Mario Draghi, der EZB-Chef, hat sich ein Inflationsziel von 2 Prozent gesteckt. Das ist für jemanden, dessen Auftrag es ist, für Geldwertstabilität zu sorgen, eigentlich ein Armutszeugnis. Denn in 30 Jahren verliert das Geld dann fast die Hälfte seiner Kaufkraft. Draghi macht die Menschen zwangsweise arm. Sie müssen dagegen anarbeiten. Entweder sie werden in ihrem Job befördert, verhandeln individuell mit ihrem Chef um eine Gehaltserhöhung oder lassen dies die Tarifparteien für sich machen. Letztere blasen aktuell die Backen auf. Die IG Metall geht mit Gehaltsforderungen von 6 Prozent in die Tarifverhandlungen und will, dass Arbeitnehmer in eine 28 Stundenwoche flexibel wechseln können, um zum Beispiel einen Angehörigen pflegen zu können. Damit die Gehaltseinbußen nicht zu hoch sind, soll es einen Zuschuss des Arbeitgebers obendrauf geben. Selbstverständlich sollen die Arbeitnehmer später wieder zur 35-Stundenwoche zurückkehren können. Ob das die IG Metall durchsetzen kann, wird sich zeigen. Die Forderung macht aber klar, dass die Gewerkschaften oberhalb des Produktivitätsforschritts einen Abschluss erzielen wollen.
Vor diesem Hintergrund kann man erwarten, dass die Lohn-Preis-Spirale anziehen wird. Arbeitnehmer werden sich bei Lohnverhandlungen stärker durchsetzen können, weil die Arbeitgeber gar keine andere Wahl haben, als mit den Löhnen nach oben zu gehen, um ihre Aufträge abzuarbeiten. Doch sie werden dies an ihre Kunden weitergeben. Insbesondere im Handwerk ist das zu spüren.
Das gelingt derzeit noch. Doch das Beispiel Italien zeigt, dass dies ein Ritt auf der Rasierklinge ist. Gerade wieder wurde dort ein neuer Schuldenhöchststand von 2,28 Billionen Euro gemeldet. Gleichzeitig hat Italien noch nie so wenig für diese Schulden bezahlt. Die 10-jährige Staatsanleihe rentiert mit 2,11 Prozent (September 2017). Das ist weniger als die vergleichbare Staatsanleihe der USA. Sie rentiert aktuell mit 2,37 Prozent. Doch nicht nur die Staaten Südeuropas sind hochverschuldet. Auch die Banken sind es. Ein großer Teil schreibt rote Zahlen. Sie sind vollgesaugt mit faulen Krediten, die nicht mehr ausreichend bedient werden. Mancher spricht schon von Zombiebanken. Gerade dieser Umstand hat dazu geführt, dass der Inflationsdruck bisher gering war. Bislang haben der Verfall des Ölpreises, die Digitalisierung und der wachsende Welthandel die offizielle Inflationsrate niedrig gehalten. Dazu kam, dass die Konjunktur in Südeuropa nicht in Gang kam. Dies lag in erster Linie an den Zombiebanken. Sie hielten sich mit Kreditvergaben zurück, weil sie die hohen Wertberichtigungen ihrer Kreditportfolien fürchten.