Tichys Einblick
Gastronomie vor dem Aus

Ihr habt aufs falsche Pferd gesetzt!

Bald sitzen wir also vereinzelt zu Hause mit Bierflasche und Aufback-Pizza. Gastronomie und Geselligkeit sind museale Erinnerungen einer längst vergangenen Nostalgie. Und die Polit-Schickeria prasst in ihren überlebenden Edel-Restaurants, ungestört vom Pöbel.

Symbolbild; Aufnahme vom 19.07.2021

IMAGO / Steinach

Ich weiß, dass ich mich auf vermintes Terrain begebe. Und auch, dass ich manchem vielleicht unrecht tue. Dennoch folge ich mal der Aufforderung zweier junger Start-Up-Unternehmer, die mich auf dem Flug LX 38 von Zürich nach San Francisco ansprachen. Sie wollten zu den Behörden nach Sakramento, auswandern aus Deutschland, „und zwar so schnell wie möglich — nichts wie weg!“

Sie meinten: „Sie stehen ja im Verdacht, Verschwörungstheorien anzuhängen, Herr Hahne. Aber die sind ja nun alle von der Realität sogar überholt worden. Bitte, schreiben Sie doch in Ihrem nächsten Buch neue …..“

Im Hotel in Sausalito finde ich im Kühlschrank original bayerisches Bier einer namhaften Familien-Brauerei. Die meinten es wohl gut mit mir. Ich habe jedoch nichts angerührt. Denn die Firma erinnert mich zu sehr an eine maßgebliche Person in den Spitzengremien der DEHOGA, der Interessenvertretung der Hotels und Gaststätten. Die größten Versager der letzten Jahre.

Mein Postfach explodiert gerade mit Mails verzweifelter Gastronomen. Das Netz ist voll davon. Herz zerreißend. Diese absolute Fassungslosigkeit über die Folgen der Mehrwertsteuer-Erhöhung u n d der Maut-Erhöhung, die ja zusätzlich die Kosten für Lebensmittel nach oben schraubt.

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Aber: Wo war denn die Interessenvertretung der Wirte in den letzten Jahren?! Sie sind doch dem Regime förmlich in den Allerwertesten gekrochen. Haben diese irren, Existenz-zerstörenden Lockdowns mitgemacht. Haben willig hoheitliche (!) Aufgaben übernommen: die Kontrolle der Gäste mit Hilfe diverser Apps. Das Abrufen von Impfpässen. Dieser perverse Irrsinn mit den G´s und all dem Spahn-Allotria.

„Wir sind hier doch nicht bei der Stasi!“ — für diese Bemerkung wurde ich von einem Wirt nahezu des Lokals verwiesen. Jetzt macht er dicht. Pleite! Er hatte doch dem Regime vertraut, wie er mir heute vorgreint. Alles mitgemacht. „Die werden uns schon nicht hängen lassen, wenn es hart auf hart kommt.“ Und jetzt hängen sie —- am seidenen Faden ihrer Existenz.

Ja, das gehört zur Wahrheit! Beispiel gefällig? In Berlin regten sich die Besitzer der legendären „STÄV“ auf — sie wollten Lokalverbot gegen Lockdown-Politiker verhängen. Groß angekündigt via Internet, ein Quotenrenner — auch in meiner alten ZDF-Sendung „Berlin direkt“ traten sie auf. Wenige Tage später ziehen sie alles wieder zurück. Feige.

In Berlin geriet ich im September 2020 in eine riesige Demo von Schaustellern und Gastronomen — mehr als 1.000 Fahrzeuge. Mutiger Widerstand. Ja, da wehrte man sich noch. Nach ein paar Wochen folgte man willig Idioten (also: Nichtfachleuten) wie Drosten, Spahn, Söder und Co. Willig! Die werden uns schon nicht hängen lassen …. Pustekuchen!

Das Internet explodiert jetzt gerade vor verzweifelteren Hilferufen. Es geht einem ans Herz. Aber, ihr Lieben: Ihr habt aufs falsche Pferd gesetzt. Eure DEHOGA zum Beispiel, in der auch willige Funktionäre der herrschenden Parteien sitzen (ich sage nur: Bayern, Bierbrauer, CSU) hat euch doch im Stich gelassen. Jene Brauerei ließ eine Woche vor der Bayernwahl Stoiber in ihren Räumen für Söder werben. „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher,“ sagte schon Einstein.

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Die staatlichen Vorschriften konnten doch nicht absurd genug sein, als dass sie nicht erfüllt wurden. Essen in (umweltfreundlichem!!) Plastik verschweißt, Frühstück hing an der Tür, Zimmer nicht geputzt, Betten nicht gemacht. Alles vergessen? D a s hat der Gastronomie schon mal das Genick an-gebrochen, das nun endgültig gebrochen wird. Von denselben Politikern. Das ist die Wahrheit.

Das Volk war doch voller kleiner Helferlein im Hotel- und Gaststättengewerbe. Voller Denunzianten. Wieviel Haushalte dürfen sich wann und wo mit wem hinter Kaffeefilter-Masken treffen? Wieviel Trennwände und Abstände sind in Lokalen nötig. Mit Maske vom Tisch zum Klo, aber ohne am Tisch mit Gesprächen zu den Nachbarn. Irre! Personal ohne, Gäste mit den Lappen vorm Gesicht.

An der bayerischen Grenze im ICE nach strenger Blockwart-Durchsage Maskenwechsel. Im „Frei“-Staat galt keine OP-Maske. Da mußte der Kaffeefilter her. Und das alles auch in der Gastronomie. Soviel Selbstzerstörung gibts auf der ganzen Welt nicht. Hoch angesehene Kritiker gabs doch schon damals! Das waren aber plötzlich Nazis und wurden (wie Amtsarzt Pürner) gefeuert.

Und jetzt mal einen Hauch von Verschwörungstheorie: kann die Vereinzelung, die Vereinsamung der Menschen nicht gewollt sein? Und damit das Sterben der Gastronomie. Stammtische und Kaffeekränzchen könnten doch gefährliche Zentren des Widerstandes sein. Familienfeiern zerschellen am woken Wahnsinn. Besser das Volk allein, ohne Gaststätten, ohne Festzelte, ohne Vereinsleben. Allein vor der Glotze (noch mehr GEZ dafür!) oder dem Computer. Fastfood aus dem Kühlregal statt Kochkunst heimischer Gastronomie.

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Gerade diese Branche hat doch alles mitgemacht. Auch den größten Irrsinn, der sich heute (Stichwort: Realisierung der Verschwörungstheorien) als völlig sinnlos erweist. Denkt an Hahnes Worte: Das Löschen darf nicht teurer sein als der Brand. Und die Wirte haben sich nun buchstäblich zu Tode gelöscht. Merken sie denn nicht: Allein das ist schon ein Skandal, dass die Herrschenden gerade dieses Klientel nun hängen lassen und ihm den letzten Todesstoß geben.

Mir tun jetzt die Wirte leid, die tapfer durchgehalten haben. Die ihr Gespartes opferten, ihr Personal gehalten haben. Die versucht haben, diese Irrsinns-Regeln der letzten Jahre irgendwie zu umschiffen. Die ständig damit rechnen mußten, denunziert zu werden, bestraft, sanktioniert.

Ich habe das in Berlin erlebt oder im Spreewald und im umliegenden Brandenburg. Auch von DEHOGA-Leuten. Widerstand im Kleinen. Familienfeiern hinter verschlossenen Türen zum Beispiel, wie in finstersten Zeiten. Sie haben alles riskiert. Ich könnte viele Namen nennen. Ihnen gehört mein Respekt. Sie sind die wahren Opfer.

Bei anderen fehlt mir das Mitleid, sorry. Bei denen, die sich den Herrschenden förmlich an den Hals geworfen haben, mitgemacht haben, ja, das alles noch übertrieben haben ….. Nein! Genau von denselben, denen sie willig dienten, werden sie nun im Stich gelassen. Es ist alles nur noch absurd.

Bald sitzen wir also vereinzelt zu Hause mit Bierflasche und Aufback-Pizza. Gastronomie und Geselligkeit sind museale Erinnerungen einer längst vergangenen Nostalgie. Und die Polit-Schickeria prasst in ihren überlebenden Edel-Restaurants, ungestört vom Pöbel. Nein, mein Bayern-Bier in Sausalito rühre ich nicht an ….