamenten in den USA und Großbritannien sprechen Wissenschaftler, die diese Position vertreten.

Keine kritischen Ansichten erwünscht
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Menschen wie Roland Wiesendanger wurden völlig zu Unrecht gebrandmarkt. Ihre Ansätze waren gemessen am Stand damals bahnbrechend, sie bereicherten eine Debatte, die natürlicherweise im Nebel stochert. Doch sie wurden zum Schweigen gebracht und als Sonderlinge an den Rand gedrängt, auch persönlich unter Druck gesetzt.

Jetzt wäre es Zeit für eine Entschuldigung. Doch daran denkt Christian Drosten gar nicht: Statt zu diskutieren, geht er zum Frontalangriff über. Nach einem Interview von Wiesendanger im Cicero bezeichnet Drosten diesen nun als „Extremcharakter“, das Interview als „Vorkommnis“. Er vermutet eine „Kampagne“. Seine treue Anhängerschaft glaubt ihm abermals, er erhält weit über 2.000 Retweets.

Dass Drosten seine mediale Macht nutzt, um missliebige Kollegen auch persönlich fertig zu machen, ist indes nichts Neues. Einst versuchte er, seinen Kollegen Hendrik Streeck von einer Regierungsstudie auszuschließen, indem er über ihn in einer Mail schrieb, dessen Äußerungen würden sich „mit dem Gedankenspektrum von ‚Querdenkern‘ überschneiden“.

Christian Drosten ist längst mehr eine Figur der Öffentlichkeit als Forscher. Er nutzt seine Macht und Popularität, um andere Meinungen in der Wissenschaft abzudrängen und entzieht sich so der inhaltlichen Debatte. Er ist Vorreiter der Entwicklung, die Deutschland in die Lockdown-Endlosschleife führte: ein wissenschaftlicher Konsens, der darauf basiert, dass andersdenkende Wissenschaftler ausgeschlossen werden. Am Ende dieser Entwicklung steht nun keine wissenschaftsgeleitete Politik, sondern eine politikgeleitete Wissenschaft.

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