Tichys Einblick
Linkspopulismus

Studien-Autoren fordern mehr NGOs und „Zivilgesellschaft“ in Talkshows

Ein Verein fordert mit einer "Studie", mehr Vertreter von Nichtregierungsorganisationen und „Zivilgesellschaft“ in Talkshows einzuladen. In dessen Beirat sitzen unter anderem Göring-Eckardt, Oppermann, Özdemir. Denen genügt die rot-grüne Überrepräsentation in den Medien offenbar noch nicht.

Screenprint: ARD/Anne Will

„Sprachlos sein“ bedeutet ja umgangssprachlich, über etwas so überrascht zu sein, dass es einem zunächst die Sprache verschlägt. Dass die gesellschaftliche und politische Gegenwart auf besondere Weise sprachlos macht, ist bekannt. Man könnte hier sogar selbstreflektierend sagen – so jedenfalls eine Vielzahl von Kommentaren bei TE – dass der Erfolg dieses Portals auch darauf beruht, den sprachlos gewordenen die Stimme zurück zu geben.

Dass allerdings auch TE-Autoren bisweilen kurze Momente der Sprachlosigkeit entwickeln, mag an solchen Unverschämtheiten liegen, wie der hier präsentierten. Es geht um eine neue, viel besprochene Studie, die sich mit den vier großen Talkshows im Öffentlich-rechtlichen Fernsehen beschäftigt. Die also eine Analyse anbietet und im Ergebnis daraus neue Forderungen aufstellt, wie die Gästelisten dieser Talkshows zukünftig aussehen sollten. Kurz vorab zusammengefasst: Es sollen mehr Vertreter von Nichtregierungsorganisationen und der so genannten „Zivilgesellschaft“ zu Wort kommen.

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Zur Klarstellung: Mit „Zivilgesellschaft“ sind hier von den Studienmachern – über die gleich näher zu sprechen ist – nicht etwa Menschen gemeint, die in ihren Kommunen nachbarschaftlich mit anpacken, die helfen, wo Hilfe benötigt wird, die sich organisieren, wo Nachbarn Not haben. Die kurz gesagt als Bürger (lat. „civis“) verteidigen, was ihnen lieb und teuer geworden ist über viele Generationen hinweg.

Nein, die Zivilgesellschaft von der in besagter Studie die Rede ist, meint maximal verengend aktivistische Menschen mit einem linken, einem grünen, einem linksradikalen und einem grünradikalen Ansatz. Der Begriff „Zivilgesellschaft“ entpuppt sich als gigantische Mogelpackung, weil er die so genannte Bürgergesellschaft radikal verengt auf Akteure eines bestimmten politischen Spektrums – massiv co-finanziert von einem linksgrünen Politapparat, der solche und weitere einseitige Dominanz von Populisten mit hunderten von Millionen Euro über Bundesministerien – also den Steuerzahler – finanziert.

Wir wissen, dass das auch für Nichtregierungsorganisationen (NGO) gilt. Sie sind ebenfalls subventionierter Teil des außerparlamentarischen Arms der Parteien. Es waren Marxisten wie der Italiener Antonio Gamsci, die Anfang des 20. Jahrhunderts den Begriff der „Zivilgesellschaft“ entwickelten für die Gesamtheit aller nichtsstaatlichen Organisationen.

Aber zurück zu besagter Studie über Gäste in den vier öffentlich-rechtlichen Talkshows. Da könnte man ja ganz unbefangen denken: Gut, dass eine Studie sich damit ausführlich beschäftigt und in Zahlen belegen will, was längst jeder ahnt: Die etablierte Politik und die Regierenden nutzen diese Talkshows dafür, sich und ihre potentiellen Koalitionspartner in Spe überrepräsentativ abzubilden über ihren Einfluss auf die öffentlich-rechtlichen Programmmacher im Zwangsgebührenfernsehen. Eine wichtige Erkenntnis – wenn auch keine überraschende – könnte hier lauten: Die größte Oppositionspartei im Deutschen Bundestag, die Alternative für Deutschland, ist deutlich unterrepräsentiert.

Aber das interessiert die Studienmacher nicht. Im Gegenteil: Dieses auffällige Defizit, diese Verzerrung und Ausgrenzung, die bei Hart aber fair und dessen Moderator Frank Plasberg sogar soweit gegangen ist, einen Bundestagsabgeordneten der AfD dauerhaft und öffentlich aus der Sendung zu verbannen wie eine Aussätzigen – das alles interessiert die Studienmacher nicht. Im Gegenteil, das wollen sie vergessen machen, das ist vermutlich die Hauptmotivation der Studie.

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Sie wenden einen Trick an, indem sie das eigentliche Defizit des Zwangsgebührenfernsehens mit einer Reihe von eigens erdachten neuen Problemen überfrachten, die tatsächlich sprachlos machen: Angeblich sind die Nichtregierungsorganisationen und die Zivilgesellschaft unterrepräsentiert. Aber ist das schlimm? Nein, warum auch?

Sie müssen sich diese Studienmacher so vorstellen: Sie haben die untergehende Titanic im Rücken und diskutieren über den Idealzustand eines imaginären Rettungsbootes vor ihnen.

Wer sind nun diese Studienmacher und ihre Studie „Die Talkshow-Gesellschaft“? Die berichtende Presse kommt nicht darum herum, eine Zuordnung vorzunehmen, so ist immerhin in der Medienberichterstattung fast durchgängig davon die Rede, dass das „Progressive Zentrum“ als Studienmacher „linksliberal“ vorortet ist.

Der 2007 gegründete Berliner Verein stellt sich als linksliberale Denkfabrik vor. Und beim näheren Hinsehen darf man einen dicht gesponnenen linksgrünen Kokon bewundern: Von der Heinrich-Böll-Stiftung zur Friedrich-Ebert-Stiftung bis hin zum Auswärtigen Amt und der Bertelsmann-Stiftung hat das „Progressive Zentrum“ noch mit fast jeder irgendwie relevanten letztlich linkspopulistischen Institution etwas am Wickel. Wer sitzt im Beirat dieses „progressiven“ Zentrums? Es ist die rote und grüne politische Prominenz von Katrin Göring-Eckardt bis Thomas Oppermann und Cem Özdemir. Es ist also – wir drücken es höflich aus: – eine ziemlich bescheidende Zusammenstellung.

Und von hier aus will man nun via Studie anmahnen, dass nicht etwa die größte Oppositionspartei im Bundestag (sie wird bis auf eine Randbemerkung vollkommen ignoriert), sondern dass die NGOs und das, was man sich gerade unter „Zivilgesellschaft“ zusammengebraut hat, in Talkshows unterrepräsentiert seien.

Damit sind wir aber noch nicht am Ende der Fahnenstange eines so durchsichtigen wie peinlichen Unterfangens angekommen. Denn wir haben noch nicht über die beiden Autoren der Studie gesprochen. Da wird es fast ein Drehung zu klischeehaft, zu entlarvend. Und wäre es nicht so übel, es wäre Anlass für echte Heiterkeit: Die Autoren sind Paulina Fröhlich und Johannes Hillje. Zwei junge Kämpfer gegen das Böse. Zwei Aktivisten im Kampf gegen das Übel von Rechts. Fröhlich bearbeitet in diesem sich progressiv nennenden Berliner Zentrumsverein die „Schwerpunkthemen“: „Populismus und Rechtsradikalismus“. Sie war u.a. auch Mitbegründerin einer Initiative, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, „mithilfe „radikaler Höflichkeit“ gegen Rechtspopulismus aktiv zu werden.“

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Ja, das ist ganz süß, dass ist so Prenzlauer-Berg-Latte-Feeling und weniger Antifa, aber es ist deshalb ja dennoch, was es ist: bescheiden. Und besagter Johannes Hillje ist – Achtung! – neben seiner Tätigkeit für das Zentrum laut Selbstauskunft unter anderem selbstständiger Berater für NGOs. Der Studienmacher ist also für NGOs tätig, für die er sich in besagter Studie mehr Teilnahme an Talkshows wünscht! Besser kann man eine Studie kaum selbst beflecken. Es ist eine freiwillige Selbstbeschmutzung.

Nun sind es regelmäßig linksgrünpopulistische Stimmen, die sich über Lobbyismus aufregen, aber hier findet man überhaupt nichts dabei. Lobbyist, Linkspopulist und Gefälligkeitsstudienmacher Hillje ist übrigens auch Autor eines Buches mit dem Titel: „Propaganda 4.0 – Wie rechte Populisten Politik machen.“

Die Studie „Die Talkshow-Gesellschaft“ ist damit einer der dreistesten Versuche, eine Vorgängerstudie mit unerwünschten Ergebnissen zu überlagern, zu deckeln, vergessen zu machen. Denn das wesentliche Glaubwürdigkeitsproblem der Talkshow-Formate im Zwangsgebührenfernsehen, das mutmaßlich auch den Zuschauerschwund verantwortet – hat nichts zu tun mit der angeblichen Unterpräsenz von NGOs oder Zivilgesellschaft. Das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) hatte es nämlich – sollen wir sagen versehentlich? – 2019 herausgefunden: Der Oppositionsführer im Deutschen Bundestag, die AfD mit ursprünglich 92 Abgeordneten im Plenum, ist das Schlusslicht auf der Gästeliste in den vier Talksshows.

Die hier vorgestellte Studie stellt übrigens den großen Einfluss dieser Sendungen gar nicht in Frage. Schon deshalb fordert die Studie ja noch mehr linkspopulistische und grünpopulistische Gäste.

Fragen wir doch mal: Warum sind die Grünen so stark geworden in der Wählergunst? Kommt in der Studie nicht vor. Hat aber möglicherweise auch mit diesen Formaten zu tun: Das RND hatte ermittelt, dass die Grünen beinahe vier Mal so oft in Talkshows eingeladen wurden, als die AfD. Und selbst die FDP und die Linken liegen noch weit vor der Alternative.

Kaum nötig zu erwähnen, dass das auch für Vertreter der Presse gilt. Die eingeladenen Journalisten stammen zum größten Teil aus dem linksgrünpopulistischen Spektrum, Markus Feldenkirchen (Spiegel) löse gerade Robin Alexander (Welt) auf dem Talk-Show-Thron ab, Jan Fleischhauer (früher Spiegel, jetzt Focus) abgeschlagen auf dem dritten Platz.

Angesichts dieser Beobachtungen ist die hier angesprochene Studie eines linksdominierten Berliner Vereins an Dreistigkeit kaum zu übertreffen. Und vermutlich nur, weil alle Akteure von den auftraggebenden Politikern im Beirat des Vereins (Göring-Eckardt, Özdemir, Oppermann etc.) über die Studie selbst bis hin zu den die gewünschten Ergebnisse verbreitenden Medien, so eng miteinander verfilzt sind, traut man sich überhaupt den Versuch zu, an den eigentlichen Problemen vorbei (z.B. Partizipation des Oppositionsführers im Bundestag an öffentlich-rechtlicher Sendezeit) noch mehr Raum zu schaffen im Öffentlich-rechtlichen für die rotgrün-ideologische Agenda – jetzt über NGOs und die so genannte Zivilgesellschaft, die ja nichts anderes ist als die Summe der regierungsgefälligen linksgrünen, linksgrünpopulistischen und linksgrünradikalen außerparlamentarischen Opposition. Die also alles andere ist, als ein Spiegel der Gesellschaft und dessen, was viele Deutsche tatsächlich wollen. Also mindestens endlich in Ruhe gelassen zu werden von dieser Indoktrination.

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