Tichys Einblick
Quidditch heißt jetzt Quadball

Darsteller einer Kinderbuch-Fantasie setzen ein politisches Zeichen

Sie spielen ein Spiel aus einem Kinderbuch nach. Doch weil sie sich von dessen Autorin distanzieren und ein Zeichen setzen wollen, nennen sie das Ganze nicht mehr Quidditch, sondern Quadball. Was ein politisches Signal sein soll, ist eine Sternstunde der Infantilisierung der Gesellschaft.

IMAGO / CTK Photo

Sie nehmen sich ein Stück Holz, es darf auch Plastik sein, und halten es sich zwischen die Beine. Es soll einen Besen darstellen, auf dem Hexen und Zauberer fliegen können. Sie nennen es entsprechend „Broom“. Doch sie sind so sehr nicht magische Wesen, besser bekannt als Muggel, dass sie fest am Boden bleiben. Zumindest beim Spielen. Die Sportart, die sie imitieren, stammt aus einem Kinderbuch. Dem Kinderbuchsport widmen sie ihre Freizeit – doch von der Schöpferin dieser Fantasie wollen sie sich nun distanzieren. Als politisches Zeichen.

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Es geht um die Autorin der „Harry Potter“-Reihe, die Britin JK Rowling. Die Schriftstellerin wurde in ihrer ersten Ehe selbst Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt. Deswegen setzt sich Rowling für die Rechte von Frauen ein. Unter anderem protestiert sie dagegen, dass inhaftierte Frauen zusammen mit Männern eingesperrt werden, die sich als trans ausgeben. Die Autorin fürchtet, dass die Gefangenen so sexuellen Übergriffen schutzlos ausgesetzt seien.

Die Realität gibt Rowling recht. Zu solchen Fällen ist es schon mehrfach gekommen, einen der ersten gab es bereits vor vier Jahren. Doch die Realität ist nicht der Freund von woken Aktivisten oder Kinderbuchsportlern – und schon gar nicht von woken Kinderbuchsportlern. Deswegen verfolgt die woke Szene die Mutter, das Opfer sexueller Gewalt mit dem Vorwurf der Transfeindlichkeit. Aus der Szene der Weltverbesserer ist es schon mehrfach zu konkreten Morddrohungen gegenüber Rowling gekommen.

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Die Vorwürfe tragen von Anfang an groteske Züge. Doch die neueste Entwicklung setzt der Absurdität eine Tiara auf: Der internationale Quidditch-Verband IQA – den gibt es wirklich – hat sich entschieden, Quidditch in Quadball umzubennenen: „Erstens ist J.K. Rowling, die Autorin der Harry-Potter-Buchreihe, wegen ihrer Anti-Trans-Positionen zunehmend unter die Lupe genommen worden“, begründen die Kinderbuchsportfunktionäre ihren Schritt. Darüber hinaus solle der Sport wachsen. Also noch mehr Erwachsene, die sich ein Stück Holz zwischen die Beine klemmen, um sich beim Spielen vorzustellen, sie könnten fliegen. „Dies ist eine enorme Entwicklung für den Sport und stellt eine erstaunliche Gelegenheit für uns dar, das unglaubliche Wachstum fortzusetzen“, teilt die IQA mit – und meint das ernst.

Für die, die das Kinderbuch Harry Potter nicht kennen: Quidditch spielen Hexen und Zauberer im Buch auf einem Besen. Im Flug werfen die drei Jäger Tore, ein Hüter pariert die Bälle und zwei Treiber stören die Jäger im Flug. Der Sucher fängt indes den „Goldenen Schnatz“, was das Spiel beendet und entscheidet. Harry selbst ist Sucher, was die Autorin als Metapher benutzt, deren Bedeutung sich erst im Finale der sieben Bände umfassenden Reihe auflöst.

Und so geht es denn auch weiter: Rowling bleibt die Autorin. Sie ist die Schöpferin der phantastischen Welt, der Muggel und des Quidditchs. Das kreative Genie. Die IQA und ihre Kinderbuchsportler bleiben Muggel, die sich auf einer Wiese ein Stück Holz zwischen die Beine klemmen und es Besen nennen, um so zu tun, als könnten sie fliegen. Bockige Kinder, die gegen die Mutter ihrer Fantasie trotzen. Eine Frau, die sich tief in ihre Köpfe eingegraben hat. Auch wenn sie künftig von Quadball reden – gerade wenn sie künftig von Quadball reden.

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