Tichys Einblick
Stephans Spitzen: 

Hintergedanken zur Frauenquote – wem sie wirklich nutzt

Nutzt die Frauenquote in der CDU oder anderen Organisationen den Frauen, also allen Frauen? Nein. Die Frauenquote hilft vor allem jenen in Organisationen, die die offene Konkurrenz junger Männer klein halten wollen. Das können auch ältere Männer sein.

Parteitag der CDU in Hannover, 09.09.2022

IMAGO / Political-Moments

Nun also auch die CDU – unter Friedrich „Merkel“ Merz: Der Parteitag entschied sich für eine stufenweise eingeführte Frauenquote. Ziel: 50 Prozent. Nicht etwa entsprechend der Zahl weiblicher Parteimitglieder, die bei 27 Prozent liegt, auch nicht entsprechend der Zahl der weiblichen Fraktionsmitglieder im Bundestag (bei der CDU 23,4 Prozent) oder etwa der Gesamtheit der im Bundestag vertretenen Frauen: das sind, dank des hohen Frauenanteils insbesondere bei den Grünen, 34,9 Prozent.  Sondern gemäß der These, dass die Hälfte des Himmels den Frauen gehöre. 

Wen will die CDU damit beeindrucken? Erster Gedanke: die Grünen, mit denen man koalieren will, wenn die SPD weiterhin so zielgenau dem Abgrund zusteuert. Zweiter Gedanke: das Versprechen der Quotierung könnte mehr Frauen in die Partei locken. Gut möglich. Wenn Frauen das geduldige Intrigieren in Hinterzimmern mit Stallgeruch erspart bleibt und sie auch sonst nicht viel mitbringen müssen, um in der Partei Karriere zu machen, könnte das klappen. Bei den Grünen hat es bekanntlich funktioniert: jede neue Partei bietet ungeahnte Aufstiegsmöglichkeiten für alle, die im zivilen Leben nicht viel bewegt haben, also auch für Männer, aber insbesondere für jenes Geschlecht, das seit Jahrzehnten händeringend umworben wird. Frauen eben. Posten müssen besetzt werden, koste es, was es wolle.

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Wen das alles wenig interessieren dürfte, sind all jene, die an Politik nicht interessiert sind und erst recht nicht auf irgendeinen Aufsichtsratsposten schielen: genau. Die Frau von nebenan. Seit Jahren ist bekannt, dass Frauen keineswegs mehrheitlich wollen, was sie sollen. Und, so reaktionär das manch einer sozialdemokratischen Karrierefrau erscheinen mag, auch noch andere Interessen haben im Leben neben dem womöglich nur in Teilzeit ausgeübten Beruf: Familie, Privatleben, solche Kleinigkeiten halt. Bei den Grünen waren „Mütter“ bekanntlich immer schon suspekt. 

Und denen soll nun ein „Signal nach draußen“ gesendet werden, wie Friedrich Merz sagte, „dass wir dieses Thema ernst nehmen“? Weil mehr als 50 Prozent der Wähler in Deutschland Frauen seien? Ausgerechnet einige der jungen Frauen votierten auf dem Parteitag dagegen. Das sei bloße Symbolpolitik – und welche talentierte Frau möchte schon als Quotentussi gehen? Geschlecht schlägt Kompetenz. Das finden auch nicht alle Frauen gut, nebenbei. Auch, liebe CDU, nicht die Wählerinnen, die mehrheitlich beim Gendern einen dicken Hals kriegen.

„In Firmenvorständen wird wenigstens darauf geachtet, dass die Quotenfrauen keinen allzu großen Schaden anrichten könnten. Auch von Quotenpilotinnen oder Quotenchirurginnen hat man bisher abgesehen. In der Politik ist das anders, da zählt das Frausein an sich und die Damen dürfen auch ohne Abschluss und nachgewiesene Qualifikation ein Ministerium führen und die Geschicke des Landes mitbestimmen. Es geht ja um nichts, ist ja nur Deutschland“, schreibt Roger Schleske auf der Achse des Guten.

Wem also nützt die Frauenquote, die in der Parteitagsdebatte der CDU von 30 Frauen und von sechs Männern diskutiert wurde? Was im übrigen bereits zeigt, wie eingeschüchtert mann ist, wenn es um die heilige Kuh Frau fehlt. Doch womöglich geht es genau darum.

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Angela Merkel, die mit Feminismus zunächst überhaupt nichts anfangen konnte (das brauchte man ja in der Zone nicht, da war Frau notgedrungen Kranführer), wusste sich bald dieses Instruments prächtig zu bedienen. Sie begünstigte Frauen, die von ihrer Gnade abhängig waren und insofern keine Konkurrenz darstellten – so demontierte sie auch ihre präsumptive Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die naiverweise zu früh nach der Macht griff. „Mit der Geste der Überparteilichkeit ließ die Kanzlerin ausgerechnet ihre ursprüngliche Wunschnachfolgerin am ausgestreckten Arm verhungern, gab ihr weder Beinfreiheit noch Schützenhilfe.

Nicht, vermute ich mal, weil AKK in das eine oder andere Fettnäpfchen getreten war. Sondern weil sie ihre Aufgabe ebenso gut erfüllt hat wie die anderen von Merkel zunächst geförderten Frauen. Denn Frauen, denen ja allein schon ihr Geschlecht Unverletzbarkeit garantiert, schlagen die männliche Konkurrenz aus dem Feld. Gegen eine Frau hat Mann keine Chance, jedenfalls nicht in offener Feldschlacht.  Wer will es sich heutzutage schon mit einer Frau verderben, die sich ja im Falle der Niederlage als Opfer des Patriarchats darstellen könnte. Oder gar, MeToo, als Opfer eines männlichen Übergriffs?

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Was ich Angela Merkel unterstellt habe, haben schlaue (alte, weiße) Männer ebenfalls begriffen. Die Frauenquote dämpft männliche Konkurrenz. Alte weiße Männer, schreibt Schelloske, wissen, warum sie die Frauenquote so vehement verteidigen. „Die Frauenquote kommt ihnen dabei gerade recht, denn damit können sie die junge Konkurrenz ausbremsen, ganz ohne sich irgendwelcher Machtspiele verdächtig zu machen. Mehr noch, sie können ein bisschen Applaus einheimsen und noch einmal im Rampenlicht stehen. Wenn sich ein typischer Vertreter des Patriarchats geläutert und bekehrt gibt, dann ist ihm das Wohlwollen des linken Mainstreampublikums sicher – und die jungen männlichen Aufsteiger stehen unter Privilegienverdacht im Abseits. Sie haben sich zurückzunehmen und im Namen der guten Sache ins zweite Glied zu fügen – dorthin, wo die alten Herren sie haben wollen.“

Das einzige, was hilft, liebe Jungmänner: macht es wie Tessa! Ihr dürft euch ja nun frei und selbstbewusst dafür entscheiden, das Geschlecht zu wechseln, zumal ein Penis nicht per se ein männliches Geschlechtsorgan ist. Wie man an Caitlyn Jenner (einst Bruce) sieht: ein Mann ist noch immer die bessere Frau.