Tichys Einblick
Naturschutz, der die Natur ruiniert

Insektensterben: Die Medien gehen in jede grüne Falle

Die Ergebnisse von Hobbyforschern aus zwei Messpunkten in einem Krefelder Naturschutzgebiet zu einem deutschlandweiten Massensterben der Insekten aufzublasen, ist unseriös bis skandalös.

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Das ist Drama pur. Gefunden wurde ein weiterer Baustein zum Untergang der Menschheit, noch mehr: zum Untergang der Erde. Denn daran werkelt der Mensch ja unaufhörlich, zumindest in Deutschland. Jetzt hat er es geschafft, die Insekten zu vertreiben. Die artenreichste Klasse der Tiere – einfach weg. Zwar sind eine Million unterschiedlicher Arten bisher entdeckt worden. Vor allem in den tropischen Regenwäldern schwirren noch viele Millionen unentdeckter Arten herum. Doch hier in Deutschland beherrscht Insektentod die Schlagzeilen: »Schwindet unsere Insektenvielfalt – und die Zahl der Tiere? Diese Frage kann nur mit ja beantwortet werden«, liest man, wobei der Autor immerhin zugesteht: »Schuld daran sind aber nicht nur die Landwirte.«

»Insektensterben – und keiner will es gewesen sein.“ So eine andere Überschrift. Weitere sind in der Wortwahl nicht sehr zimperlich: »Neue Studie zum Insektensterben: Ökologisches Armageddon…«.

Die armen todgeweihten Insekten blieben sogar nicht vor B. Hendricks verschont: Die frühere Bundesumweltministerin wollte sich auch noch auf das Umweltdramaross schwingen und verkündete die Zahl von 80 Prozent in Deutschland verschwundener Insekten. Mit natürlich verheerenden Folgen für unser Ökosystem.

Der biologisch Kenntnisbefreite kramt immerhin noch ein paar Restwissensbrocken hervor und weiß: keine Insekten, keine Blumen, kein Getreide, kein Brot, kein Bier. Umweltkatastrophe pur. Ihm zum Trost: Es gibt auch noch eine Windbestäubung.

Niemand weiß zwar, wie viele Arten auf unserer Erde existieren. Aber für Alarmisten ist klar: Es werden immer weniger. Nichtsdestotrotz werden fast jeden Tag neue Arten entdeckt. Nur Deutschland mögen Insekten offenbar nicht mehr.

Nun haben Insekten kein Nummernschild wie ein Auto, fliegen chaotisch hin und her und entziehen sich gemeinerweise dem Gezähltwerden. Es ist schwierig, sie zu zählen und zu registrieren. Einigermaßen aussagekräftige Bestandsaufnahmen, wie viele Insekten es gibt, sind kompliziert und funktionieren über indirekte Methoden, die für die Insekten eher weniger schön sind.

Unentschiedener Polit-Prozess
Glyphosat
Die Mitglieder des Entomologischen Vereins in Krefeld stellten zwischen 1989 und 2013 sogenannte Malaise-Insektensammelfallen auf. Die Insekten fliegen in eine Art kleines Zelt und landen in einer Fangflasche mit hochprozentigem Alkohol. Die Mitglieder leeren die Flaschen wöchentlich und wiegen die toten Insekten. Ihre Ergebnisse: Die Menge fliegender Insekten ist seit 1989 um bis zu 80 % zurückgegangen. 1989 wogen sie 1.400 g tote Insektenmasse, im Jahre 2013 nur noch 280 g. Also deutlich weniger Insekten.

Sie untersuchen seit 1905 das Gebiet zwischen Kleve an der holländischen Grenze bis Koblenz. Sie gehen bei der Auswertung der Daten sehr genau und wissenschaftlich korrekt vor. Sie sind keineswegs Hobbyforscher, als die sie der zwangsfinanzierte WDR-Mann Ranga Yogeshwar einst bezeichnete.

Die Mitglieder des Krefelder Vereines, auf dessen Zahlen die jüngste Panikwelle zurückgeht, betonen jedoch ausdrücklich, dass es sich um punktuelle Messungen handelt. Die Ergebnisse gelten nur für jene Stellen, an denen die Fallen standen und auch nur für den Meßzeitraum. Darüber, wie sich die Insektenpopulationen vorher und nachher entwickelten, können sie nichts aussagen, ebensowenig, wie es woanders im Land aussieht.

Antwort des verantwortlichen Biologen Dr. Martin Sorg vom Krefelder Verein auf die Frage, ob sich diese punktuellen Messungen auf Deutschland übertragen ließen: „Nein, natürlich nicht.“

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Das, was in den Medien zu lesen war, stimmt also nicht. Die Krefelder Messungen lassen genau die Aussage nicht zu, dass in ganz Deutschland die Insekten um 80 Prozent zurückgegangen sind. Dafür fehlen zuverlässige Langzeitstudien. Solche genauen Untersuchungen, wie sie der Krefelder Verein macht, gibt es erstaunlicherweise sonst nicht. Wolfgang Wägele vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn gegenüber dem Sender n-tv: »Ein 30 Jahre währendes Projekt – das kann sich einfach keine Universität finanziell erlauben.«
Fallen nur in Naturschutzgebieten

Der Kommunikationsexperte Hasso Mansfeld hat sich ausführlich mit der Berichterstattung über die Krefelder Ergebnisse beschäftigt und sich gegen die Generalisierung der Aussagen ausgesprochen: »Nein, die Zahl, auf die sich seit 2013 alle Experten stützen, stammt von genau zwei Standorten im Krefelder Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch.«

»Die Ergebnisse von Hobbyforschern aus zwei Messpunkten in einem Krefelder Naturschutzgebiet zu einem deutschlandweiten Massensterben der Insekten aufzublasen, ist dagegen unseriös bis skandalös. Das schadet nicht nur der Sache, sondern vor allem der Glaubwürdigkeit aller Beteiligten.

Er fragt zu Recht: Bleibt die entscheidende Frage: Wo ist eigentlich die Studie, die diese magische Zahl liefert? Können NABU, die Grünen oder Frau Hendricks wissenschaftlich belegen, dass die genannten Zahlen stimmen?

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Es gibt seit längerem Hinweise darauf, dass Insektenpopulationen verschwinden. Über Ursachen weiß man aber nichts. Schwankungen sind zwar die Regel, aber es scheint einen größeren Schwund an Insekten zu geben. Sehr bekannt sind nur die Marienkäfer, die in unregelmäßigen Abständen besonders zahlreich auftreten. In manchen Jahren entwickelt sich eine Insektenpopulation besonders stark, andere dagegen eher weniger. Kaum vorstellbar heute, dass es vor 20, 25 Jahren am Oberrhein so gewaltige Massenvermehrung von Schwammspinnern gab, vor der sogar die Menschen flüchteten. Dabei stand oder steht diese Art in einigen Ländern auf der Roten Liste der bedrohten Arten.

So breitet sich in Süddeutschland gerade der gefährliche Eichenprozessionsspinner massiv aus. Viele Hecken in Deutschland werden gegenwärtig vom gefräßigen Buchsbaumzünsler zu Kleinholz gemacht. Dieses gefräßige Insekt wurde über Pflanzenimporte nach Europa eingeschleppt und breitet sich rasant entlang des Rheines nach Norden aus. Ihm schmeckt besonders der Buchsbaum; der wird in Gärten gerne und reichlich angepflanzt, gut gedeckter Tisch für das Insekt. Feinde hat das schädliche Insekt nicht. Im Sommer habe ich fasziniert einer hungrigen Kohlmeise zugesehen, wie sie einen fetten Buchsbaumzünsler als wohlfeile Speise verschlingen wollte, ihn dann aber wieder auswürgte. Zu bitter. Gut für das Insekt. Ob das auch in die Insektenfallen gerät und Statistik des Insektensterbens gerade rückt?

Beliebtes Reizwort, dass Sachkenntnis suggerieren soll, ist Monokultur. Die und natürlich die Landwirte, die seien dran schuld. Allerdings geben immer mehr Landwirte ihre Betriebe auf, die landwirtschaftlichen Flächen verwildern häufig.

Es fällt auf, dass die Krefelder ihre Fallen nur in ausgewiesenen Naturschutzgebieten aufstellen, nicht aber in anderen Gebieten. Offen bleibt, welche Rolle das spielt, möglicherweise sogar eine Entscheidende.

Es wurden in den vergangenen Jahren viele Naturschutzgebiete ausgewiesen. Aktivisten der vielen Naturschutzverbände gefallen sich darin, für möglichst viele solcher Gebiete zu sorgen. Dafür ist immer irgendwo Geld zu aufzutreiben. Das passt auch Politikern, die mit Feiern, Reden, Brezeln und Bier solche Gebiete einweihen und stolz berichten können, wieviel sie für den Naturschutz getan haben. Die Aktivisten in den Naturschutzverbänden haben etwas zu tun.

Ob solche Gebiete sinnvoll sind oder eher nicht, ist die große Frage. Auf immerhin fast vier Prozent der Fläche Deutschlands ist die Natur »geschützt«. Aber dennoch verschwinden viele Arten. All der teure Umwelt- und Naturschutz vermögen es offenbar nicht, Insektenschwund aufzuhalten. Sogar nicht in ihren ausgewiesenen Gebieten, wie die Krefelder Ergebnisse zeigen.

Teure Renaturierungsmaßnahmen von etwa Steinbrüchen oder Abbruchkanten verhelfen zwar vielen Umweltbeauftragten zu auskömmlichen Lohn- und Brotverhältnissen. Immer mehr die Frage ist, ob diese Arbeiten der Erhaltung von Arten dienlich ist.

Kunz »Schützen wir die falschen Biotope?«

Es lohnt immer wieder, Werner Kunz zuzuhören. Er fragt: »Schützen wir die falschen Biotope?« Und: »Wird uns etwas Falsches weisgemacht?« Werner Kunz ist emeritierter Zoologieprofessor. Er findet zum Beispiel im Tagebau Garzweiler bei Köln viele seltene Arten. Der sieht alles andere aus als ein Naturschutzgebiet, wie wir uns das vorstellen. »Die Arten«, so sagt jedoch Kunz, »kümmern sich wenig um die Idealbilder, die der Mensch von Natur und Umwelt hat.« Das Sterben vieler Arten könne nicht durch die Erhaltung unberührter Natur verhindert werden.

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Durch »Renaturierung« entstehe eine »sanfte« Kulturlandschaft. Die gefalle zwar dem Auge des Städters, beherberge aber deutlich weniger Arten als die technisch verursachte Landschaftsform. Vielen Arten werde der Lebensraum durch Aufforstung enzogen. So weist er daraufhin, dass Hochwasser und Überschwemmungen in früheren Jahrhunderten Steilwände in das Land geschnitten haben, die für Vogelarten und Insekten einmalige Biotope darstellen. Ohne Naturkatastrophen also keine neuen Lebensräume. Die Folgen von Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen sind jeute allerdings schnell wieder unter Kontrolle.

»Der Mythos der unberührten Natur bringt keine Schmetterlinge zurück.«

»Das Fehlen einer unberührten Natur kann es nicht sein, denn die haben wir seit 1.000 Jahren nicht mehr.«

Auch eine Erderwärmung könne nicht Schuld sein, denn zur Zeit Goethes gab es mehr Schmetterlinge als heute; damals herrschte eine kleine Eiszeit in Mitteleuropa. Eine »Renaturierung« ist also völlig falsch. Deutschland wächst zudem wieder mit Wald zu; es wird zu wenig gerodet. So erobern sich die Bäume die Landschaft. Ohne Rodungsarbeiten und andere menschliche Eingriffe würde Deutschland in wenigen Jahrhunderten mit Wald bedeckt sein.

Kunz verweist darauf, dass viele bedrohte Arten, die auf der Roten Liste stehen, prächtig auf Flächen vorkommen, die nichts mit Naturschutz zu tun haben. Nämlich auf Truppenübungsplätzen zum Beispiel, in Steinbrüchen, in Kies- oder Sandgruben. Hier bildet sich eine breites Spektrum unterschiedlicher Arten aus. Hier lohnten längerfristige Insektenzählungen.

Kunz sagt in erfrischender Deutlichkeit: »Wir können nicht die kargen Äcker und Wiesen von früher zurückholen; denn die Landwirtschaft muss international konkurrenzfähige Erträge bringen.«

Kunz: »Durch Anbau von Bio-Tomaten wird keine einzige Art gerettet.«

Er fordert, sich von der Naturschutzideologie der 80-er Jahre zu lösen, nach der die Natur alles schön richten wird, wenn nur der Mensch sie in Ruhe lässt. Die Verbände predigen die falsche Ideologie. Der wesentliche Grund liegt auf der Hand: Insekten sind meist wärmeliebende Arten. Sie benötigen offene Flächen, von der Sonne mit Wärme durchtränkt. Entscheidend, so Kunz, sei aber nicht eine durchschnittlich hohe Jahrestemperatur, sondern warme Sommertage. So gab es in der Kleinen Eiszeit vor 200, 300 Jahren mehr Schmetterlinge als heute: »Viele Schmetterlings-Arten benötigen warme Böden im Sommer mit starker, unbeschatteter Sonneneinstrahlung, aber nicht unbedingt eine hohe Durchschnitts-Temperatur über das gesamte Jahr.«

Heute fehlen in Deutschland warme, offene Böden, die sich erwärmen und auf denen Insekten überleben können. In dunklen, bewaldeten Gebieten können kaum Insekten existieren. Diese Wälder sind auch nicht besonders artenreich. Damwild hält sich gezwungenermaßen tagsüber bevorzugt im Wald auf, dort finden sie Deckung vor dem Jagd- und Verfolgungsdruck.

Wiesenflächen früher sahen eher kahl aus, ein wenig grün zwischen viel Bodenfläche, heute herrscht meist sattes, saftiges Grün vor. Das aber benötigen viele Insekten nicht. Das Grün heute beschattet und kühlt den Boden.

Der aufgeräumte Wald

In kaum einem anderen Land sieht der Wald so aufgeräumt aus wie hierzulande. Kunz fragt, wie es zur Illusion kommen konnte, »wir könnten den vergangenen Artenreichtum wieder zurückkriegen, wenn wir die Natur »sauber« und »vom Menschen unberührt« halten und möglichst wieder in den ursprünglichen Zustand zurückkriegen.«

Es ist für ihn ein Glaube, der fast religiöse Züge hat. »Entstanden ist dieser Glaube in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als ein Ganzheitsdenken über Natur und Umwelt aufgebaut und über publikumswirksame Fernseh-Auftritte erfolgreich propagiert wurden.« Die Roten Listen seien die Fieberthermometer für die Gesundheit der Natur. Das ist genauso dumm wie der Satz: »Zuerst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch.«

Man spürt förmlich den erschrockenen Aufschrei von Kunz, als die ehemalige Bundesumweltministerin Hendricks drohte: »Viele Flächen, die einst militärisches Sperrgebiet waren, werden heute der Natur zurückgegeben!« Kunz vehement: »Bitte nicht, der Artenreichtum der Militätgelände darf nicht durch die Rückkehr der Natur kaputtgemacht werden!«

Windschutzscheiben als Bioindikator

Skurril mutet eine Nachweismethode für ausgestorbene Insekten an, die man in nahezu jedem Artikel über das Thema las: Die Windschutzscheiben der Autos seien sauberer geworden. Früher ja, da erinnert sich jeder, früher klatschten die Insekten zu Dutzenden an die Windschutzscheibe. Heute nicht mehr. Eine solche Aussage als Beleg oder auch nur Hinweis für Insektensterben anzuführen, ist schon recht verwegen. Schließlich ist der Luftwiderstand, jener cW-Wert, mit dem der Luftwiderstand eines modernen Autos angegeben wird, deutlich besser geworden. Das bedeutet, die Autos sind so windschnittig geworden, dass selbst die blödeste Hummel noch von der laminaren Windströmung über das Auto hinweg gefegt wird, um sich torkelnd in den turbulenten Wirbeln am Heck des Wagens wiederzufinden. So gesehen erweisen sich übrigens die dramatisch gestiegenen Verkehrsstaus als äußerst entymologisch freundlich, insektenschonend.

Zu Dünge- und Pflanzenschutzmitteln

Über die Ursachen der Rückgänge der Insekten weiß man nichts. Das betonen auch die Krefelder Insektenforscher ausdrücklich. Daher weiß auch niemand, was zu tun ist. Außer denjenigen, die wissen, dass es an »unserer« Lebensweise liegt und gleich die passenden Vorschläge parat haben: An erster Stelle steht natürlich Abschaffen der »industriellen« Landwirtschaft, hinweg mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln, klar, bis hin zum Abschalten sämtlicher Kraftwerke.

Doch kein Bauer kippt mehr Mittel auf die Felder, als er unbedingt muss. Das kostet schließlich viel Geld. Ohne Pflanzenschutzmittel aber bringt kein Bauer eine vernünftige Ernte ein. Mittel wie Glyphosat stehen heftig in der Kritik. Sie sollen weg, sagt jetzt auch die EU. Aber das ist ein Herbizid, es wirkt gegen Unkräuter und bedroht keine Bienen. Pflanzenschutzmittel von heute haben fast nichts mehr mit jenen vor 20, 30 Jahren zu tun. Es sind durch die Bank weg Neuentwicklungen mit deutlich geringerer Toxizität und möglichen Nebenwirkungen.

Gut klingt in diesem Zusammenhang auch immer das Wort von den Neonicotinoiden. Diese Stoffe beruhen auf dem gefährlichen Pflanzengift Nikotin der Tabakpflanze. Das ist der Abwehrstoff der Tabakpflanze, mit dem die sich sehr wirksam gegen Schädlinge schützt. Früher hat man mit ausgelaugten Zigaretten Pflanzen besprüht und damit wirksam Schädlinge vernichtet, übrigens mit dem guten Gefühl, ein reines Naturprodukt anstelle von »Chemie« verwendet zu haben.

TIERSCHUTZ VERSUS KLIMASCHUTZ
Realpolitik gefangen im Windrad
Schädlinge aber wurden immer resistenter gegen solche »natürlichen« Pestizide. Daher entwickelte man sogenannte Neonicotinoide, eine neue Klasse potenter Insektizide, die ähnlich aufgebaut sind wie Nikotin, aber wesentlich weniger schädlich gegenüber Säugetiere und Menschen. Das Saatgut wird mit diesen Mitteln getränkt oder gebeizt und dann ausgesät. Bienen kommen mit ihnen nicht in Berührung, denn das Saatgut liegt unter der Erde. Die Bienen selbst werden durch diese Pestizide nicht bedroht. Der Winterraps wird Ende August ausgesät, die Bienen-Völker sind dann schon beim Imker, der sie für den Winter vorbereitet und füttert. Im übrigen hat sich zu diesem Zeitpunkt von Natur aus die Bienenpopulation bereits dramatisch reduziert.

Die Pflanze wiederum nimmt diese Mittel über ihre Wurzeln auf, sie verbreiten sich in der gesamten Pflanze. Blattläuse und andere Schädlinge, die die Pflanze anstechen, saugen mit dem Saft auch das Insektizid ein. Das Erntegut später ist frei von dem Wirkstoff. Der Verbrauch von Spritzmittel kann somit drastisch gesenkt werden.

Finis

Das Geschehen ist sehr komplex, eindeutige Aussagen sind meist nicht möglich. Es spielen viele Faktoren eine Rolle. Mit von der Partie können jene neuen Energiesparlampen in den Städten sein, die mit ihrem anderen Lichtspektrum vermehrt nachtaktive Insekten anziehen. Die rasante Vermehrung der ach so süßen Katzen in Wohngebieten sorgt für einen rapiden Vogelschwund. Vor allem auf dem Boden brütende Vögel haben gegen das Raubtier keine Chance. Sie werden unterstützt von sich ebenfalls rasch vermehrenden Waschbären, die ihre Nester plündern.

Der Naturforscher Joseph Reichholf sagt sogar: Unsere Gewässer sind zu sauber geworden. Es gebe kaum noch einen Eintrag von Nitrat und Phosphat, die Kläranlagen holen zuverlässig alles bis auf die anorganischen Stoffe aus dem Abwasser heraus. Damit ist die Nahrung für Plankton verschwunden, Mückenlarven haben kein Futter mehr, Fische und Vögel verhungern. Daher gebe es auch keine Mauersegler und Teichrohrsänger mehr an unseren Seen. Naturschutz, der die Natur ruiniert.