Tichys Einblick
Reisebericht

Die Rohingya in Burma, wie geht es weiter?

Die Konfrontation zwischen einheimischen Buddhisten und zugewanderten Muslimen in Burma ist unvermindert groß. Die Zukunft lässt nichts Gutes erwarten.

THET AUNG/AFP/Getty Images

Ab morgens um Fünf dröhnen fünf mal am Tag lautsprecherverstärkte Gesänge der Muezzins von den Minaretten durch die Stadt. Die Rede ist nicht von Mekka oder Medina, die Rede ist vom Mandalay im tiefbuddhistischen Burma (Myanmar). Wurde das dort vor Jahren noch als seltsame Folklore empfunden, liegt für die Burmesen darin heute die Aura der Bedrohung.

Muslimische Eroberungen Asiens

Das historische Gedächtnis der Asiaten reicht weit. Sie wissen wohl, dass vor Jahrhunderten das westlichste buddhistische Land Afghanistan war. Die Frontlinie hat sich weit nach Osten verschoben. Nachdem im Laufe der Jahrhunderte Afghanistan, Pakistan, Indien und das heutige Bangladesh von Muslimen erobert wurden, sieht sich Burma heute als Frontstaat.

Die einheimischen Muslime, die über das Land verstreut leben, haben sich weitgehend angepasst, die Rohingyas in Rakhine an der Grenze zu Bangladesh werden dagegen als kulturfremd gesehen. Sie gelten als nicht integrationswillig, ihnen wird als Ziel die Abspaltung von Burma unterstellt.

Die Angst vor einer muslimischen Bevölkerungsexplosion

Die zweite große, auch historisch begründete Angst der Burmesen ist, von den Muslimen verdrängt zu werden. Laut dem Burma-Experten Zöllner ist diese Befürchtung der Buddhisten nicht unbegründet. Zöllner: Vor 50-60 Jahren war die Ratio, das Verhältnis zwischen Buddhisten und Birmanen … und Muslimen, sorry, vielleicht 4:1 heute ist es 2:1. Das heißt, das Bevölkerungsverhältnis hat sich massiv zugunsten der Muslime verschoben. Die Angst vor kultureller Verdrängung in Burma wie in Deutschland, wo sich ja eine ähnliche Entwicklung abzeichnet, wird in der deutschen Presse als „rassistisches Vorurteil“ bezeichnet und ist deshalb ein Tabu.

Die Guerilla der Rohingya

Laut der Nachrichtenagentur Reuters trainieren radikalislamische Ausbilder die Untergrundarmee der Rohingyas ARSA seit über zwei Jahren. Darüber zu berichten, ist in den deutschen Medien ein Tabu.

Die Untergrundarmee wird wohl von den lokalen Rohingya und vor allem von Saudi Arabien finanziell unterstützt. Das Ziel eines muslimischen Rakhine, also eines von Burma unabhängigen Staates, scheinen sie fest im Auge zu haben.

Die Berichterstattung des Westens

Die burmesische Bevölkerung ist äußerst verbittert über die Berichterstattung der westlichen Presse und der UNO. Immer wieder betonen Burmesen, dass hier die Wahrheit auf den Kopf gestellt wird. Es herrscht hier weitgehend die Meinung, dass die ursprünglich buddhistische Bevölkerung aus den heute muslimischen Dörfern herausgemobbt wurde, ja, dass sogar von der ARSA ganze buddhistische Dörfer niedergebrannt wurden.

Pressespiegel Indien
Indien: Unterstützung für Myanmar in der Rohingya-Krise
Gleichlautende Opferberichte in den Rohinya-Flüchtlingslagern vergleicht der Burma-Experte Zöllner mit einer gezielt von muslimischen Rebellen hervorgerufenen Massenhysterie. Natürlich waren beide Seiten an massiven Gewalttätigkeiten beteiligt. Die Gewalt ging aber von muslimischen Rebellen aus. Sie griffen nicht, wie in den deutschen Medien beschönigend benannt, ein paar Polizeistationen an. Es wurden gleichzeitig 30 Polizeistationen und Kasernen angegriffen, Ergebnis waren mehr als 100 Tote. Man denke sich das gleiche in Deutschland und stelle sich die Reaktionen darauf vor.

In meinem kleinen Guesthouse in Mandalay bin ich der einzige Reisende aus dem Westen. Die letzten Jahre waren die Hotels ausgebucht, jetzt sind sie leer. Die Burmesen sehen dies als Bestrafungsaktion des Westens, der von seinen Medien mit tendenziöser Pro-Rohingya-Berichterstattung manipuliert wurde. Aber deshalb ändern die Burmesen ihre Haltung gegenüber den Rohingyas nicht. Im Gegenteil, es scheint sie geradezu in ihrer Haltung zu bestärken.

Im April kommt eine neue UN-Delegation

Nun kann eine Delegation des UN-Sicherheitsrates noch im April nach Myanmar reisen. Nach einigem Widerstand aufgrund der schlechten Erfahrungen mit der UNO-Berichterstattung hat das Land dem Besuch zugestimmt.

Perus UN-Botschafter und amtierender Sicherheitsratspräsident Gustavo Meza-Cuadra sagte vor Journalisten in New York, der UN-Sicherheitsrat wolle sich ein Bild von der Lage der Rohingya in Burma machen

Die Rohingyas in Bangladesh

Laut Aussagen burmesischer Medien gehen Bengalis (Rohingyas) inzwischen wieder vom bettelarmen Bangladesh ins arme Burma, und von dort ziehen wieder einige illegal weiter in den muslimischen Süden Thailands. Die Radikalen unter ihnen unterstützen dort die muslimische Guerilla, um für eine Unabhängigkeit von Thailand zu kämpfen. Dagegen gehen die Thai-Militärs mit Unterstützung der buddhistischen Thai-Bevölkerung entschieden vor.

Andere Rohingyas richten sich in von der UN mittlerweile gut versorgten Flüchtlingslagern ein. Dort radikalisieren sich viele, Frauen sollen dort aus Angst vor sexuellen Übergriffen und Frauenhandel nur noch vollverschleiert zu sehen sein. Es fragt sich allerdings, von wem die sexuellen Übergriffe zu erwarten sind. Es sind ja nur Flüchtlingshelfer und Rohingyas in den Lagern.

Was weithin unbekannt ist, dass es auch Hindu-Rohingyas gibt, die aufgrund von Terrorattacken der ARSA nach Bangladesh geflohen sind. Anders als den Muslimen, die lieber in gut versorgten Flüchtlingslagern bleiben wollen, möchten die Hindus schnell nach Myanmar zurückkehren. Sie wollen nicht mit den Muslimen zusammenleben. Ein Grund dafür ist, dass im vergangenen August viele Hindus von maskierten Männern getötet wurden, die die Hindus als Rohingya-Guerilla identifizierten. Die Hindus haben so das Vertrauen in die Muslime verloren und möchten so schnell wie möglich in ihre Dörfer nach Burma zurück.

Die Haltung der burmesischen Bevölkerung

Die Burmesen, und erstaunlicherweise scheint dies die Meinung über alle Stammesgrenzen hinweg zu sein, haben nicht nur etwas gegen einen auch in Asien aggressiv auftretenden Islam, sie sehen auch die Bengalen (Bengalis) als eine Ethnie, mit denen sie nichts gemein haben und deren Kultur im Land nicht gewünscht ist. Das alles auf dem Hintergrund, dass sich die Rohingyas aufgrund ihrer immensen Kinderzahl schnell ausbreiten und es einen Bevölkerungsdruck bis in die buddhistischen Teile Rakhines gibt. Was in Deutschland vom Establishment erfreut begrüßt wird, schafft hier Ablehnung. Derlei gilt im Westen als Rassismus, sonst in der Welt, sind das legitime Interessen des Hausherrn, denen sich der Gast zu fügen hat. Auch wenn viele Rohingyas inzwischen seit Generationen im Lande leben, werden sie immer noch als Fremde empfunden, die sich nicht anpassen wollen und inzwischen größere Gebiete des Landes beanspruchen.

Gleichzeitig finanziert Saudi Arabien in Rakhine massenhaft Moscheen. Die Imam-Ausbildung, die muslimischen Schulen, Korruption und Bestechung der Verwaltung, all das bezahlt Saudi Arabien.

Viele burmesische Arbeiter kommen nun aufgrund von Pressionen aus dem muslimischen Malaysia zurück. Sie berichten von nicht ausgezahlten Löhnen, Prügel und was sich muslimische Malaien sonst noch als Rache für die Behandlung der Rohingya einfallen lassen. In den westlichen Medien ist dies allerdings kein Thema.

Die Engländer sollen die nach Burma „exportierten“ Rohingya zurücknehmen

Das Geschichtsbewusstsein der Asiaten denkt in langen Zyklen. Der Deutsche ist gewohnt, seine ihm eigene Hypermoral auf die ganze Welt auszudehnen. Solcher Moralimperialismus mit universellem Geltungsanspruch funktioniert in Asien nicht. Der Asiate, lächlet, schweiget und machet zur Erbitterung des Westmoralisten, das, was seiner Kultur entspricht, mag es dem Westmenschen noch so fern sein und es ihn unmoralisch dünken.

Die Burmesen wissen sehr wohl, dass die Briten als Kolonialmacht die Rohingya ins Land gebracht haben. So hört man von Intellektuellen, die Vorstellung: Die Briten haben die Rohingya ins Land gebracht, nun sollen sie sie wieder zurücknehmen. In unsere Kultur haben sie sich nie integriert.

Der Fall von Aung San Suu Kyi

Aung San Suu Kyi wurde jahrzehntelang in den westlichen Medien als gewaltfrei agierende Heilige gefeiert. Nun wurde sie von denselben ehemaligen Anhängern zur Rassistin erklärt. Es geht im Hippie-Empfinden des westlichen Establishments nicht um politisches Denken. Es geht um die reine Lehre, um das heilige Gutsein. Es geht den westlichen Eliten darum, Heroen zu installieren, von denen sie annimmt, dass sie die eigene politisch korrekte Meinung repräsentieren und diese dann durchsetzen. Enttäuschen die Helden, wird, wie bei Barack Obama, erst einmal alles ausgeblendet, was den Hero vom Sockel stürzen könnte. Funktioniert das nicht mehr und die Lücken sind so groß, dass sie selbst von einer Lückenpresse nicht mehr ignoriert werden können, dann ist der Fall tief. Dann wird wie im Falle Aung San Suu Kyi aus der Heiligen die Hexe.

Die enttäuschte Liebe des Westens vom burmesischen Buddhismus und von Aung San Suu Kyi gleicht einem Verliebten, dessen Geliebte erst als das Gute an sich gefeiert, und dann einseitig für alles Böse verantwortlich gemacht wird.

Aber Aung San Suu Kyi ist die einzige Identifikationsfigur, die Burma über alle Stämme hinweg hat. Wenn nun der politisch korrekte Westen mit seinem Hypermoralismus Aung San Suu Kyi destabilisiert, wird das ganze Land kollabieren. Die Moral-Schickeria des Westens will es dann – wie immer – nicht gewesen sein. Sie hat es doch nur gut gemeint.

Die burmesische Bevölkerung scheint ganz auf der Seite der Regierung zu stehen. Wen auch immer man fragt, es gibt überall eine allgemeine Abneigung gegen die Rohingya. Diese wird auch von den meisten buddhistischen Mönchen getragen. Diese werden von der Bevölkerung als buddhistische Patrioten gesehen. Von den anti-nationalen Medien im Westen werden die Mönche inzwischen als nationalistische Extremisten bezeichnet. Natürlich gibt es unter den 500.000 Mönchen auch einige Wirrköpfe. Das sehen auch die Burmesen.

Asien und der Westen

Viele burmesische Journalisten gehen davon aus, dass vom Westen und in Südostasien kulturell unterschiedlich empfundene Aktionen der Armee gezielt für Propaganda im Westen genutzt werden. Das Denken in der Dritten Welt ist anders, es gibt eine viel größere gesellschaftliche Akzeptanz von Gewalt. Hinter dem buddhistischen Denken der Gewaltlosigkeit in Südostasien steht oft ein archaisches Denken, das an Stammestraditionen orientiert ist.

Das Neo-Hippiebewusstsein der westlichen Öffentlichkeit projiziert seine romantischen gewaltfreien buddhistischen Love & Peace Fantasien und ist bitter enttäuscht, wenn die Realität anders aussieht.

Clash of Cultures
Palästinenser, Rohingya und die Kurden – der Export religiöser Konflikte
Allerdings greift diese Vorwurfshaltung anscheinend nur bei den muslimischen Rohingya. Die Shan und andere unterdrückte Stämme fragen sich, warum nur über Muslime berichtet wird, wo es doch den Shan nicht anders geht. Seit über 50 Jahren haben sie unter massiver Verfolgung der burmesischen Armee zu leiden. Das hat bisher noch niemand weiter interessiert, so scheint die Empörung vor allem bei ausgewählten Opfergruppen groß.
Das Zukunfts-Szenario

Im Rakhine State gehen einige burmesische Journalisten davon aus, dass die Terrorgruppen der Rohingya inzwischen mit dem IS und der Al Quaida vernetzt sind, und dass die Arakan Salvation Army (ARSA) ein Sultanat Arakan unter der Scharia anstrebt.

Die Untergrundarmee der Rohingyas wird in Zukunft wahrscheinlich weiter die Armee provozieren. Es gibt Befürchtungen, dass die Untergrundarmee der Rohingyas in Uniformen der Armee, bereits Gräueltaten vorbereitet, um diese dann vor den westlichen und der islamischen Medien der burmesischen Armee in die Schuhe schieben zu können.

Irgendwann wird die Armee zurückschlagen. Die Art und Weise wird aus westlicher Sicht brutal, aus orientalischer Sicht normal sein.

Daraufhin werden unter den Rohingyas wieder gezielt wilde Gerüchte gestreut werden. Es wird dann eine neue „Fluchtbewegung“ nach Bangladesh geben und die Rohingyas werden diesmal aus „Notwehr“ einen eigenen Staat fordern. Die UNO wird tagen und die deutsche Regierung unter der moralischen Führung von Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt wird ihr Entsetzen kundtun und erwägen die Rohingyas nach Deutschland zu fliegen.

Gleichzeitig werden muslimische Terrorgruppen versuchen, die Regierung in Myanmar weiter zu destabilisieren, um irgendwann einen eigenen Scharia-Staat ausrufen zu können.

Aber die burmesische Regierung und besonders China und Indien werden keinem unabhängigen Muslim-Staat zustimmen. Wenn die burmesische Armee des Problems nicht Herr wird, werden Indien und China die burmesische Armee massiv unterstützen. Beide Länder haben eine große Aversion vor der Vorstellung, an ihrer Flanke einen neuen muslimischen Staat entstehen zu sehen.

China baut den Hafen Kyaukphyu in Rakhine am Indischen Ozean zu einem Tiefseehafen aus. Mit diesem Hafen hätte China direkten Zugang zum Indischen Ozean, was seinen Handelsweg in den Westen wesentlich verkürzen würde. Das wird sich China nicht von einem muslimischen Scharia-Staat nehmen lassen.

Während westliche Politiker den Iran als Feindbild auserkoren haben, steckt hinter der Islamisierung in Asien und der Zuwanderung aus islamischen Ländern in Deutschland das Geld der Saudis. Und das wird seltsamerweise kaum thematisiert.

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