Tichys Einblick
Grüne verbrannte Erde

Grüne schalten Kernkraftwerke ab und Kohlekraftwerke an

Aus Deutschland wird Absurdistan: CO2-arme Kraftwerke werden abgeschaltet und zerstört – „klimaschädliche“ Kohlekraftwerke schließen die Versorgungslücke. Um die Abschaltung unumkehrbar zu machen, werden die Kraftwerke „planmäßig zerstört“.

IMAGO / Sven Simon

Am Samstag um 22:00 Uhr wird in den drei verbliebenen Kernkraftwerken die Leistung der Generatoren langsam heruntergefahren; daraufhin steigt die Temperatur des Kühlmittels im Reaktor, automatisch werden die Regelstäbe zwischen die Brennstäbe im Reaktorkern gefahren, bremsen den Neutronenfluss und reduzieren damit die Leistung des Reaktors. Nach etwa zwei Stunden wird der Generator vom Stromnetz getrennt.

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Doch vorher muss noch die Stromversorgung des Kraftwerkes auf das öffentliche Netz umgeschaltet werden. Denn ein solches Kraftwerk ist ein veritabler Industriebetrieb und benötigt selbst eine Menge Strom, die bis dahin das Kraftwerk selbst erzeugt hat.

So geschieht das an allen drei Kernkraftwerken, es fehlen dann 4,5 GW an elektrischer Leistung im deutschen Stromnetz, die in Echtzeit von woanders her besorgt werden müssen. Dies bedeutet: Gleichzeitig müssen Kohlekraftwerke hochfahren und mehr Leistung bringen und eventuell Strom aus Nachbarländern importiert werden. So ersetzt Strom aus polnischen Braunkohlekraftwerken und französischen Kernkraftwerken Strom aus deutschen Kernkraftwerken.

Damit sind 17 Kernkraftanlagen, die einst zur Weltspitze gehörten und Deutschland mit preisgünstigem und verfügbarem Strom versorgten, aus dem Netz und der Versorgung verschwunden. An den letzten drei Kernkraftwerksanlagen finden Abschaltfeste statt, bei denen der Weg in die Energiearmut freudig bejubelt wird.

Für die SPD München heißt es beispielsweise Antreten zum Atomausstiegsfest. Von Klimaschutz braucht sie nicht mehr zu reden. Die grüne Fachfrau für Alles und insbesondere Energiefragen aller Art, Ricarda Lang von den Grünen, twitterte, dass das Kernkraftwerk Emsland für die Netzstabilität nicht erforderlich sei. Sie kam sicherlich nach sorgfältigem Studium der Kirchhoffschen Gesetze zu diesem Schluss. Die beschreiben die Grundlagen für die Stromverteilung in einem Leitungsnetz.

Rot-grün-schwarze Politik in Deutschland hat den Strom knapp und damit teuer wie in keinem anderen Land der Welt gemacht, und er wird immer unsicherer.

Stromwarn-Apps fordern Stromkunden wie im grünen Baden-Württemberg immer wieder auf, Strom zu sparen, nicht zu kochen, nicht zu waschen und kein Elektroauto zu laden. Denn es gibt nicht genügend Strom in den Netzen. Die Physik schlägt unbarmherzig zu. Ein Land macht sich lächerlich und vom Wind abhängig. Wenn der nicht weht und die Sonne nicht scheint, gibt es eben keinen Strom.

Für Irritationen sorgten Berichte der Online-site »Pleiteticker«, dass im schon zum Jahresende 2021 stillgelegten Kernkraftwerk Grohnde die Rohrleitungen durch Spülungen irreparabel beschädigt seien. Das ist von Bedeutung, weil vielfach Grohnde zwar als abgeschaltet, aber als betriebsfähig galt. Davon kann nun wohl nicht mehr die Rede sein. Vor Abrissarbeiten eines Kernkraftwerkes wird das Rohrleitungssystem des Primärkreislaufes kräftig durchgespült, um radioaktive Partikel an den Innenseiten der Rohre zu entfernen. Dies senkt das Strahlungsniveau und verkürzt die Abklingzeit im gesamten Rohrsystem. Es kann damit schneller auseinandergeschweißt werden, ohne dass die Fachkräfte also lange hoher radioaktiver Belastung ausgesetzt sind.

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Ein Vorgang, der auch während der normalen Laufzeit von Zeit zu Zeit vorgenommen wird. Dabei spült man mit säuren- und basenbasierten Spülflüssigkeiten auch im Laufe eines KKW-Lebens mehrere Male, doch mit Konzentrationen, mittels derer Schutzschichten geschont bleiben. Etwas brutaler geht man zu Werke, wenn es um die letzte Spülung geht.

Das niedersächsische Umweltministerium bestätigte gegenüber dem Portal, dass »in der Tat bei der Primärkreisdekontamination das Rohrsystem des AKW planmäßig zerstört worden« sei. »Von daher fehlt neben vielem anderen eine wesentliche Voraussetzung für eine Wiederinbetriebnahme, mal ganz davon abgesehen davon, dass die Berechtigung zum Leistungsbetrieb des Atomkraftwerkes Grohnde durch die Festlegung im Atomgesetz erloschen ist.«

AKW Grohnde „planmäßig zerstört“

Jeder Vorgang, jeder Handgriff muss genehmigt werden. Auf die Frage, ob und wo dieser genehmigt wurde, hält sich das Umweltministerium Niedersachsen bedeckt und gibt gegenüber TE keine Auskunft. Doch solche Genehmigungen dauern ein bis zwei Jahre, auffallend schnell also ging es beim Kernkraftwerk Grohnde.

Das sogenannte Rückbaukonzept ist so konzipiert, dass wichtige Elemente möglichst schnell abgebaut werden, um eine Wiederinbetriebnahme zu erschweren. Grundsätzlich können immer Rohre neu eingesetzt werden. So sind im Block C des Kernkraftwerkes Gundremmingen bereits Rohre aus dem Primärkreislauf herausgeschnitten worden.

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Auch das Bundesumweltministerium bestätigte: »Zur Vorbereitung des Abbaus, der nach dem Atomgesetz unverzüglich vorgenommen werden muss, ist im Interesse des Strahlenschutzes eine gründliche und damit die Komponenten stark und auf Dauer schädigende Dekontamination vorzunehmen. Ein anderes Vorgehen wäre rechtswidrig. Nach Durchführung dieser Primärkreisdekontamination ist ein Betrieb auch aus sicherheitstechnischer Sicht somit nicht mehr möglich.«

Das entspricht grünem Vorgehen: verbrannte Erde hinterlassen. Bereits beim Kernkraftwerk Philippsburg konnte es dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Kretschmann, nicht schnell genug gehen. Er ließ keine fünf Monate nach Stilllegung des Kraftwerks bereits die Kühltürme in die Luft sprengen.

Während noch politisch über Fortdauer der Kernkraftwerke spekuliert wurde, haben grüne Regierungen Fakten geschaffen, die so nicht hätten sein müssen. Ziel: verbrannte Erde zu hinterlassen, um sich ihren Jugendtraum vom Atomausstieg zu erfüllen. Der Kernenergieexperte Professor André Thess erklärt dazu allerdings, dass im Falle einer wirklichen Notwendigkeit auch länger stillgelegte Kernkraftwerke wieder in Betrieb genommen werden könnten, wenn man nur will.

Offensichtlich ist hinter den Kulissen ein Kampf im Gange: Grüne Politiker und grün geführte Genehmigungsbehörden wollen jede Politikwende zurück zur Kernenergie verunmöglichen – so werden ohne parlamentarische oder politische Debatten Fakten geschaffen. Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung den Fortbetrieb der Kernkraftwerke fordert. Diese Politik ist vermutlich die umfassendste Zerstörung von volkswirtschaftlichem Kapital ohne kriegerische Maßnahmen.

Doch gilt immer: Unumkehrbar ist nichts. Weltweit werden derzeit 50 Kernkraftwerke und knapp 1400 neue Kohlekraftwerke gebaut oder sind in Planung, die meisten davon in China. Nur die deutsche Tagesschau versucht, im Einklang mit deutschen Medien weiszumachen, dass die Chinesen aber eigentlich nur von Wind, Sonne, Luft und Liebe leben wollen.

Sie werden mit Braun- oder Steinkohle betrieben, die es sehr billig nahezu überall gibt. Auch in Deutschland dürfte die Kohle wieder zu neuen Ehren gelangen, wenn die Energiearmut zu groß wird. Sie liegt auch hier noch in Hülle und Fülle in der Erde – allerdings in großen Teufen. Mit neuen Abbautechnologien werden die sich auch kostengünstiger abbauen lassen. Immerhin war Deutschland auch einmal ein Land mit einer fortschrittlichen Bergbautechnologie.

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