Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 27 – Hurra! Wir leben noch

Die FDP wird zur Masochisten-Partei, Annalena sagte Lawrow tapfer „Bätschi!“, der Ofen geht aus, aber keiner kann das Elend so schön beschreiben wie unser Robert Habeck.

Robert Habeck und Annalena Baerbock werden vom Pressetross hochgeschrieben wie einst Angela Dorothea Merkel, aber so richtig will es einfach nicht klappen. Gerade noch 41 Prozent von Infratest Dimap Befragte sind mehr oder weniger mit der Hampel-Ampel zufrieden, eine deutliche Mehrheit hingegen kann weder eine ausreichende Leistung noch eine Befähigung der Regierung erkennen.
Bei „Finanzen und Energieversorgung“ wird den Leuten sogar regelrecht schlecht, wenn sie an Olafs Truppe denken, Zustimmung zum Gehampel unter 30 Prozent, das muss man erst mal hinkriegen. Den Damen und Herren und Anderen der Bundesregierung ist es allerdings ziemlich wurscht, was die Leute denken. Bei einer Bundestagsdebatte zum Thema ‚drohender Wirtschaftszusammenbruch’ ließ sich vom Kabinett Scholz niemand (m/w/d) blicken.

♦ Schon vor dem G20-Treffen auf Bali hatte unsere Völkerrechtsaktivistin Annalena unmissverständlich klargemacht, es werde mit ihr keine der üblichen bilateralen Treffen mit Russlands Außenminister Lawrow und auch keine offiziellen „Familienfotos“ geben. Bätschi!

♦ Bereits bei der Ankunft Lawrows in Denpasar will die Frankfurter Rundschau „von den Umstehenden laute Rufe“ gehört haben: „Stoppt den Krieg!“ und „Wann beendet ihr diesen Krieg“? Hier wissen Spiegel-Leser endlich mal wieder mehr: „Bei der Begrüßung Lawrows am Donnerstag riefen zwei deutsche Journalisten dem Minister Fragen zu. Der ZDF-Korrespondent Andreas Kynast: „When do you stop the war?“ Ein zweiter deutscher Journalist rief Lawrow die Frage zu: „Why don’t you stop the war?“ Das müsste jawohl ein Frank-Walter-Verdienstkreuz für Kynast und Co. wert sein!

♦ Der größte deutsche Gasversorger Uniper steht vor der Insolvenz. Uniper, das Wortkonstrukt aus unique performance steht für „einzigartige Leistungsfähigkeit“, gehört seit fünf Jahren zum finnischen Fortum, was wiederum im Besitz des finnischen Staates ist. Wo aber Gefahr ist, hat der Finne bei Hölderlin gelesen, wächst das Rettende auch, und der/die/das Rettende ist in seinem Fall der deutsche Staat, der gerade dabei ist, eine Übernahme des Pleitekandidaten Uniper in die Wege zu leiten. Ist das nicht schön? Am Ende gehört alles „uns“.

♦ In der Biologie gibt es nur zwei Geschlechter? Wer verbreitet denn solch einen Unsinn? Laut der Hogwarts Hochschule (HU) für mysteriöse Wesen in Berlin gibt es mindestens 38! Eine INSA-Umfrage beweist, dass inzwischen eine Mehrheit wie bei Corona „der Wissenschaft“ folgt und meint, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Was nahelegt, dass die 47 Prozent ganz besondere Narren sind, oder aber besonders belesen. Denn wie heißt es im Hamlet? „There are more things in heaven and Earth, Horatio, than are dreamt of in your philosophy.“

♦ Wenn Ihnen, verehrte Leser, mal ein Satz rausrutscht wie der hier: „Schrecklich. Menschen, die nicht wissen, wer sie sind, benutzen dieses fantastische Haus (wahlweise die Metropolitan Oper in New York, der Deutsche Bundestag oder die Humboldt Universität Berlin), um anderen zu erklären, wer sie sein sollen! Und wenn dies als Erklärung nicht passt, dann ist die Welt schlecht.“
… dann könnte folgender Kotau Sie vielleicht retten: „Ich bin seit Jahren Alkoholiker, zudem depressiv und in der DDR (wahlweise Homeland NRW, Berlin oder Bremen) sozialisiert worden.“ Jedenfalls drücken wir Opernsänger René Pape die Daumen.

♦ Endlich ist er wieder unter der Haube, so als Stenz fehlte einem doch das Vertrauen in unseren Finanzminister. Standesamt, Kirche, fast wie in der guten, alten Zeit. Und die 9-Euro-Vandalen auf Sylt lungern weit ab vom Geschehen in Westerland und nicht in Kampen, wo’s der Christian krachen ließ. Außerdem waren da mehr Polizeibeamte als zu Silvester in Köln.

♦ Auch ohne ihn machte die FDP alles mit, was zu Diensten stand. Ferda Ataman wurde zur Diskriminierungsbeauftragen ernannt und die Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke trotz Energiekrise ad acta gelegt. Linke Energiepolitik muss schließlich weh tun, freut sich die Partei der liberalen Masochisten.

♦ Der Papst hat angekündigt, nach Moskau und Kiew zu reisen, um im Krieg zu vermitteln. Müsste er nicht zuerst nach Washington, wenn er etwas erreichen will?

♦ Voll der Zukunft zugewandt wollen die regierenden CDU-Genossen im Landkreis Ludwigsburg sogenannte Wärmehallen bereithalten, in denen sich bis zu 5.000 Menschen aufwärmen können, meldet stolz der Staatsfunk. Wie viele Einwohner hat der Landkreis?

♦ Also wirklich verstanden haben wir den Putsch in 10 Downing Street nicht. Schlechte Umfragewerte mutmaßen unsere Medien als Grund, und sie treten gleich nochmal wegen des Brexit nach, jedenfalls tritt Boris Johnson als Parteiführer zurück und ein bisschen auch als Premierminister. Warum genau? Aus Umfragen hat sich Boris bisher nicht viel gemacht. Wegen der Cracker-Party mit lauwarmem Bier während Corona? Ein gewisser Nadhim Zahawi, den Boris am Tag zuvor zum Chancelor (Kanzler, aber nicht zu verwechseln mit Olafs Job) machte, soll Johnson „den letzten Messerstich“ verpasst haben, um selber nach der Krone greifen zu können, vermutet die Daily Mail.

♦ Keiner erklärt widrige Gegebenheiten so schön locker vom Hocker wie unser Robert Habeck, lobt die Presse. Und in der Tat! Wenn Robert in einfacher Sprache ausführt, dass „ungefähr 50 Prozent der Gesellschaft auf eine Situation zulaufen, in der sie weniger verdienen als sie ausgeben“, versteht der Hofjourno sofort, dass er zu den anderen 50 Prozent gehört, und er richtet den weniger Gesegneten vom Robert aus, „das Gute sei, dass die Bundesregierung auf alle Szenarien politische Antworten geben könne“. Halleluja!

Schönen Sonntag!


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