Tichys Einblick
Probe aufs Exempel nicht bestanden

Baerbock? Wir haben Besseres verdient, wir alle, Männer wie Frauen

Wenn man von Annalena Baerbock etwas lernen kann, dann dies: Nichts ist dümmer als eine Quote, die das Geschlecht vor sämtliche andere Qualitäten stellt. Der WDR zieht keine Lehren, sondern befragt lieber eine "Expertin", die uns erklärt, dass eigentlich die Männer schuld sind.

Annalena Baerbock

IMAGO / Christian Thiel

Alice Schwarzer hat es sicher nicht nett gemeint, als sie vor Jahren postulierte: „Frau sein allein genügt nicht.“ Sie meinte natürlich, dass Frauen schon auch die richtige Gesinnung haben müssen. Davon abgesehen, hatte und hat sie recht: Nichts ist dümmer als eine Quote, die das Geschlecht vor sämtliche andere Qualitäten stellt. 

Doch bei den Verteidigerinnen von Annalena Baerbock ist das Geschlecht alles, Qualifikation und Charakter zählen rein gar nichts. Dass die Kandidatin außer „frisch und jung“ keine Qualifikationen vorzuweisen hat, hat sich mittlerweile herumgesprochen – sie verfügt weder über akademische Meriten noch über Berufserfahrung. Und für ihre Charakterfestigkeit spricht nicht, dass sie sich in grotesker Selbstüberschätzung alle möglichen Qualifikationen angedichtet hat, auch nicht ihr, gelinde gesagt, unkonventioneller Umgang mit Geld. Offenbar hat Baerbock mitgenommen hat, was so mitzunehmen war – etwa ihr Stipendium von der Heinrich-Böll-Stiftung für eine Dissertation, die niemals vollendet wurde, jedenfalls nicht von ihr. Dieses Stipendium der Böll-Stiftung war zudem offenbar regelwidrig, wie TE recherchiert hat. Denn laut Vorgaben des Bundesbildungsministeriums dürfen derart geförderte Promovierende keiner anderen Tätigkeit nachgehen, die ihre Arbeitskraft „überwiegend“ in Anspruch nimmt. Baerbock hatte jedoch während des Stipendums mehrere Parteiämter inne.

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Ganz ehrlich: Taugt eine Person mit diesem Unrechtsempfinden für ein öffentliches Amt, gar für das des Bundeskanzlers? Und würden wir das einem Mann durchgehen lassen? Oder haben wir uns mittlerweile daran gewöhnt, dass Politiker sich irgendwie grundsätzlich in einer Grauzone jenseits von Gut und Böse aufhalten?

Doch die Verteidiger der Kandidatin scheint das nicht weiter zu interessieren. Schuldig ist nicht die Kandidatin, sondern ihre Kritiker, denn dabei könne es sich ja nur um toxische weiße Männer handeln, die nicht möchten, dass das „männliche System in der Politik in Frage“ gestellt wird. Sagt wer? Sagt eine Politikwissenschaftlerin namens Dorothee Beck, die zu „Politik, Medien und Geschlecht“ forscht und vom WDR als Expertin befragt wurde.

Aha. Und das weibliche System besteht aus so a bisserl Lug und Trug?

Tja, liebe Männer. Es hat alles nichts genützt. Ihr habt den Damen den Vortritt gelassen, habt noch nicht einmal gemuckt, als Annalena meinte, sie komme vom Völkerrecht, ihr Kollege Robert Habeck ja eher aus dem Schweinestall. Ihr lasst euch seit Jahren erzählen, Frauen könnten alles, nur noch besser: und dann das. Ein „Angriff“ auf die Frau, die Kanzlerin werden will, wozu offenbar auch der leiseste Zweifel an ihrer Befähigung gehört, „ist ein kritischer Ausnahmezustand, der beendet werden soll.“ Sagt Beck.

Den Angreifern gehe es „jetzt darum zu verhindern, dass eine Frau an der politischen Führungsspitze tatsächlich zur Normalität wird. Man hat das eine Generation Merkel lang ertragen. Jetzt soll wieder ein Mann ran. (…) Die männliche Normalität soll wieder hergestellt werden“, so Beck.

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Experten, wie wir wissen, werden gern gefragt, weil sie unparteiisch sind und über den Niederungen der Politik schweben, weshalb ihren Aussagen eine gewisse Objektivität unterstellt wird. Heutzutage ist natürlich jeder Experte, der sich dazu berufen fühlt. Frau Beck aber schwebt ganz gewiss nicht über allem, sondern sie arbeitet – wer hätte das gedacht – für die grünennahe Heinrich-Böll-Stiftung, jene Stiftung, die Annalena Baerbock mit gut 50.000 Euro alimentiert hat. Ob der WDR das wirklich nicht gewusst hat, als er die „Expertin“ befragt hat? Oder ob er niemanden sonst gefunden hat, der bereit gewesen wäre, die Sünderin freizusprechen?

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Baerbocks Verteidigerinnen zeichnen sich durch eine erstaunliche Bescheidenheit aus. Einer Hochstaplerin, denken sie wohl, muss man alles nachsehen, sofern sie nur qua Geschlecht geeignet ist, die angeblich männliche Normalität infragezustellen. Männliche Normalität? Es ist doch längst bis zum Überdruss normal, dass (nicht nur) in der Politik, sondern in vielen anderen Lebensbereichen nach Identitätsmerkmalen wie Geschlecht oder Hautfarbe selektiert wird. Es sind insbesondere die (weißen) Männer, die bei diesem Ausleseverfahren vom Wagen fallen. Doch noch immer tragen sie mit müdem Lächeln jede Bevorzugung von Frauen mit, weil man ihnen erfolgreich eingeredet hat, sie müssten Jahrtausende patriarchalischer Frauenunterdrückung wiedergutmachen. 

Und woran könnte es wohl liegen, dass auch Frauen sich mittlerweile wieder ein wenig „männliche Normalität“ wünschen, nachdem sie nun schon seit Jahren nicht nur Angela Merkel, sondern auch ganze Kohorten von Quotenfrauen erlebt haben, deren Qualitäten oft nicht weit über den Besitz der richtigen Geschlechtsorgane hinausgehen? Für Quotenfreunde sei gesagt: Es sind solche Beispiele, wie wir sie jüngst auch bei den Grünen im Saarland erlebt haben, die eine Quote gerade bei Frauen unbeliebt gemacht hat. „Frau sein allein genügt nicht“ – es muss auch noch ein wenig mehr dabei sein. Dass die Welt besser wird, je mehr die Frauen regieren, ist eine Vermutung, die vom derzeit vorhandenen Personal längst widerlegt worden ist. 

Schlimm genug, dass heute nur noch die männlichen Politiker mitreden dürfen, die von der schwarzen Witwe für harmlos gehalten und deshalb an ihrer Seite geduldet werden. 

Wir haben Besseres verdient, wir alle, Männer wie Frauen, Bürger allesamt.