Tichys Einblick
Bischof Rentzing und Evangelische Kirche

„Denn es ist weder sicher noch ratsam, gegen sein eigenes Gewissen zu handeln“

In Sachsen wächst der Protest der evangelischen Christen gegen die Politisierung ihrer Kirche im rot-grünen Unsinn. Ausgerechnet im Kernland der Reformation widerstehen Gläubige den Funktionären - Luther hätte seine Freude daran.

In Ruppersdorf, in der Nähe von Herrnhut in der Oberlausitz kam es am Sonntag, dem 20. Oktober, zu einem höchst ungewöhnlichen Verlauf und Ende des Gottesdienstes. Superintendentin Antje Pech, die auch über das Klimapaket der Bundesregierung wohlwollend gepredigt hatte, bezog gegen Bischof Carsten Rentzing Stellung. Damit war für die Gemeindeglieder, die ihren Landesbischof schätzen, ein Punkt erreicht, den sie nicht mehr dulden wollten.

Ein Gemeindemitglied verteidigte Renzing „gegen eine links motivierte politische Hetzjagd“ und schlug ein gemeinsames Gebet für den Landesbischof und für seine Familie vor. Diesen Aufruf versuchte nach meinen Informationen die Superintendentin Antje Pech „lautstark“ zu unterbrechen. Als zudem vorgeschlagen wurde, eine Mahnwache am nächsten Abend vor dem Landeskirchenamt in Dresden durchzuführen, verließ die Superintendentin die Kirche. Die Spaltung zwischen denen da Oben und dem gläubigen Volk wurde sichtbar.

Eine Mahnwache fand am 21. Oktober vor dem Landeskirchenamt tatsächlich statt, während im Gebäude die Leitung der Landeskirche beriet, ob sie den nach heftigen persönlichen Angriffen angebotenen Rücktritt des Landesbischofs annimmt. Symbolwert hat die Causa Rentzing weit über den Kirchenmann hinaus, weil mit ihm der letzte konservative Bischof aus dem Amt gedrängt wird. Es steht zu erwarten, dass die EKD hinter den Kulissen alles Erdenkliche unternehmen wird, um eine aus ihrer Sicht zuverlässige Frau oder einen zuverlässigen Mann an die Spitze der glaubensstarken Landeskirche zu stellen, in der viele den Politisierungskurs der EKD nicht schätzen. Genauso erwartbar ist allerdings, dass die Auseinandersetzungen in der Kirche zunehmen. Die EKD, deren Politik die Kirche erkennbar spaltet, wird das indes nicht kümmern.

Der Leitung der Landeskirche selbst sind keine Vorwürfe zu machen. Sie hatte noch einmal mit dem Bischof, der mit seiner Familie im Urlaub weilt, telefonisch Kontakt aufgenommen, um zu erfahren, ob er „seine Rücktrittserklärung zurücknehmen will, was der Landesbischof eindeutig verneint hat.“

Kollateralschaden oder absichtlicher Rufmord?
Der Fall des Landesbischofs Dr. Carsten Rentzing in Sachsen
Die Amtszeit des Bischofs ist nun Geschichte, eine Geschichte, die eine große Enttäuschung für diejenigen in der Kirche darstellt, die in ihr den Glauben an Gott und nicht eine neuheidnische Klimareligion suchen, eben Gottes Wort und nicht die ein wenig evangelisch verzierte Ideologie der Grünen. Carsten Rentzing hat Hoffnungen enttäuscht, um so mehr, als er nach einer verheerenden Pressearbeit in den Urlaub gegangen ist, was, auch wenn er lange geplant war. Es wirkte für manche wie eine Flucht, anstatt für seine theologischen Positionen zu kämpfen. Oder war der Druck, den Außenstehende nicht wahrnehmen konnten, so groß? Das ist nicht auszuschließen und um so verheerender für Christen im Kernland der Reformation und der Glaubensstärke.

Martin Luther sagte auf dem Reichstag zu Worms 1521, als er zum Widerruf aufgefordert wurde: „Wenn ich nicht überwunden werde durch die Zeugnisse der Schrift oder durch die evidenten Vernunftgründe – denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil feststeht, dass sie sich oft geirrt und selbst widersprochen haben –, bin ich durch die von mir hinzugezogenen Schriftstellen besiegt, und das Gewissen ist im Wort Gottes gefangen, und ich kann und ich will nicht irgendetwas widerrufen, weil es weder gefahrlos noch heilsam ist, gegen das Gewissen zu handeln.“ Ein wenig mehr lutherische Widerständigkeit wäre vom Landesbischof einer lutherischen Kirche zu erwarten gewesen, ein wenig mehr Verantwortung für seine Landeskirche. Dass er „Versuche der politischen Instrumentalisierung meiner Person von links und vor allem rechts … entschieden“ von sich weist, wirkt wie ein Kotau vor denjenigen, von denen er sich zu Fall bringen ließ.

Die Causa Rentzing ist Geschichte, die Auseinandersetzungen um den Glauben in einer Kirche,  in der es „zur Praxis Leitender Geistlicher in der EKD gehört …, dass sie sich regelmäßig politisch äußern und dies in der Regel eindeutig im links-liberalen Spektrum“ tun, wie der Chefredakteur „zeitzeichen“, dem „Kulturmagazin der evangelischen Kirche“, das u. a. auch von Heinrich Bedford-Strohm mitherausgegeben wird, schrieb, wird aller Voraussicht nach zunehmen.

Doch das Beispiel Ruppersdorf dokumentiert, dass Gemeindeglieder sich nicht mehr alles bieten lassen, es zeigt, dass die protestantische Kirche auch eine protestierende Kirche sein kann und hierin die Kirche der Reformation ist. Und genau das benötigt die evangelische Kirche in Deutschland, die jährlich Mitglieder in der Größe einer Stadt wie Potsdam verliert,  eine neue Reformation, wenn sie denn Kirche bleiben will.

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