Tichys Einblick
Blick zurück - nach vorn

Blackbox KW 23 – Die Früchte des Zorns (in Sachsen-Anhalt)

Der Polit-Krimi des Tages läuft erst heute Abend. Aber wir wollen uns die Zeit etwas verkürzen mit Jens Spahn, Annalena Baerbock und den anderen Geistesgrößen der Woche ...

Eingezwängt zwischen Brandenburg und Niedersachsen führt Sachsen-Anhalt ein mediales Schattendasein im besten Deutschland, das es je gab. Kurz nach seiner Gründung 1947 wurde es von der SED gleich wieder von der Karte gewischt, und seit 1990 hängt es nun zwischen Baum und Borke. Dennoch, oder gerade deshalb zeigen die zwei Millionen Einwohner eine erstaunliche Resilienz gegen politische Verirrungen. Gerade mal 12% (SED-Wähler) wollen die DDR zurück, einem Klingbeil, Kühnert, Scholz oder einer Esken trauen nur 10% über den Weg, und mit den fanatischen Weltverbesserern (und Lebensqualitäts-Verschlechterern) von den Grünen wollen noch weniger zu tun haben. Siebzig Prozent der Sachsen-Anhaltiner wählen nicht links. Oder? Heute Abend wissen wir’s genau.

♦ Damit das Bundesland nicht plötzlich doch noch in die Geschichte eingeht, indem zum ersten Mal die AfD als stärkste Partei aus einer Landtagswahl herauskommt, haben Kirchen und Zentralrat gewarnt und Exorzisten losgeschickt, allerdings sind 80% der Bevölkerung konfessionslos.

♦ Trotz Sonderschichten bei den Medien bleibt wohl alles an CDU-Ministerpräsident Reiner Haseloff hängen, der allerdings von Dr. Angela Merkel schwer beschädigt wurde. Die trieb Haseloff dazu, für die Bundesnotbremse zu stimmen, obwohl er deren Sinn nicht nachvollziehen konnte. Und zuvor musste er auf Befehl bei der GEZ-Erhöhung tricksen. So steht er ganz alleine da, denn seine Regierungsfreunde von SPD und Grünen haben zwar die größte Klappe, aber, so der traurige Reiner: „Wenn die um 10 Prozent rumdümpeln, was soll ich dann alleine in der politischen Mitte machen?“

♦ Und dann fällt ihm auch noch Marco Wanderwitz, Merkels Sonderbeauftragter Fremde Länder Ost und „Botschafter des Erzgebirges“ in den Rücken, indem der schon mal präventiv behauptete, dass „ein nicht unerheblicher Teil der AfD-Wähler leider dauerhaft für die Demokratie verloren ist“. Und weil er sich „große Sorgen um die Demokratie in den neuen Bundesländern“ macht, wollte er sich ausgerechnet bei einem Vertreter der SED, die die zweite Diktatur auf deutschem Boden errichtete, im „Spiegel“ ausweinen, dem auch der Kompass verloren gegangen ist.

♦ Weil es hier so schön passt: „Ich kann das nicht erklären, aber ich hatte jahrelang nie Angst, nie Zweifel, auch nie ein schlechtes Gewissen“, sagte der ehemalige „Spiegel“-Geschichten-Erfinder Claas Relotius in einem Interview. Und lobte seine früheren Kollegen als tadellose, aufrichtige Journalisten. Einer wie alle? Alle wie einer?

♦ Aber Deutschland hat andere Sorgen. Und schon sind wir bei Annalena Baerbock. Wir wissen nicht, was nun nach inzwischen zwischen acht plus X Korrekturen von ihrem offiziellen Bildungsweg noch übrig geblieben ist – außer Völkerrechtlerin (LMA) vielleicht – aber dass sie selten versteht, wovon sie redet, steht außer Zweifel. Außer bei Josef Kaeser, dem Ex-Chef von Siemens, der wohl auch seine Hoffnungen auf Kobold-Batterien setzt. Der Joe hält Annalena für eine tolle Kanzlerin, ihre „Auffassungsgabe“ erinnert ihn sogar „sehr an unsere heutige Bundeskanzlerin“.  Oder hast du einen Witz gemacht, Joe, den wir nicht verstehen? Hältst du Merkel auch für gaga, und keiner hat‘s bemerkt?

♦ Allerdings wollen wir gerne zugeben, dass Annalena dazulernt. So hat sie endlich auch mal was gesagt, was nicht gleich gegen sämtliche Gesetze der Naturwissenschaften verstößt, sondern dem Forderungskatalog der SPD entnommen sein könnte. Baerbock will die regionale Daseinsvorsorge (Internet, Gesundheit, Verkehr) in das Grundgesetz aufnehmen. Da steht es dann gut (direkt neben der Schuldenbremse), und trotzdem hält kein ICE in Posemuckel.

♦ Ach, Frau Heidenreich, dass wir von Ihnen wieder mal was hören! Wie? „Grauenhaft, wenn ich das schon höre, diese Sprache!“ Was meinen Sie? „Gendern, nein danke!“ Gott nun regen Sie sich doch nicht so auf! „Das ist alles ein verlogener Scheißdreck!“ Aber Frau Heidenreich, wer Quote sagt, muss auch Gendern sagen. „Ich kann das Wort Quote nicht hören. Es geht nach Qualifikation und nicht nach Geschlecht. Wenn einer besser ist, ist er besser.“ Aber die SPD haben Sie trotzdem noch lieb, oder? „Meine SPD- Gläubigkeit ist mir schon vor längerer Zeit verloren gegangen.“ Manno …

♦ Jens Spahn, größter Gesundheitsminister aller Zeiten, warnt „vor Leichtsinn in diesem Sommer“, schließlich waren „im vergangenen Jahr Reiserückkehrer für die zweite Corona-Welle verantwortlich“. Das ist zwar großer Quatsch, aber jeder Sommer braucht sein Sommermärchen.

♦ Übrigens trotzt unser Corona-Tausendsassa nicht nur den Mutanten – soeben kam er aus dem aus dem angeblichen Hochrisikogebiet Südafrika und saß schon einen Tag später maskenfrei bei Anne Will – nein, der Jens hat auch ein großes Herz. So wollte er minderwertige Masken, die er für eine Milliarde in China gekauft hatte, an Obdachlose, Behinderte und Hartz 4-Empfänger verteilen. Damit die sich auch dazugehörig fühlen können. Nur weil der kaltherzige Hubertus Heil nicht zustimmte, wird der Schrott nun in der Nationalen Gesundheitsreserve eingelagert – für die nächste Pandemie (Zwinker, Zwinker).

♦ Was ist denn da in Bayern los? Hat der Söder seine Wissenschaftler nicht im Griff? Jedenfalls erdreisteten sich Statistiker der Ludwig-Maximilians-Universität München, Zweifel am konkreten Nutzen der deutschen Corona-Maßnahmen zu äußern, die keinen „unmittelbaren Zusammenhang“ zum abflachenden Infektionsgeschehen aufwiesen. Mein lieber Söder! Das fängt ja gut an.

♦ Gut, dass die Kanzlerin sich nur auf ihre eigenen Wissenschaftler (Drosten & Lauterbach!) verlässt und eine dreimonatige Verlängerung des Notstandsgesetzes plant. Wer braucht schon einen Notstand für Notstandsgesetze? Ebend, sagt die SPD.

♦ Nur kein Neid! Hättenwa ja selber machen können wie Oghuzan aus Bochum und sein Sohn Sertac. Beide haben mit „etwa 100 Schnelltest-Zentren“ das ganz große Corona-Rad gedreht. Und mussten dafür nicht mal in die CDU eintreten …

♦ Noch ein bisschen Klatsch zum Schluss? Also der Schröder musste Ablösegeld an den Ex seiner Frau zahlen, dem er sie ausgespannt hatte. Und Bettina Wulff gehört wieder zu unserem Bundespräsidenten Wulff wie der Islam zu Deutschland, und zwar schon zum dritten Mal (Bettina, nicht der Islam). Das Betrugsverfahren gegen Franziska Giffeys Ehemann wurde gegen Straf-Zahlung eingestellt, so ist die Familien-Weste wieder wahlkampfblütenweiß. Helge Braun (z.Z. Kanzleramt) darf seinen Doktortitel behalten – muss bei der Dissertation nur ein wenig nachbessern. Und Karldinal Marx will mal was anderes machen, außerdem sei die Kirche „an einem toten Punkt“. Und wir sind wieder mal Europameister! Nicht beim Fußball, aber bei den Preisen für Mobilfunk. Da kommt keiner an uns ran.


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