Tichys Einblick
Freiheit statt Staatsnarrativ

Ein „natürlicher Tod“ nach Corona-Impfung

Achijah Zorn veröffentlicht die Todesgeschichte von Friedrich Müller; nicht als Anklage gegen einzelne Personen; nicht als Abwertung der Impfstoffe; aber als Plädoyer für eine offenere Gesellschaft.

Folgende Begebenheit gebe ich so wieder, wie ich sie z.T. selbst erlebt habe. Die äußeren Umstände sind stark verfremdet, damit man alle betreffenden Personen nicht identifizieren kann:

Friedrich Müller ist 87 Jahre alt; geistig fit, aber körperlich angeschlagen, so dass er sich nur noch beschwerlich mit dem Rollator fortbewegen kann. Er wohnt neben seiner Tochter, die sich liebevoll um ihren Vater kümmert.

Im November 2020 wird Friedrich Müller zweimal positiv auf Corona getestet. Friedrich Müller nimmt es gelassen hin, im guten Sinne lebenssatt und auferstehungsgläubig.
Als ich ihn nach 14 Tagen wiedertreffe, lacht er mich an: „Unkraut vergeht nicht. Ich hatte keinerlei Symptome. Der liebe Gott wollte mich noch nicht.“

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Mitte Februar 2021 lässt sich Friedrich Müller in einem Impfzentrum mit BioNTech impfen. Die Tochter fragt beim Empfang nach, ob die Impfung für ihren Vater nach der Corona-Infektion im November ratsam sei. „Ach, kein Problem. Doppelt gemoppelt hält besser“, war die freundlich Antwort. Ohnehin will sich Herr Müller unbedingt impfen lassen, denn „wir müssen jetzt alle solidarisch sein“.
Zufällig ist an diesem Tag die örtliche Presse im Impfzentrum anwesend und schreibt: „Heute wurden im Stadtteil XY 400 über 80-jährige Senior*Innen geimpft. Es gab keine Zwischenfälle und keine Notfälle. Alle waren durchweg glücklich. Nun hoffen sie, dass sie bald wieder mehr Kontakte haben dürfen. Sie möchten alle ihre Lieben wieder mal in den Arm nehmen und gemeinsam feiern.“

Am Tag nach der Impfung hat Friedrich Müller Fieber und ist kaum noch ansprechbar. Er muss ins Krankenhaus. Dort kann das Fieber gesenkt werden, doch Herr Müller ist weiter bettlägerig und bekommt einen schweren Dekubitus. Er ist immer noch nicht ansprechbar. Die letzten Tage wird er in seine Wohnung nach Hause zurückgebracht. Dort stirbt er, aufopferungsvoll begleitet durch seine Tochter und einen mobilen Pflegedienst.

Ein Arzt diagnostiziert einen „natürlichen Tod“. Auf die Impfung angesprochen, wiegelt der Arzt ab. Das könne man nach sieben Wochen nicht mehr feststellen.

Soweit mein Erlebnis, das mir innerlich nachgeht. Keinem Beteiligten möchte ich einen Vorwurf machen. Das wäre auch nicht im Sinn von Herrn Müller, der es voll akzeptiert hatte, dass jeder Tag sein letzter sein könnte.
Es geht mir nicht um Anklage der Beteiligten. Ich möchte aber drei Gedanken entfalten, die mir zu diesem Einzelfall gekommen sind:

ERSTENS: Die Covid-Impfung ist kein unbedenkliches Wundermittel; hier geht es um mehr als um zwei kleine Piekser. Sicherlich tut die Impfung vielen Menschen gut und gibt ihnen Sicherheit. Und sicherlich ist die Impfung vor allem für Risikogruppen ein starker Hoffnungsträger und Gesundheitsschutz. Doch die Impfung kann nun mal auch ungewollte Nebenwirkungen haben. Ganz normal; wie bei allen Impfstoffen und medizinischen Eingriffen.

Darum geht es beim Impfen, um ein diffiziles, individuelles und ehrliches Abwägen zwischen dem Risiko der Krankheit und der potentiellen Schutzwirkung der Medizin. Das Ergebnis kann immer nur ein Wahrscheinlichkeitsurteil sein in einer mehr oder weniger breiten Spannbreite. Zumal bei einem Impfstoff, der noch nicht auf seine mittelfristigen und langjährigen Nebenwirkungen erforscht ist.

Dieses Abwägen gehört weniger in den Bereich der Arbeitskollegen oder der Nachbarschaften oder gar der Politik, sondern vor allem in den Bereich der vertrauensvollen Arzt-Patient-Beziehung.

ZWEITENS: Das individuelle und ehrliche Abwägen von Pro und Contra der Impfung ist durch das gegenwärtige gesellschaftliche Klima gestört.

Bei Herrn Müller erkennt man das an der örtlichen Presse, die jenseits der Realität die Impfung umfassend schönschreibt. Man erkennt es an dem Impfzentrum, das ohne großes Abwägen Herrn Müller zur Impfung rät. Man erkennt diese Störung auch am Totenschein, der der Todesursache von Herrn Müller nicht wirklich auf den Grund gehen möchte.

Gegenwärtig ist eine nüchterne Betrachtung der Impfungen gestört durch eine Corona-Staatswahrheit, die keinen Raum lässt für diffiziles Abwägen oder für kontroverses Diskutieren.

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat in seiner Osteransprache den engen Meinungskorridor der Corona-Staatswahrheit in etwa so abgesteckt: Wir werden von einer gefährlichen Pandemie heimgesucht; nur unbequeme Lockdowns mit herben Einschränkungen können diese Pandemie eindämmen; die Erlösung wird aber schon bald durch die Massen-Impfung kommen; „das Impfen ist der wichtigste Schritt heraus aus der Pandemie; nutzen sie die Möglichkeiten, machen sie mit“; wegen der Impffortschritte dürfen wir österliche Hoffnung haben; bis zum Sieg über Corona brauchen wir Vertrauen, Klarheit, Entschiedenheit und Gemeinsinn – das meint wohl Zustimmung zum Corona-Staatsnarrativ.

Friedrich Müller hatte mit seinem „wir müssen jetzt alle solidarisch sein“ bewiesen, dass er als guter deutscher Staatsbürger die Staatsideologie vertrauensvoll internalisiert hatte. Jeder, der dagegen die Staatswahrheit hinterfragt, wird in die Schmuddelecke gestellt. Wissenschaftler, Künstler und andere Bürger, selbst wenn sie nur einzelne Punkte des Staatsnarrativs anders sehen, werden ignoriert, diffamiert, sanktioniert.

Die ARD-Tagesschau hat darum Recht, wenn sie die 53 Alles-Dicht-Machen-Schauspieler in ihrer Überschrift vom 25.4.2021 anklagt: „Ihr habt eine Grenze überschritten.“ Ja, die Schauspieler haben die Grenze der einzig wahren Corona-Betrachtungsweise überschritten; und das geht gar nicht. Die Öffentlich-Rechtlichen als die ergebenen und rigiden Grenzsoldaten zur Absicherung der Staatsdoktrin.

DRITTENS: Weil bei dieser alternativlosen staatlichen Corona-Ideologie alles an Meinung, Menschen und Realität weggesenst wird, was nicht ins Narrativ passt, haben mir einige meiner Freunde davon abgeraten, den Fall Friedrich Müller zu veröffentlichen. Das würde die Menschen nur verunsichern; und das würde mich unweigerlich in die Ecke der Impfgegner und der unsolidarischen Staatsfeinde stellen. „Tu dir das nicht an!“

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Wo sind wir hingekommen, wenn Journalisten nicht mehr die Wirklichkeit beschreiben dürfen, weil das irgendwelchen machtvollen Narrativen widerspricht? Wo sind wir hingekommen, wenn sich in Deutschland nach 1989 schon wieder die Zensur in unsere Gesellschaft und in unsere Köpfe einschleicht? Wo sind wir hingekommen, wenn selbsternannte Gutmenschen von oben herab bestimmen, was für die vermeintlichen Untertanen zumutbar und gut ist und was nicht?

Politikern und Staatsideologien geht es um Macht. In der Religion, so wie ich sie verstehe, geht es um die Wahrheitssuche im offenen Streit. Darum würde ich meine Religion und meinen Glauben verleugnen, wenn ich den Wahrheitsstreit um der Macht willen unter den Tisch fallen lassen würde.

Die Geborgenheit in Gott schenkt mir die Freiheit, gerade die innerweltlichen Dinge aufs Korn zu nehmen, die zuviel Macht für sich beanspruchen und die damit zum goldenen Kalb werden. Ein Impfstoff ist ein Impfstoff. Nicht weniger. Aber auch nicht mehr. Eigentlich eine banale Selbstverständlichkeit. Aber in einem Land, das staatsidologisch hoch aufgeladen ist, eine fast schon revolutionäre Aussage.

Darum veröffentliche ich die Todesgeschichte von Friedrich Müller; nicht als Anklage gegen einzelne Personen; nicht als Abwertung der Impfstoffe; aber als Plädoyer für eine offenere Gesellschaft.

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