Tichys Einblick
Links-grüne Hochkultur an den Universitäten

Studieren in woken Zeiten: Willkür und politische Einflussnahme

An den Universitäten arbeitet die woke Ideologie auf Hochtouren: Freien Diskurs und kritisches Denken gibt es dort kaum noch. Stattdessen werden grundgesetzlich verankerte Freiheits- und Gleichheitsrechte eingeschränkt.

Archivbild: Humboldt Universität Berlin

IMAGO / Seeliger

Tampon-Spender auf Herren-Toiletten, Veranstaltungen wie ein „Klimapuzzle“, „Allyship mit nicht-binären Menschen“ oder „Projektwochen gegen Vorurteile“ sind nur wenige Beispiele für die woke Hochkultur an den Universitäten. Studenten, die sich dem verweigern, droht ein Punktabzug. Statt die Studenten zu kritischem und freiem Denken anzuregen, scheinen die Universitäten das Denken mithilfe der woken Ideologie in eine ganz bestimmte Richtung drängen zu wollen.

Ins Auge sticht dabei zum Beispiel die Christian-Albrecht-Universität (CAU) zu Kiel: Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) veranstaltet alle möglichen Projektwochen und -tage, zum Beispiel die „Diversity Tage“ und eine „Projektwoche gegen Vorurteile“. In dieser stellt dann eine Künstlerin ein „vielfältiges Vorurteils-Orakel“ vor, „welches Grundlage für neue Denkanstöße sowie differenzierten und reflektierten Austausch“ bieten soll. Außerdem gibt es in der Projektwoche einen „Open Space“ zum Thema „Vorurteile zu Gender und Diversity sowie zu körperlichen Idealen, der zu einer kritischen Sicht und Verhaltensänderung anregen soll“.

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Das klingt wie ein Widerspruch: „kritische Sicht“ und „Verhaltensänderung“. Heutzutage scheint „kritische Sicht“ nicht mehr zu bedeuten, sich mit verschiedenen Perspektiven zu beschäftigen, Dinge zu durchdenken und zu hinterfragen, sondern woke zu sein. Dann ist man nämlich gegen all die alten, weißen, bösen, rechten Männer unserer Welt – das neue „Kritisch“ halt.

Zu einer „kritischen Sicht“ gehört auch, sich gegen Corona impfen zu lassen, wie es aus einem Plädoyer der Asta aus Zeiten der Pandemie hervorgeht: Sie „wollen ein Zeichen setzen für die Impfungen, denn Impfen rettet leben“, heißt es in einer Mail an alle Studenten. Zu einer „kritischen Sicht“ gehört ebenfalls, den Krieg in der Ukraine auf eine einzelne Person zu beschränken: Sie wollen „auch ein Zeichen für Frieden in Europa und gegen den von Putin angeführten Krieg setzen, denn unsere Gedanken sind täglich bei den Ukrainer:innen“.

Die Asta fordert von ihren Studenten: „mehr Denken statt Querdenken“. Denn: „Wer mit Rechten auf die Straße geht und Menschen durch Wissenschaftsverleumdung Angst bereitet, der muss mit Protesten, muss mit Gegenwind rechnen.“ Das wiederum klingt fast wie eine Drohung. Das klingt fast so, als gäbe es keine Demonstrationsfreiheit, als wäre alles falsch, was mit einer eigenen – anderen – Meinung als der woken zu tun hat. Dann ist man nämlich automatisch rechts.

Bei all diesen Parolen, welche die Asta per Mail an alle Studenten der CAU verschickt, geht beinahe unter, dass Dozenten in ihren Vorlesungen dazu aufgerufen haben, sich impfen zu lassen, und zudem fordern, nicht die AfD zu wählen. Etwas, das eigentlich nicht in den Vorlesungssaal gehört, sondern eine persönliche Entscheidung sein sollte. Aber eben nur eigentlich.

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Genauso, wie das Grundgesetz eigentlich eine Chancengleichheit vorschreibt, die an der CAU aber nicht zu gelten scheint. In einem Stellenangebot der Asta lautet der letzte Absatz: „Black, Indigenous and Persons of Color, Eingewanderte und ihre (direkten) Nachkommen, Frauen*, Lesben*, inter*, nicht binäre*, trans* und agender* Personen, sowie Menschen mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen und Personen mit Kindern werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt berücksichtigt.“ Das widerspricht nicht nur dem Grundgesetz, sondern auch der Forderung der links-grünen Welt, dass alle Menschen gleich sind und keine Unterschiede aufweisen. Manche sind eben gleicher: Solange die Minderheiten bevorzugt werden, scheint alles in Ordnung in der woken Wertegemeinschaft. Da sagt dann keiner etwas gegen.

Das traut sich auch keiner: Immerhin erwartet Studenten, die etwas dagegen sagen, nicht nur ein Shitstorm ihrer links-grünen Mitstudenten. Sie befürchten auch, dass un-woke Aussagen dazu führen, dass ihre Dozenten sie schlechter bewerten. So eine Erfahrung hat beispielsweise ein Psychologie-Student in Westdeutschland gemacht: Für eine Seminararbeit habe es im Bewertungsraster unter „Form und Stil“ die Anforderung gegeben: „gender-sensible Sprache“ – etwas, das sein Dozent zuvor nie angesprochen habe. Der Student habe sich überlegt, wie er dieser Anforderung gerecht werden könne und habe sich von anderen Forschungsartikeln einen Gender-Hinweis abgeschaut, der lautet: „Um die Lesbarkeit in folgender Arbeit zu gewährleisten, wird keine gender-gerechte Sprache verwendet. Folgende Arbeit ist ausschließlich in männlicher Form geschrieben, spricht jedoch alle Geschlechter an.“

Der Dozent hat dies allerdings nicht akzeptiert, sondern dem Studenten Punkte abgezogen. Als Anmerkung schrieb er: „Leserlichkeit durch gender-sensible Ansprache in dieser Arbeit nicht beeinflusst. Disclaimer überflüssig, Anforderung verfehlt.“ Alle, die ordentlich gegendert haben, hatten in dieser Kategorie volle Punktzahl.

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Dabei ist Gendern noch gar nicht in allen Fakultäten angekommen und ist abhängig vom jeweiligen Dozenten: So berichten mehrere Studenten, dass ihre Philosophie-Dozenten gendern, ihre Wirtschaft-Dozenten aber nicht. Außerdem fordern einige Dozenten eine gender-sensible Sprache in den Hausarbeiten, während andere einen Gender-Hinweis präferieren – wenn überhaupt. Aber wenn sich ein Student gegen woke Anforderungen eines Dozenten wehrt, dann droht Punktabzug. Das klingt wie Willkür.

Das führt auch dazu, dass in Universitäten kaum mehr ein Diskurs stattfindet. Stattdessen übernehmen die meisten Studenten die Meinung ihres Dozenten. Von kritischem Hinterfragen ist kaum etwas zu sehen: So berichtete eine Studentin aus Norddeutschland von einem Modul „Gender und Diversity bei Sozialer Arbeit“. In diesem habe die Dozentin unter anderem davon gesprochen, man solle nicht zu faul sein zu gendern, da dies so wichtig sei. Die Dozentin selbst habe wiederum eine Abkürzung nach der anderen verwendet – aus Faulheit: „z.B.“, „usw.“, „AGB“. Darüber hinaus sei das Modul einseitig aufgebaut gewesen: Über mögliche Nachteile des Genderns habe die Dozentin nicht gesprochen. Obwohl diese Nachteile insbesondere benachteiligte Menschen, beispielsweise blinde oder schwerhörige, betreffe, um die es bei der sozialen Arbeit häufig ginge, führt die Studentin aus. Das zeuge von Doppelmoral.

Ob nun Dozenten willkürlich schlechter bewerten, wenn ein Student nicht gendert, ob Studenten bevorzugt werden, die zu Minderheiten gehören, oder ob links-grüne Veranstaltungen angeboten werden, wie ein „Klimapuzzle“, „die durstige Avocado“, „Allyship mit nicht-binären Menschen“ oder „Literarische und mediale Ermächtigung von trans Personen“: In den Universitäten ist die woke Ideologie eine Hochkultur. Diese beendet den offenen Diskurs und das freie Denken, für das Universitäten eigentlich stehen.

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