Tichys Einblick
blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 22 – Die wundersame Geldvermehrung

Ja, die Inflation hat auch ihr Gutes. 100 Milliarden für Panzer und Geschütze? Kein Problem! Es bleibt sogar noch was für Aral, Shell und Co. (Tankrabatt) sowie Freunde der Bummelbahn (Train-Spotter)…

Mit Zweidrittelmehrheit brachte der Bundestag die wundersame Geldvermehrung (100 Milliarden für die Bundeswehr) durch eine Änderung des Grundgesetzes auf den Weg, und damit wurde aus Kassenwart Lindner der Finanzminister mit der größten Staats-Verschuldung der zweiten deutschen Republik (Stand April 2022: 2,36 Billionen Euro). Lindner zeigte sich dabei, umgeben von Roten und Grünen, bestens gelaunt. Das muss dieses Stockholmsyndrom sein, das man aus Krimis kennt.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Mit Christine Lambrecht sind Ausgaben in jeder Höhe nicht mehr als die Knollen im Pott, wie bei Ursel von der Laientruppe und Annegret.

♦ Und, guck, Christine Lambrecht, SPD, will neue Bundeswehr-Helikopter anschaffen und hat sich gleich für das teuerste Angebot entschieden: den CH-47 Chinook aus dem Hause Boeing. Da lässt sie sich auch nicht von der FDP („Wir bestehen auf einem Kostenvergleich!“) reinreden. Von Helikoptern versteht sie schließlich was.

♦ Sie werden es wohl kaum nicht bemerken können, verehrte Leser: Der Wertewesten feiert den „Pride Month“ für alle, die sich verfolgt fühlen (außer Ukrainer, Iraner, Uiguren, etc.). Pfiffige Händler bieten im Netz Regenbogensocken für Mitläufer feil, und Joes US-Botschaft im Vatikan hängt die Regenbogenfahne aus dem Fenster, wobei die einen womöglich denken, es handele sich um eine tapfere Provokation, andere hingegen könnten der Meinung anhängen, im Vatikan sei die Zielgruppe besonders gut getroffen.

♦ Auch am Reichstag soll die Regenbogenfahne nun zweimal im Jahr herausgehängt werden, am 23. Juli (Christopher Street Day), sowie am 17. Mai, dem „Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“ (Mist, dieses Jahr leider verpasst). Dies werde die Sichtbarkeit des Bekenntnisses zu Vielfalt und Diversität noch einmal deutlich erhöhen, meint Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, SPD, was wir wohl als Euphemismus verstehen müssen. Denn nie waren sie (von Ricarda bis Tessa) sichtbarer als heute, und haben sogar Claudia Roths Fähnchen der modischen Diversität und Vielfalt den Rang abgelaufen.

♦ Obwohl sich die Türkei seit Einführung der Demokratie kein Wappentier mehr gönnt (türkische Nostalgiker haben womöglich noch eins mit Bozkurt, dem Wolf, im Schrank), wurde ein Tier auf Drängen der Türkei zum internationalen Politikum. Denn die Angelsachsen bezeichnen die Türkei in ihrer Sprache als „Turkey“: Truthahn, was der sensible Recep Tayyip Erdogan als permanente Beleidigung wertete, obwohl er, verschiedenen Quellen nach, nur holperiges Englisch spricht. Jedenfalls nutzte er die überall grassierende CancelCulture und Turkey heißt ab sofort Turkiye. Die hat ja auch sonst keine Probleme.

♦ Hat Annalena Baerbock bei Lanz gesagt, „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen“? Na, damit ist das dann ja auch alles abschließend geklärt, und der Botschafter der Ukraine in Berlin, Merz, dürfte zufrieden sein. (Kein Druckfehler! Groschen fällt erst etwas später …)

♦ Die Bundesregierung will die Herbst-Wahlen in Bosnien-Herzegowina unterstützen. Ausgerechnet die Rot-Grünen, die gerade erst in Berlin als Wahlbetrüger aufgeflogen sind. Witz haben sie ja …

♦ Bei der Debatte um das neue Grundsatzprogramm der CDU ging es ein wenig zu wie beim Loriot-Sketch „Frau, Umwelt und Karneval“. Bei der Frage „Geschlechter-Parität, Diversität und Gleichstellung“ einigte man sich bei den Unionisten schließlich auf die Formulierung „Deutschland in Europa, in dem die Gleichberechtigung der Geschlechter und die tatsächliche Gleichstellung von Mann und Frau verwirklicht sind“. Herr Ober, darauf noch eine Runde, ein Pils, zwei Bier, eine Cola, einen trockenen Roten und mir bitte einen Hagebuttentee …

♦ Wenn zwei sich streiten, lernt der steuerzahlende Bürger gelegentlich dazu. Oder wussten Sie, dass Friedrich Merz „einen neuen Soli, also eine Steuererhöhung für fast alle Bürger, vorgeschlagen hatte, um die bessere Ausstattung der Bundeswehr zu bezahlen“? Sagte Scholz in der Bundestagsdebatte über die Ukraine und andere Nebensächlichkeiten.

♦ Ja, der Wlad macht es nicht mehr lange, hat „Bild“ in England abgeschrieben. Ein Spion, der aus der Kälte kam, habe geraunt, aktuell sei immer ein Ärzteteam an Wlads Seite. Na, hoffentlich reist auch der alte Joe nie ohne seine Doktoren, nicht auszudenken! Aber der Agent hat noch mehr: Wlad sehe immer schlechter, und „er will keine Brille als Hilfsmittel tragen, weil das ein Zeichen von Schwäche wäre“. Wir haben extra nachgeschaut, „kontaktnyye linzy“ (Kontaktlinsen) gibt es auch in Moskau.

♦ Fernsehdoktor Montgomery hat es offenbar dermaßen gut in den Talkshows gefallen, dass er ständig neue Bedrohungen ausmacht, um wieder eingeladen zu werden. Wir wissen gar nicht, welche Corona-Variante es ihm diesmal besonders angetan hat, aber er weiß, „viele, auch Geimpfte, werden erkranken. Gut zu wissen: Wer geimpft ist, erkrankt deutlich milder. Sein Risiko zu sterben ist 99 Prozent geringer als bei Ungeimpften“. Ja gut, das mit den 99% ist jetzt bestimmt nicht wörtlich zu nehmen (das andere wohl auch nicht), aber er hat es wenigstens mal gesagt.

♦ Anstatt sich von Karl, dem obersten Gesundheitspolemiker ihrer Partei auch mal was sagen zu lassen, reagierte eine Spezialdemokratin, eine Genossin Melanie aus Hamburg, „düpiert und genervt“. Melanie hatte während einer Videokonferenz einen Schokoriegel verputzt, was Karl animierte, ausgiebig über die schädliche Wirkung von Zucker und Palmöl zu referieren. Die Twitter-Bagage hatte daraufhin direkt wieder einen ihrer Anfälle („KitKat-Gate“) und die Kindsköppe unserer politischen Verantwortungsgemeinschaft fühlten sich sofort zu allerlei Streichen herausgefordert. Minister schoben sich demonstrativ Süßigkeiten in den Mund, Bayerns Gesundheitsminister hielt ein Cola-Etikett in die Kamera. Aber bei jedem Corona-Unsinn folgen sie dem Karl aufs Wort.

♦ Apropos. Grundimmunisiert gegen die Corona-Impfpropaganda zeigten sich ein paar Tausend Spanier, darunter „Politiker und viele einflussreiche Personen aus Wirtschaft, Musik, Sport und auch aus medizinischen Kreisen“. Die müssen mit einer Anklage rechnen, weil sie sich – ungeimpft – ins nationale spanische Impfregister eingekauft haben sollen. Jüngster Angeklagter, der Präsident eines der größten Pharmaunternehmen Spaniens, der wohl über Wirkung und Nebenwirkung der Impfung besonders gut Bescheid wissen dürfte …

♦ Herbert Grönemeyer, „mehrfachst geimpft“ und doch Corona-befallen, meldet sich „zerknirscht“ bei seinen Fans, weil er seine Tour absagen müsse. Gemeiner Witz auf Twitter: „Immerhin schützt die Impfung vor Grönemeyer-Konzerten.“ Pfui!

♦ Darf man sagen, dass die Jury in Virginia noch gesunden Menschenverstand zeigte? Johnny Depp verlässt den Gerichtssaal als Sieger (Achtung, Metapher! Der Depp spielte während des Urteils Gitarre in London), oder wie der Spiegel schreibt: „Sie glaubten dem Mann.“ Was bedeutet die Jury-Entscheidung für künftige Fälle, fragt (besorgt?) ebenjener Spiegel-Mann. Nun, wir werden es bald erfahren, Amber Heard kündigte Berufung an.

Schöne Pfingsten! (Ich bin dann mal weg mit meinem 9-Euro-Lindnerticket)


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