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WHO-Delegation in Wuhan: ganz im Sinne der chinesischen Regierung

Der Ursprung von Covid-19 bleibt im Dunkeln. Die WHO-Delegation in Wuhan arbeitet mit beschränkten Möglichkeiten und fester Meinung. Alles ganz im Sinne Pekings.

IMAGO / Kyodo News

Es ist aktuell eine der wohl spannendsten Fragen unserer Zeit: Was ist der Ursprung von Covid-19? Auf eine ernstzunehmende Analyse des Wuhan Institute of Virology (WIV) kann man sicher lange warten; zumal diese der WHO und anderen internationalen Organisationen den Zugang zu wichtigen Rohdaten über das anfängliche Infektionsgeschehen und Krankheitsverläufe strikt verweigert. Daher schickte die WHO selbst eine kleine Delegation von Wissenschaftlern aus verschiedenen Bereichen auf einen 12‑Tage-Forschungsausflug, um selbst Analysen anzustellen, die dabei helfen sollen, die Ursache des Ausbruchs herauszufinden. Das Verhalten, welches diese Forscher an den Tag legen, kann den Verdacht aber nicht aus der Welt schaffen, dass die chinesische Regierung eher an einer Verschleierung als an Aufklärung interessiert ist.

In China ist man sich angeblich sicher, dass das Virus von außerhalb kommen müsse, so wird es zumindest von Regierung und Medien publiziert. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf der These, dass das Virus angeblich durch importierte tiefgefrorene Nahrung nach China gekommen sei. Diese These wird jedoch von den meisten Wissenschaftlern international als unseriös bezeichnet.

Heft 03-2021
Tichys Einblick 03-2021: Es reicht.
Die meisten Wissenschaftler gehen von einer so genannten Spillover-Infektion aus. Dies bedeutet, dass ein Mensch sich durch Verzehr, Biss oder anderen Kontakt zu einem infizierten Tier ansteckt. Es wird vermutet, dass „Patient 0“ sich die Infektion durch den Verzehr einer Fledermaus oder eines anderen Tiers vom Feinkost-Nassmarkt in Wuhan zugezogen habe. Jedoch gibt es Grund zur Annahme, dass sich der Virus nicht unter natürlichen Bedingungen so hätte entwickeln können, dass er den Menschen als Wirt nutzen könne.

Daher gibt es noch eine dritte Theorie, die von vielen Wissenschaftlern in Betracht gezogen wird, nämlich dass das Virus in einem Labor wie dem in Wuhan erzeugt und – versehentlich oder absichtlich – freigesetzt wurde. Diese Theorie scheint gerade deswegen so nahe zu liegen, weil ausgerechnet in Wuhan eines der größten und wichtigsten Viren-Forschungslabore Chinas, das erwähnte WIV steht, und die Regierung sehr intransparent mit entsprechenden Informationen umgeht. Zudem sollen sich im Herbst einige Forscher des WIV mit einer gewöhnlichen saisonal bedingten Krankheit angesteckt haben. Auffällig waren jedoch die Häufung der Fälle und die Krankheitsverläufe, die dem Verlauf einer Infektion des angeblich erst Monate später auftretenden Covid-19-Virus häufig stark ähnelte.

Daher ruhten große Hoffnungen auf der WHO-Delegation, bei der man nicht davon ausgehen muss, dass ihre Erkenntnisse vom kommunistischen Regime verfälscht wurden. Peter Ben Embarek – Leiter der WHO-Delegation in Wuhan – hält allerdings letztere Hypothese für „extrem unwahrscheinlich“ und nicht weiter erforschenswert. Für eine ausreichende Begründung hält er persönliche Gespräche mit dem Labor-Personal des WIV. Deren Transparenz und Ehrlichkeit stellte er mit keinem Wort in Frage. Entgegen dem Großteil der Forscher hält er besonders die Theorie mit den gefrorenen Nahrungsmitteln für „untersuchenswert“ – also die bevorzugte Theorie der chinesischen KP. Tedros Ghebreyesus – Generaldirektor der WHO – deklarierte kurz darauf, dass „alle Hypothesen offenbleiben und weiterer Untersuchung bedürfen“. Das Wallstreet Journal fragt hier zurecht: „Aber wer gewährleistet das?“

Besonders auffällig unter der WHO-Delegation ist der Zoologe Peter Daszak. Obwohl er in der Vergangenheit versicherte, seine Forschung komplett unvoreingenommen zu betreiben, halfen er und EcoHealth Alliance (eine NGO, deren Präsident Daszak ist) ein Statement zu verfassen, das jede Theorie, die von einer unnatürlichen Entstehung des Virus ausgeht, als hetzerische Verschwörungstheorie abtut. „Das schnelle, offene und transparente Teilen von Daten über diesen Ausbruch wird nun durch Gerüchte und Desinformation über dessen Herkunft bedroht.“ Auch sonst verteidigte Daszak die chinesische Regierung bisher immer. Da das chinesische Regime nicht transparent im Umgang mit den Daten über den Ausbruch ist und die meisten Forscher weltweit einen unnatürlichen Ursprung keineswegs für unwahrscheinlich halten, ist Skepsis wohl angebracht.

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Daszak griff zudem in letzter Zeit immer wieder die US-Nachrichtendienste an, bezeichnete diese als nicht vertrauenswürdig und deklarierte deren Informationen und Nachforschungen häufig als falsch. So spricht er selbst davon, dass man nach Clustern von Ausbrüchen suche, die erstens so schwerwiegend waren, dass die Patienten deswegen in ein Krankenhaus fuhren, und zweitens im Verlauf dem von Corona ähnelten. US-Nachrichtendienste sehen die Infektionswelle im WIV als solches Cluster, Daszak weist dies jedoch zurück und spricht davon, dass es vor Dezember nichts dergleichen gegeben hätte.

Diese Aussagen, die nicht mit der weltweiten überwiegenden Meinung von Forschern übereinstimmen, das unhinterfragte Vertrauen in die chinesische Regierung und das Zurückweisen von Presseanfragen lassen den Wert der Information der WHO-Delegation leider eher gering erscheinen.

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