Tichys Einblick
Indoktrination

Aus Kindergärten politische Erziehung der Eltern?

Neue Herausforderungen an Erzieherinnen sind nicht die zunehmenden Sprachbarrieren, die kulturellen, die religiösen und ideologischen Gräben, welche die anhaltende Zuwanderung mit sich bringt, sondern die falsche Einstellung der Eltern?

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Stimmt eigentlich, was in Erzählungen seit einigen Jahrzehnten über DDR-Kindergärten berichtet wird, dass es zu einem gängigen Test gehört haben soll, die Kinder die Uhr der Fernsehnachrichten malen zu lassen, um so in Erfahrung zu bringen, ob die Eltern West-Sender schauen? Vielleicht findet sich ja ein Leser, der mehr weiß.

Nun ist allerdings die Einflussnahme auf die Kleinsten der Gemeinschaft Wesensmerkmal der allermeisten Diktaturen. Auch die Nationalsozialisten wussten auf dieser Klaviatur der fortgesetzten Indoktrination von klein auf perfekt zu spielen: Unter dem Hakenkreuz gab es vergleichbare Aufmärsche wie unter Hammer und Sichel, immer marschierten Kinder und Jugendliche mit, bis heute ist es ein Rätsel geblieben, wie es so vielen erträglich war, ihre Kinder von den Pimpfen, von der HJ- und BDM-Kordel nahtlos zum Knotenlehrgang am Pionierhalstuch der FDJ-Uniform hinüber zu begleiten. Was sind das für Politiker und Lehrer gewesen, was mögen die Eltern gedacht haben, die diesen anhaltenden Drill an ihren Kindern weiter gewähren lassen mussten? Wehret den Anfängen? In der DDR nach Stalins Gnaden Fehlanzeige.

Bleiben wir noch einen Moment bei der Staatssicherheit und Kitas und Kindergärten. Bleiben wir bei einer ehemaligen Zuarbeiterin der Staatssicherheit, bei Anetta Kahane, die von 1974 bis 1982 als IM Victoria vor allem auf Westdeutsche und in der DDR lebende Ausländer angesetzt worden sein und umfangreich abgeliefert haben soll und nichtsdestotrotz nach der Wende im Westen Karriere machte u.a. als hauptamtliche Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung. Aber um was dort zu tun in dieser mittlerweile aus Bundesmitteln hoch subventionierten „rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts“?

TE hat in den letzten Jahren umfangreich berichtet, wir haben uns beispielsweise die Augen gerieben, als Mitarbeiterinnen der Stiftung der Apotheker-Zeitung „Baby & Familie“ diktieren durften: „Kinder rechter Eltern sind nicht unbedingt anders als Kinder anderer Eltern. Sie fallen manchmal erst nach längerer Zeit auf, zum Beispiel, weil sie sehr still oder sehr gehorsam sind.“ Tatsächlich ging es hier um nicht weniger als die Anstiftung von Kindergärtnerinnen, diese sollten argwöhnischer werden gegenüber Kindern, die zu blond, zu bezopft und – kein Witz! – zu artig sind. Hier würde der Verdacht bestehen, Kinder von Nazis und neuen Rechten mit durchzufüttern. Nein, da wurde nun wirklich kein rassistisches Klischee mehr ausgelassen, wenn die dazugehörigen Illustrationen so widerlich rassistisch sind wie die Intention dahinter, made by Amadeu Antonio Stiftung.

Nun war schon damals zu befürchten, was nun passiert ist, wenn das Familienministerium solche Unternehmungen mit Stasi-Anleihen aus der Stiftung einer IM Victoria querfinanziert: Die Gesinnung sickert tief ein. Eine Osmose der Ideologie von der Stiftung hinüber zur Behörde. Und also hin zum nächsten Fall in einer langen Reihe erfolgreicher politischer Indoktrination und Propaganda dort, wo schon Hitleristen und Stalinisten ihren Wahnsinn am tiefsten einpflanzen konnten: bei den Allerkleinsten.

Sie wäre nicht die Amadeu Antonio Stiftung, würde es ihr nicht gelingen, selbst hier noch eine an Zynismus kaum mehr zu überbietende Arbeit abzuliefern, ausgerechnet hinein ins Familienministerium von Franziska Giffey (SPD), die ihre Kindheit in der DDR verbrachte und aktuell das „Gute-Kita-Gesetz“ entwickelt hat. Alle machen mit: So beispielsweise auch die Bertelsmann-Stiftung, welche die Ministerin fleißig dabei unterstützt und sogar noch mehr Geld für dieses Vorhaben fordert als die Ministerin, wenn nach Bertelsmann jedes Jahr 8,7 Milliarden Euro investiert werden müssten, um die Kita-Qualität signifikant zu verbessern.

Die demokratischen Teilhabe verwandelt sich flugs weiter zur „demokratischen Erziehung”, zur Handreichung Nr. XY der Amadeu Antonio Stiftung. Hin zu einer neuen Broschüre sponsored by Bundesregierung, die eine Anleitung enthält, „wie ErzieherInnen rassistisches und fremdenfeindliches Gedankengut in den Kinderköpfen erkennen und ihm entgegenwirken können.“, so jedenfalls ziemlich entsetzt ob dieses Wahnsinns, Gunnar Schupelius für die BZ Berlin.

Erinnert man sich kurz zurück an das Halali der Amadeu Stiftung in der Apotheker-Zeitung „Baby & Familie“, dann wird der perfide Titel der vorliegenden neuen Broschüre noch deutlicher, die da heißt: „Ene, mene, muh – und raus bist du!“. Ja doch, verbal widerlich geht genau so. Die Handreichung wurde konzipiert für das Handlungsfeld Kindertagesbetreuung und soll „auf neue Herausforderungen im Umgang mit Abwertungen, Rechtspopulismus und Rechtsextremismus“ reagieren. Also frei nach der Idee: „Ene, mene, muh – und raus bist du!“.

Baby & Familie auf Amadeu-Antonio-Kurs
Und wie blond ist Dein Nazi-Kind?
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) ließ es sich nicht nehmen, das Vorwort der subventionierten Broschüre zu schreiben, das hier „Geleitwort“ heißt. Dort steht, was hier wirklich nicht stehen darf, wenn Giffey „die Handlungshinweise und Hilfsangebote“ in der Broschüre begrüßt, diese aber, wie Schupelius für die BZ herausgearbeitet hat, Erzieherinnen dazu anleiten, wie man „Kinder aus völkischen Elternhäusern“ erkennt. Und zwar so: „Das Mädchen trägt Kleider und Zöpfe, es wird zu Hause zu Haus- und Handarbeiten angeleitet, der Junge wird stark körperlich gefordert.“ In einem solchen Falle wird empfohlen, „die Eltern zum persönlichen Gespräch in die Kita einzuladen“, um ihnen zu erklären, wie „autoritäre und geschlechterstereotype Erziehungsstile die vielfältigen Möglichkeiten von Kindern einschränken (…).“

Der Berliner Journalist schüttelt den Kopf noch über weitere Beispiele, wenn in der Handreichung beschrieben wird, »wie sich eine Mutter Sorgen macht, weil Flüchtlingskinder aufgenommen werden. Sie fürchtet, dass das Bildungsniveau sinkt. Ihr soll erklärt werden: „Diese Sorgen sind unbegründet.“ Das habe die „Migrationsforschung“ herausgefunden. Sie möge bitte die „Vielfaltspädagogik“ beachten.«

Fazit von Schupelius: Die Ministerin „geht eindeutig zu weit. Und die Autoren der Broschüre auch. Es ist nämlich nicht Aufgabe des Staates und der Kindergärten, die Lebensweise der Eltern zu prüfen und zu korrigieren. Die Meinungsfreiheit muss uns ebenso heilig sein wie die Privatsphäre.“ Und wenn man das nicht beachtet, dann würde „schnell wieder geschehen, was in den deutschen Diktaturen geschah: In der DDR und im NS-Staat wurden Kinder einer Gesinnungskontrolle unterzogen und sogar als Spitzel gegen ihre Eltern eingesetzt.“ Sein Fazit: „Wehret den Anfängen, könnte man auch sagen.“

Die Ministerin schreibt in ihrem Geleitwort: „Wir erleben aber (…) ein neues Ausmaß an menschen-verachtendem Verhalten und einen deutlichen Anstieg rechtspopulistischer Bewegungen. Diese Entwicklung macht auch vor den Kindertagesstätten nicht Halt. Kinder schnappen rassistische Bemerkungen oder antisemitische Einstellungen auf und geben sie weiter. Oder Eltern kommen damit auf die Erzieherinnen und Erzieher zu. Was tun? Wie reagieren, wie vorbeugen? (…) Die neuen Herausforderungen für die Fachkräfte sind groß.“

Neue Herausforderungen an Erzieherinnen sind also nicht etwa die zunehmenden Sprachbarrieren, die kulturellen, die religiösen und ideologischen Gräben zu überbrücken, welche die anhaltende Zuwanderung mit sich bringt. Nein, die neuen Herausforderungen sehen Franziska Giffey und Anetta Kahane insbesondere und quasi ausschließlich darin, die Kinder jene Eltern, die schon länger hier leben, mit den bewährten Vorgehensweisen zweier Diktaturen ausspionieren zu lassen, zu schikanieren und ihnen dann den sozialen Garaus zu machen, wenn sie ideologisch nicht folgsam sind, getreu dem Motto und dem Titel der Handreichung: „Ene, mene, muh – und raus bist du!“.

Es wird Eltern geben, die zwar auf Grund beschränkter finanzieller Möglichkeiten solche Kitas für ihr Kind nutzen müssen, und trotzdem beharrlich in der Verteidigung ihrer Werte bleiben: Die das Gespräch mit den so übel indoktrinierten Erzieherinnen suchen, um gemeinsam gegen solche antidemokratischen Bestrebungen anzutreten, die Aufmerksamkeit zu erhöhen, wo das Familienministerium und die Kahane Stiftung ihre Kinder gegen sie einzusetzen trachten. Denn dahinter steckt nichts Gutes, wie eine Lektüre dieser Handreichungsbroschüre schnell erkennen lässt.