Tichys Einblick
Bern, Prag und Wien gegen Berlin und Brüssel

Söder gegen Schisaison, Kurz verhängt Quarantäne für Einreisende

»Wir sperren die Lifte später auf, aber die dazugehörigen Touristen schon jetzt aus.«

imago images / U. J. Alexander
In der Tageszeitung Die Presse lese ich: »“Babyelefant“ ist das österreichische Wort des Jahres 2020. Mit großem Abstand landete das Symbol für den Mindestabstand zur Vermeidung einer Sars-CoV-2 Infektion auf dem ersten Platz. „Das Wort hat mittlerweile Eingang in die Alltagssprache gefunden, vielfach mit einem Augenzwinkern“, teilte die Jury mit.« Unwort des Jahres wurde die »„Coronaparty“, „als Bezeichnung für das Beisammensein von Menschengruppen, die sich trotz der staatlich verordneten Ausgangssperre in privaten oder öffentlichen Umgebungen treffen“.« Und wer darüber hinaus seine Kenntnisse des Landes zwischen Ungarn und Schweiz erweitern will, für den noch das: »Zum rot-weiß-roten Spruch des Jahres wurde das „Schleich di, du Oaschloch“ eines unbekannten Wieners, der diesen jenem Terroristen in Wien nachrief, der am 2. November vier Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt hat.«

Nicht vorenthalten darf ich Ihnen aus dem Corona-Briefing von Rainer Nowak:

»In den Geschichtsbüchern und Chroniken wird vielleicht auch vom kleinen Ski-Krieg die Rede sein, der mitten in der Pandemie ausbrach und in dem die großen Drei (Italien, Frankreich und Deutschland) gegen die kleinen – nur pistentechnisch natürlich – zweieinhalb (Österreich, Schweiz und Tschechien) vorgingen. Nennen wir sie die arroganten Drei, die versuchten, die gallischen Skiländer zur Sperre ihrer Skigebiete zu zwingen, um die Fortschritte der jeweiligen Lockdowns nicht zu gefährden. Die Alpen-Tatra-Drei lehnten das ab und leisteten Widerstand für die zwei Bretter.«

Auch die Antwort von Kurz & Co. an die im politischen Berlin und Brüssel formuliert der praktizierende Großstadtwiener aus Tirol festhaltenswert:

»Wir sperren die Lifte später auf, aber die dazugehörigen Touristen schon jetzt aus.«

Es ist, wie ich schon schrieb. Der Ton ist ein anderer in Österreich. Die Corona-Politik ist da wie dort falsch.

„Behutsam“ war das meistgenannte Schlüsselwort im Auftritt des Corona-Quartetts gestern in Wien (nicht das bei Servus-TV, das folgt am Sonntag) – nicht nur bei Kanzler Kurz selbst, sondern auch bei Vizekanzler, Gesundheits- und Innenminister.

Warum die Regierung Kurz Museen aufsperren lässt, anderen Kulturbetrieb aber nicht, klang für den Aufmerksamen auf eine Journalistenfrage durch, nicht wörtlich, aber sinngemäß: alles geht nicht, also wählen wir möglichst aus, wo am wenigsten Leute hingehen.

Meine Sicht der Dinge in Wien wie Berlin ist schlicht: Sie taktieren von einem Lockdown zum nächsten (wie sie es bei jedem Problem tun). So wie sie trotz Wissens grob fahrlässig nicht vorgesorgt haben, sondern Behandlungskapazitäten abgebaut, haben sie nach dem ersten Lockdown nichts unternommen, um den negativen Corona-Folgen in Alters- und Pflegeheimen vorzubeugen. Während sie vorgeben, die Triage zu verhindern, haben sie nur Corona-Fälle anderen Behandlungsbedürftigen vorgezogen: positive Diskriminierung der ersten, negative Diskriminierung der anderen. Gut nur für die Statistik. In Wahrheit hoffen sie wie von Anfang an, irgendwie über die Runden zu kommen. Und die Chancen der Classe Politique, dass ihr genau das gelingt, bestehen durchaus. Denn wenn das Ärgste vorbei ist, wird das zwar mit den Maßnahmen der Regierungen höchst wenig zu tun gehabt haben, sondern mit dem endemischen Verlauf eine neuen Virus, aber das Aufatmen bei den Massen wird so groß sein, dass es alle Fehler der Verantwortlichen übertönt. Dann ist wieder Party und Ballermann und Weltklimamanagement. Dass die Classe Politique mit einem Virus nicht fertig wurde, wird sie selbstverständlich nicht auf den Gedanken bringen, dass ihr ganzes Weltenlenkertum eine einzige Anmaßung ist. Nein, nein, alles ist machbar. Ihr werdet euch noch wundern, Weltenlenker, schöne Grüße aus Normalistan.


Ihre Anhänger informiert das „Team Kurz“ über den „behutsamen Öffnungsplan“ der österreichischen Bundesregierung in fünf Punkten:

Ausgangsbeschränkungen.

Die Ausgangsbeschränkungen gelten ab dem 7. Dezember von 20:00 bis 06:00. Das heißt auch, dass du dich untertags wieder mit mit max. 6 Personen (und 6 Kindern) aus einem anderen Haushalt treffen kannst. Die eindringliche Bitte der Regierung lautet jedoch weiterhin, soziale Kontakte zu vermeiden, wenn sie nicht unbedingt notwendig sind.

Öffnungen.

Der Handel, Museen, Bibliotheken und auch körpernahe Dienstleistungen können ab dem 7. Dezember wieder öffnen. Dabei gilt eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht und eine Beschränkung von 10 m2 pro Kundin und Kunde bzw. Besucherin und Besucher. Überall, wo es möglich ist, soll weiterhin im Home-Office gearbeitet werden.

Kultureinrichtungenn, Kinos und Beherbergungs- & Gastronomiebetriebe können ab dem 7. Jänner unter Einschränkungen abhängig vom Infektionsgeschehen wieder öffnen.

Bildungsbereich.

Pflichtschulen und Kindergärten nehmen den Regelbetrieb ab dem 7. Dezember wieder auf. Für Kinder ab 10 Jahren gilt eine Maskenpflicht im Unterricht. Oberstufen und Universitäten haben weiterhin Fernunterricht. Davon ausgenommen sind Maturaklassen.

Reisen.

Personen, die aus einem Risikogebiet nach Österreich kommen, müssen 10 Tage in Quarantäne gehen. Nach 5 Tagen können sie einen PCR-Test machen, um die Quarantäne bei einem negativen Testergebnis zu beenden.

Weihnachten.

Christkinderlmärkte wird es dieses Jahr aus Sicherheitsgründen nicht geben. Für die Weihnachtsfeiertage selbst gibt es aber Lockerungen: Am 24. 25. 26. und 31. Dezember können sich 10 Personen treffen, unabhängig davon, wie viele Haushalte dabei zusammenkommen.

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