Tichys Einblick
Warnzeichen einer Krise

Immer mehr Insolvenzen

Das Statistische Bundesamt meldet einen weiteren Anstieg der Insolvenzen. Es ist das Warnsignal einer heranziehenden Krise. Robert Habeck will dem mit öffentlichem Konsum begegnen.

IMAGO / Rolf Poss
Wie das Statistische Bundesamt am Freitag meldete, wurden im September 19,5 Prozent mehr Regelinsovlenzen beantragt als im September des Vorjahres. Bereits im August hatten die Insolvenzen um 13,8 Prozent zugenommen. Im Juli wurden 1.586 Insolvenzen gemeldet, sogar 37,4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Es ist ein Zeichen der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage. Dabei hinkt die Statistik der Wirklichkeit hinterher: Denn die im September gemeldeten Insolvenzen wurden im Großteil im Mai, teils aber schon im März beantragt. In die Statistik fließen auch keine Privatinsolvenzen ein. Doch das Bild, so unvollständig es auf ist, ist verheerend: Immer mehr Unternehmen schließen die Tore.

Besonders betroffen sind Unternehmen des Verkehrs und der Lagerei, wirtschaftliche Dienstleistungen (beispielsweise Leiharbeitsfirmen) und das Baugewerbe. Sie sind mehr als doppelt so oft von Insolvenzen betroffen als andere Unternehmen. Sicher sind hingegen die Unternehmen der Energieversorgung – wo sie nicht direkt in Staatshand sind, werden oder wurden sie vom Staat seit Beginn der Gaskrise geschützt.

Die Bereiche Verkehr, Lagerei und Baugewerbe waren in den letzten Jahren besonders von der Inflation und den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. In den Jahren 2021 und 2022 stiegen die Preise für Personen und Güterbeförderung in der See- und Küstenschifffahrt auf fast 250 Prozent des Normalpreises. Die Erzeugerpreise im gesamten Verkehrs- und Lagereisektor liegen 23,5 Prozent über dem Referenzwert von 2015. Das sind gut sieben Prozentpunkte mehr, als die Preise im Durchschnitt der Wirtschaft gestiegen sind.

Ein ähnliches Bild bietet sich im Baugewebe. Erst fehlten Baustoffe, weil die internationalen Lieferketten aufgrund der Lockdowns zerrüttet waren. Dann folgte ein Bauboom in den USA und China, der die Märkte leerfegte. Im dritten Quartal dieses Jahres stiegen die Kosten für den Bau von Wohnhäusern um 6,4 Prozent – nachdem die Preise im dritten Quartal 2022 schon um 16,5 Prozent gestiegen waren.

Der Staat macht alles noch teurer

All das bedeutet: Das Erbringen von Leistungen in diesen wichtigen Branchen wird auch nach Abzug der Inflationsrate teurer. Dabei müsste in Deutschland dringend mehr gebaut werden, es fehlen hunderttausende Wohnungen in den Ballungsräumen. Das Ergebnis sind hohe Mieten, denen die Politik mit immer neuen Interventionen begegnen will. Und die Politik heizt diese Preisentwicklungen noch weiter an.

Im Baugewerbe werden mit immer neuen Sanierungsvorschriften die Preise für den Hausbau immer weiter nach oben getrieben – doch die Phase der Nullzinsen ist vorbei. Höhere Kosten müssen mit größeren Krediten ausgeglichen werden, was wiederum bedeutet, dass weniger gebaut wird. Die Bundesregierung diskutiert, dass man die nächste Runde der Vorschriftenverschärfung aussetzen könnte – ein Feigenblatt, denn im Europaparlament wird beraten, den Bau von Nullemissionshäusern verpflichtend zu machen. Ab dem 1. Dezember wird auf die LKW-Maut ein CO2-Aufschlag erhoben. Die Maut verdoppelt sich damit faktisch. Das wird sich massiv auf alle Transportkosten und die Preise auswirken.

Es sind Warnzeichen einer Krise, die in Deutschland heranzieht. In diesem Jahr ist Deutschland die einzige Industrienation, für die ein Schrumpfen der Wirtschaft vorhergesagt wird. Das bedeutet konkret: Die Menschen in Deutschland werden ärmer, während sie anderswo reicher werden. Die Konjunkturprognosen sagen einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 0,4 Prozent voraus. Doch das Problem ist schlimmer, als es auf den ersten Blick scheint. Wegen der nach wie vor hohen Migration wächst die Bevölkerung. Alleine in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um 0,3 Prozent. Immer mehr Menschen kämpfen also um immer weniger Wohlstand.

Für das nächste Jahr erhofft sich die Politik ein Wachstum zwischen einem und zwei Prozent. Das will die Regierung durch massive öffentliche Investitionen erreichen, verkündete Robert Habeck erst diese Woche im Interview mit Sandra Maischberger. Als Beispiel führte Habeck die Investitionen in die Bundeswehr an. Doch Militärausgaben sind keine Investitionen, die das Wachstum fördern könnten. Es ist Konsum, der Geld verbrennt: Panzer haben keinen positiven Nutzen für die Produktivität der Wirtschaft. Jeder abgegebene Schuss ist Geld, dass sprichwörtlich aus der Kanone geschossen wird.

Dasselbe Problem gilt für viele Projekte der Ampel: Der Ausbau teurer erneuerbarer Energien ist keine wirtschaftsfördernde Investition, sondern eine Fehlallokation von Ressourcen, solange es bessere, günstigere Formen der Energieerzeugung gibt. Atomkraft zum Beispiel. Die hohen Stromkosten werden so zum Mühlstein der Unternehmen. Immer neue Sozialausgaben fördern nicht die Produktion, sondern behindern diese, wenn sie Arbeitslosen den Anreiz nehmen, sich wieder Arbeit zu suchen. Auf eine kurze, scheinbare Wirtschaftserholung folgt eine Krise, die durch die Zinslast der auf pump finanzierten Konsumausgaben nur um so schlimmer wird.

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