Tichys Einblick
Ohne Grundwissen ins Parlament

Ein Bismarck-Hering für eine richtige Antwort

Emilia Fester vertritt das deutsche Volk im Parlament. Doch die Geschichte dieses Parlaments kennt sie nicht. Kann man so ein guter Parlamentarier sein? Von Fabian Kramer

Emilia Fester im Deutschen Bundestag, Berlin, 28.04.2023

Wer war 1871 erster deutscher Reichskanzler? Diese eher einfache Frage stellte ein ZDF-Reporter der Grünenpolitikerin Emilia Fester im Bundestag. Diese wusste sich keinen Reim auf die Frage zu machen. Kleiner Tipp des Reporters: „Es war ein Mann, der Namensgeber für eine Heringsspezialität ist.“ Da würde es bei den meisten klingeln, gerade Hamburger wie Emilia Fester sollten nun wissen, um wen es geht. Auf den preußischen Reichskanzler Otto von Bismarck zu kommen, wäre wohl vielen leichtgefallen.

Emilia Fester allerdings steht immer noch auf dem grünen Schlauch. Warum fragt der Reporter sie aber auch nicht nach der ersten schwarzen, lesbischen Rapperin in den Billboard-Charts? Sowas hätte Fester gewusst. „Mit B fängt er an“, hilft der Reporter der ahnungslosen Parlamentarierin. „Bismarck?“, dämmert es ihr langsam. Die Politikerin offenbart vor den Augen der Öffentlichkeit ihre eklatanten Bildungslücken. Als normaler Bürger fühlt man sich verhöhnt. Wie kann eine Parlamentarierin solches Basiswissen nicht parat haben?

Fester ist der Jürgen Höller der Politik

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Ihr blamabler Auftritt geht noch weiter und es wird noch peinlicher. „In welchem Jahr wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet?“, fragt der Reporter. Wieder eine Nummer zu hoch für Festers Wissen. Auf das Jahr 1949 kommt sie beim besten Willen und bei aller Hilfestellung des Reporters nicht. Ziemlich grotesk, wenn man als Volksvertreterin nicht mal das Gründungsjahr der Bundesrepublik weiß. Kann man bei solchen Wissenslücken annehmen, dass sie die Rolle des Abgeordneten im politischen System der Bundesrepublik versteht? Wohl kaum.

Fester ist über die Landesliste in das Parlament gezogen. Der einzige Wähler, vor dem sie sich verantworten muss, sind die Parteisoldaten, die sie auf ihrem Listenplatz bestätigen. Jetzt stellt sich zudem noch heraus, dass sie völlig ungebildet ist. Womöglich ist Emilia Fester der Jürgen Höller der deutschen Politik. Die Gemeinsamkeiten mit Deutschlands bekanntestem und unseriösestem Motivationstrainer sind frappierend. Beide stehen für grenzenloses Selbstvertrauen und absolute Ignoranz gegenüber der Realität. Die selbstüberschätzende Geisteshaltung eines toxischen, alten, weißen Mannes scheint mancher weiblichen Grünen doch näher zu sein, als sie es selbst zugeben würde.

Raubkunst für den Sklavenhändler

Aber Emilia Fester ist in ihrer Partei in bester Gesellschaft. Unsere feministische Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth erleben selbst gerade ihren „Fester Moment“. Aus moralischem Überschwang und grenzenloser Naivität schenkte das „Duo Infernale“ angebliche Raubkunst zurück an Nigeria. Man wollte auch ein Museum für die Kunst bauen. Es wurden aber keine Bedingungen gestellt. Warum auch?

Zu blöd, dass die übergebenen Benin-Bronzen direkt in die Schatzkammer eines nigerianischen Prinzen wanderten, dessen Familie als Sklavenhändler bekannt war. So eine Geschichte kannst du dir nicht ausdenken. Wie naiv und gutgläubig kann man als Spitzenpolitikerin sein? Eventuell warten die beiden grünen Grazien auf die fällige Dankes-Mail des nigerianischen Prinzen, die viele Bundesbürger aus ihrem Spam-Ordner kennen.

Auch mit Festers Freund Bismarck hat Baerbock ein Problem. So ist ein Raum im Auswärtigen Amt umbenannt worden. Bismarck war schließlich ein böser Kolonialist. Dass Bismarck auch der Vordenker unseres Sozialsystems war und er weit mehr als nur ein „böser Kolonialist“ war, damit setzt man sich im feministischen Auswärtigen Amt nicht so gerne auseinander. Denn plumpe Symbolpolitik zieht an der Grünenbasis immer. Und besonders das protestantische Preußen ist bei den Grünen ganz und gar verpönt. So wollten die Grünen ein Kreuz auf dem Berliner Humboldt Forum verhindern und Claudia Roth persönlich wollte einen christlichen Text am Humboldt Forum mit einem Laser überblenden. Die Wurzeln der eigenen Kultur zählen für die Grünen keinen Pfifferling.

Die große Empörung bleibt aus

Als AfD-Chef Tino Chrupalla im Sommerinterview des ZDF kein deutsches Gedicht kannte, entbrannte eine große Debatte und er musste sich viel Häme gefallen lassen. Wenn hingegen Fester, Baerbock und Konsorten ihre Unwissenheit in der Öffentlichkeit zelebrieren, folgt meist keine größere Empörung. Deutschland rühmt sich noch immer damit, es sei ein Land der „Dichter und Denker“, doch es wird vertreten von einer politischen Klasse, die Dichter nicht kennt und die Denker beschimpft. Da ist es gut, dass es soziale Medien gibt, die dem Politiker neue Möglichkeiten der Kommunikation eröffnen. Denn auf Instagram und TikTok kann man gar nicht infantil genug sein. Die Zukunft gehört also den Unwissenden.


Fabian Kramer rezensiert für Tichys Einblick die Dienstagsausgabe von Sandra Maischbergers Talkshow. Er ist Lehrling in einem Hotel im Schwarzwald, in welchem er zum Koch ausgebildet wird.

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