Tichys Einblick
Orkan Herwart und der Strom

Viel Wind = viel Strom = niedrige Kosten? Rechnung ohne Wirt.

Die deutschen Stromverbraucher haben allen Grund, sich vor dem nächsten Orkan zu fürchten. Der wirft nicht nur Bäume um, sondern trägt mit zu höheren Strompreisen bei. Lösung: Energiewende-Planwirtschaftler beschließen, wann Orkane kommen.

© Getty Images

Viel Wind gleich viel Strom gleich niedrige Kosten. Das waren seinerzeit die heißen Versprechungen, mit denen eine der seit dem mittelalterlichen Ablasshandel wundersamsten Verheißungen schmackhaft gemacht werden sollten. Der Mensch endlich nicht mehr als Störenfried auf Mutter Gottes Erden, kein böses CO2 mehr, alles wird gut, und die Sonne schickt keine Rechnung.

Die hat sie bisher jedenfalls nicht geschickt, dafür zeigt das System Energiewende, was eine rechnungstechnische Harke ist. Wer glaubt, viel Wind bedeutet günstigen Strom, hat die Rechnung ohne Profiteure der Energiewende gemacht.

Öko-Nationalismus
Schlechtes Zeugnis für die Klimakanzlerin
Bei jedem prächtigen Orkan ist das gleiche Spiel zu bewundern: Wind, noch mehr Wind, ganz viel Wind. Die Windräder sausen munter umher, die Generatoren pumpen Strom ohne Ende in die Netze. Doch ein Teil der Windräder, der im Sturm steht, muss abgeschaltet werden, bevor die kräftigen Orkanböen ihn zerlegen. Der andere Teil flutet mit seinem Strom die Netze. Die Stromproduktion steigt in den Himmel, die Preise fallen in den Keller, und für die Verbraucher wird es jedes Mal teurer. Wie gerade auch wieder beim letzten Sturm Herwart.

Der bescherte so viel Strom, dass an der Börse die Preise ins Negative stürzten. Das ist eben so in einem Markt: Wenn von einem Produkt zu viel vorhanden ist, purzeln die Preise in den Keller, umgekehrt ebenso.

Doch der Unterschied beim Strommarkt: Hier handelt es sich nicht um einen Markt, bei dem sich Angebot und Nachfrage gegenüberstehen und der Preis ausgehandelt wird. Die Nachfrage fehlt hier. Das Produkt Strom muss dem Hersteller immer abgenommen werden, sofern der mit Windrädern oder Photozellen erzeugt wird.
Nun muss Strom genau zu jenem Zeitpunkt erzeugt werden, an dem er gebraucht wird. In Säcke packen und in Speichern lagern wie zum Beispiel Getreide geht nicht; Stromspeicher in ausreichender Größe gibt es nicht und wird es in absehbarer Zeit auch nicht geben.

Windräder aber abschalten – geht ebenfalls nicht. Dieser Strom hat Vorrang. Also müssen die Übertragungsnetzbetreiber sehen, wohin mit ihrem überflüssigen Strom. Er muss irgendwohin – und zwar sofort in dem Augenblick, in dem er erzeugt wird. Sie werden ihn nur los, wenn sie nette Sümmchen drauf packen.

Laut lachen jedes mal unsere Nachbarn über diesen Wahnwitz, den sich Deutschland leistet. Fast möchte man meinen, man höre hierzulande sogar das Schenkelklopfen aus unseren Nachbarländern Schweiz und Österreich. Denn die haben es gut, dort gibt es in den Alpen viele Pumpspeicherkraftwerke. Die werden auch mit dem billigen bis kostenlosen Strom aus Deutschland gefüllt, für den es mitunter auch noch etwas obendrauf gibt, wenn man ihn nur abnimmt. Dabei wird aus tieferliegenden Seen Wasser in die Höhe in Speicherseen gepumpt. Wird Strom gebraucht, schießt das Wasser durch Rohrleitungen wieder nach unten und treibt Generatoren an. Dieser Strom kann dann unter Umständen je nach Marktlage wieder teuer nach Deutschland verkauft werden.

In Deutschland sind aufgrund der Geländestruktur kaum solche schnell ein- und ausschaltbaren Speichermöglichkeiten vorhanden. Andere Möglichkeiten wie beispielsweise die Produktion von Wasserstoff durch den Strom (Power to Gas) scheitern an zu hohen Kosten.

Es bleibt dabei: Die rund 27.000 Windräder, die Deutschland derzeit verunstalten, produzieren ein überflüssiges Gut. Jedes Windrad, dass in Einzelteilen mit Schwertransporten über die Autobahn transportiert und irgendwo zusammengebaut wird, erhöht das Problem. Hinter jedem Windrad muss die gleiche Leistung eines konventionellen Kraftwerks stehen, sonst hätten wir in Flauten keinen Strom.

Mit jedem abgeschalteten Kohle- oder Kernkraftwerk erhöht sich das Problem Energiewende. Denn die sorgen für Stabilität im Netz, und nur sie können schließlich auch noch jene »Blindleistung« erzeugen, ohne die eine Stromübertragung nicht funktionieren würde. Das können die Windräder nicht. Mit Windwackelstrom kann man kein Industrieland zuverlässig und preisgünstig versorgen.

Ideologie trifft Wirklichkeit
Zwischenfazit DENA Energiewende: Hilfe, es funktioniert nicht
Die Energien, die Orkane mitbringen, sind zu unstet, zu heftig, Windräder müssen abgeschaltet werden, weil sie sonst auseinanderfliegen würden. Es gibt keine Speicher, die Strom in den benötigten Größenordnungen aufnehmen können. Sie sind auch nicht in Sicht.

Nicht umsonst wurden große Kraftwerksblöcke gebaut, zuverlässig gleichmäßig sehr preisgünstigen Strom produzieren können und damit die Basis für ein Industrieland legen konnten. Der Wahnsinn Energiewende wird weitergehen, die Stromkosten für die Verbraucher werden steigen, die stromintensive Industrie verlagert ihre Produktion weiter in Länder mit vernünftigen Energiekosten.

So haben die deutschen Stromverbraucher allen Grund, sich vor dem nächsten Orkan zu fürchten. Der wirft nicht nur Bäume um, sondern trägt mit zu höheren Strompreisen bei. Dagegen können sich unsere Nachbarländer schon wieder freuen.
Der Lösungsvorschlag: Die Energiewende-Planwirtschaftler beschließen, den nächsten Orkan dann kommen zu lassen, wenn wir Strom benötigen.