Die mit 51,75 Prozent der Stimmen äußerst knappe Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen CDU-Vorsitzenden mag bei ihren Wählern und auch medial so manchen Jubel ausgelöst haben. Dieser Jubel kann aber nicht verdecken, wie düster es in der zweiten Riege der CDU ausschaut. Die fünf bisherigen Stellvertreter Merkels wurden zwar alle wiedergewählt, diesmal als Stellvertreter Kramp-Karrenbauers. Und zwar jeweils ohne Gegenkandidaten!
Geschlossenheit schaut anders aus. Darüber kann das Parteitagsmotto „Zusammenführen. Und zusammen führen.“ nicht hinwegtäuschen. Vor allem aber ist das neue Personaltableau ein dünnes Eis, auf dem die CDU ins Jahr 2019 startet. Zum Beispiel finden dann Landtagswahlen in Bremen (26. Mai), Sachsen, Brandenburg (jeweils 1. September) und Thüringen (27. Oktober) statt. In Bremen kann die CDU ohnehin keinen Blumentopf gewinnen. Zuletzt lag sie 2015 bei den Bürgerschaftswahlen bei 22,4 Prozent.
All diese Wahlen mögen nur regionale Bedeutung haben. Miserable Ergebnisse dort wird man der neuen CDU-Bundesvorsitzenden – wie schon bei Merkel – nicht in die Schuhe schieben. Aber etwas anderes steht der CDU und ihrer neuen Vorsitzenden drohend bevor: die Wahl zum EU-Parlament am 26. Mai 2019. Diese Wahl mag bislang – siehe stets niedrige Wahlbeteiligung – im öffentlichen Bewusstsein keine große Rolle gespielt haben. Diesmal allerdings wird es anders sein. Denn alle arrivierten Parteien sind – anders als eine breite Wählerschicht – EU-Sympathisanten. Selbst die über Jahre hinweg EU-kritische CSU hat sich in die Reihe dieser Sympathisanten eingereiht, stellt sie doch mit Manfred Weber diesmal den Spitzenkandidaten der Europäischen Volksparteien und damit der CDU/CSU insgesamt.
Dann könnte es ein Ergebnis geben, bei dem die AfD in den 15 deutschen Ländern außerhalb Bayerns nahe an die CDU herankommt oder sie sogar übertrifft. Und dann könnte es eng werden für Kramp-Karrenbauer und für die EU-Königin Merkel.