Tichys Einblick
Frauenverachtung

Auf 3Sat: „Die kleinen Machos sind zurück.“

3Sat zeigte gestern zur besten Sendezeit um 21 Uhr die Reportage „Die kleinen Machos sind zurück“. Ein Film über die Welt der Jungen und jungen Männer in der Schweiz - mehrheitlich mit, aber auch ohne Migrationshintergrund.

Der Begriff des Macho wurde in Deutschland vor einigen Jahrzehnten mit den italienischen und spanischen Gastarbeitern populär, die zwar mitunter besonders charmant und werbend an die deutschen Mädchen und Frauen herantraten, aber dabei ihrem traditionellen Bild der männlichen Geschlechterrolle verhaftet blieben, welches sie aus ihren Kulturen mitgebracht hatten. Alles in allem vergleichsweise harmlos zwar, aber eben dem Stereotyp zufolge „ölig“, schnell aufgebracht, ruppig und dann wieder verdreht und hochverwöhnt von zuviel bedingungsloser Mutterliebe. Von Müttern, die Ehefrauen von ebensolchen Machos sind.

Wenn der Titel dieser Reportage nun heißt: „Die kleinen Machos sind zurück“, dann meinen die Filmemacher, die sich hauptsächlich im französischsprechenden Teil der Schweiz umgeschaut haben, aber nicht eine neue Generation spanischer oder italienischer Heißsporne. Offensichtlich haben die meisten der gleich zu Beginn befragten Jungen und jungen Männer einen Migrationshintergrund.

Thematisiert allerdings wird das leider erst ganz zum Schluss des knapp eine Stunde dauernden Beitrags im gemeinsamen Kulturfernsehprogramm der Schweiz, Deutschlands und Österreichs. 3Sat ist werbefrei und für viele Zuschauer so etwas wie die kleine Schwester von arte, wenn hier nach 22 Uhr kunstvolle Filme oder wie hier anspruchsvolle Themenabende angeboten werden.

Die Reportage empfindet es laut Ankündigung als „paradox“, das der Machismo bei jungen Männern ein Comeback feiert, wo doch eine „neue Frauenbewegung mit Verve und Elan das Patriarchat und Gewalt gegen Frauen“ verurteilen würde. Leider kein guter Start in so eine Reportage, die ja dank der vorgeführten Protagonisten mit Migrationshintergrund fast selbsterklärend ist. Kein guter Start, weil man die Ankunft dieser neuen Machos nur dann paradox finden kann, wenn es einem gelingt, die Massenzuwanderung meist junger muslimischer Männer mit arabischem und solcher mit afrikanischem Hintergrund auszublenden, einfach nicht zu erwähnen, zwar zu benennen, dass es ein relativ neues Problem gibt, aber die eigentliche
Ursache dafür geflissentlich zu umschiffen versucht, bis man sich nur noch im Kreise drehen kann.

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Gewisse Aktivitäten eines Schweizer Jugendzentrums werden mittlerweile nur noch geschlechtsspezifisch angeboten, heißt es da. Was für ein Rückschritt mitten in Europa – dazu gehört dann auch, was die Nachrichten gerade vermeldet haben, wenn an einer Schule der männliche Lehrer die Schwimmhalle verlassen muss, weil ein muslimisches Mädchen – noch dazu im den ganzen Körper bedeckenden Schwimmanzug – eine Prüfung ablegen soll.

Es ist geradezu beschämend, wie der Leiter dieser Schweizer Einrichtung um die wahren Ursachen herumeiert, bis er sich dann doch aufraffen kann, ebenso verdreht wie verharmlosend zu formulieren: »Manche junge Frauen erleben und hören Dinge wie „Ich bin der Kerl, also entscheide ich.“« Junge Frauen hätten es schwer, sich eine Position zu erkämpfen. Weil ihnen nicht geholfen wird? Weil Lehrer einfach wegschauen, aus Angst politisch unkorrekt zu werden? So jedenfalls berichtet es eine Frau, die jahrelang Opfer von männlicher Gewalt gegen Mädchen an Schulen war.

Seine Stadt sei eine multikulturelle Stadt, da seien gewisse Aktivitäten möglicherweise unangenehm für Mädchen in gemischten Gruppen. Das muss man sich erst einmal so hinbiegen, so, als wären die Mädchen noch selbst schuld daran.

Fast verschämt klingend ob ihrer Gedanken fragen die Filmemacher irgendwann doch noch, ob es einen Zusammenhang geben könnte zwischen mehr Migranten und mehr Machos. Dazu wird dann eine Umfrage der Uni Zürich eingeblendet, deren mitgelieferte Interpretation zeigt, wie schwer es den Filmemachern fällt, die eigentliche Ursache für das, was man hier überaus verniedlichend Macho-Gehabe nennt, auszublenden.

Im Abstand von Jahren wurden Aussagen wie diese abgefragt: „Wenn sich jemand nicht mit Gewalt gegen Beleidigungen verteidigen kann, gilt er als Schwächling.“ 2007 erhielt dieser Satz unter jugendlichen Migranten 45,4 Prozent Zustimmung, während es sieben Jahre später schon 55,3 Prozent der Befragten jugendlichen Migranten waren, die diese Aussage bejahten.

„Aber diesen Anstieg stellen wir nicht nur im Bereich der Migranten fest, sondern auch bei den Schweizer Jugendlichen“, beschwichtigt sofort jene die Befragung durchführende Züricher Universität. Und das stimmt sogar. Aber wer Augen hat, kann es erkennen: Die Kurve der Einheimischen beginnt bei 22,8 Prozent, ist also gerade einmal halb so hoch, wie die der Migranten. Und dabei ist noch nicht einmal ausgeschlossen, dass es sich auch bei den befragten Schweizer Jugendlichen teilweise um solche mit einem muslimisch-patriarchal geprägten kulturellen Hintergrund handeln könnte.

„Dass die jungen Männer mit Migrationshintergrund sexistischer sind, lässt sich erklären“, sagt die Off-Stimme beruhigend, „sie kommen aus patriarchalischen Gesellschaften. Auch in der Schweiz folgen sie der elterlichen Tradition.“ Na dann ist ja alles gut. Oder doch nicht?

Diese Bemerkungen fallen wie gesagt ganz am Ende des Beitrags, bis dahin wurde der Eindruck erweckt, Beleidigungen, sexuelle Belästigungen, Gewalt und Unterdrückung von Mädchen und Frauen würde gleichermaßen von allen jungen Männern in Europa ausgehen.

Gastbeitrag von Sylvia Pantel, MdB
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Schaut man sich allerdings die deutsche Kriminalstatistik 2018 insbesondere im Bereich sexuelle Belästigung, Vergewaltigung bis hin zu Körperverletzung, schwerer Körperverletzung oder sogar Mord an Frauen an, sind junge männliche muslimische Migranten gemessen am Bevölkerungsanteil überproportional oft die Täter. Mit dem von Rainhard Fendrich besungenen bedauernswerten „Macho, Macho“, der immer nur von Frauen ans Gesäß gefasst wird, weil das so knackig ist, hat das alles nichts zu tun. Man könnte sogar sagen, ohne zuzuspitzen, wer über den Titel seiner Reportage so einen Eindruck erwecken will, der verhöhnt jene Frauen noch, die Opfer von solchen Männern werden.

Die Mädchen, die in diesem Beitrag zu Wort kommen, sind voller Selbstzweifel. So stehen sie beispielsweise einer frauenverachtenden Rapmusik-Kultur gegenüber, in deren Songtexten Mädchen oft Bitches, also nur Huren sind, Menschen zweiter Klasse, die entsprechend abfällig und schlecht zu behandeln sind.

Hinzu kommt noch eine Pornokultur, die es Minderjährigen ermöglicht, Filme bizarrsten Inhalts ohne Alterskontrolle auf ihren Handys anzuschauen, wenn noch der abwegigste Begriff via Suchmaschine sein Ziel erreicht und Frauen nicht nur erniedrigt und gequält, sondern durchgehend als Objekte männlicher Lust vorgeführt werden – kaum weniger direkt werden junge Frauen in Musikvideos mancher Rapper vorgestellt.

Der Film gewinnt da, wo er die Opfer zu Wort kommen lässt, wo die betroffenen Mädchen erzählen können, wie sich das über Jahre hinweg anfühlt und was das mit einem macht. Eine ganze Generation von jungen Frauen ist hier bereits betroffen. Und es trifft vorwiegend aber umfassend die untere und mittlere Schicht der Gesellschaft, in der sich die eingewanderten Migrantenfamilien mit ihren Söhnen eingerichtet haben.

Die Frauen kommen zu Wort, aber es braucht über 45 Minuten des Beitrags, bis einmal zaghaft angedeutet wird, dass es sich hier möglicherweise auch um ein importiertes Problem handelt. Ein Muster, das man von den Klagen über den wachsenden Antisemitismus kennt.

Die europäische Jugend droht damit eine der bedeutenden Errungenschaften ihrer Kultur zu verlieren: Die Möglichkeit sich spielerisch mit ihren Geschlechterrollen zu identifizieren, ohne dass es dabei beim Gegenüber zu bleibenden seelischen Verletzungen kommt. Hier gehörte zwar immer schon das Ausprobieren, also die Grenzüberschreitung dazu, aber es gehörte eben auch dazu, dass die europäischen Gesellschaften hier immer öfter erzieherisch den mahnenden Finger gehoben haben  – und zwar idealerweise kollektiv. Wenn aber schon das Elternhaus von Migranten patriarchalische Gewaltstrukturen gegen Frauen zur Normalität erklärt, dann wird es schwer. Dann ist das ein Rückschritt für Europa und seine jungen Leute.

Aber nicht nur Mädchen, auch die einheimischen Jungen leiden darunter. Ihr Schicksal steht nicht im Fokus des Beitrags, wenn zaghaft zwar, aber doch zunehmend über Kriminalität von Migranten an Frauen berichtet wird. Die einheimischen Jungen, immerhin das zeigt der Film eindrucksvoll, passen sich notgedrungen an und wirken dabei doch nur wie Novizen der von Haus aus in Frauenverachtung so geschulten Söhne zugewanderter Migranten. Wer also die Zwischentöne dieser Reportage wahrnimmt und sich sein eigenes Bild macht, wer das Gezeigte mit dem eigenen Erleben in seiner Stadt abzugleichen versteht, der schaut diesen Beitrag durchaus mit Gewinn.

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