Tichys Einblick
Geld ist ja genug da

ARD-Vorsitzender Tom Buhrow engagiert private Unternehmensberater

Inwieweit ist es statthaft, dass die Öffentlich-Rechtlichen, die ihr Dasein ja einem Rundfunkstaatsvertrag verdanken, Einfluss nehmen auf die politische Meinungsbildung rund um die sie selbst betreffende Regulierung?

Tristast Media/Getty Images

Man könnte es auch abkürzen und schreiben: WDR-Intendant Tom Buhrow leistet sich private Kommunikationsfachleute, die vom zwangseingetriebenen Rundfunkbeitrag der Bürger bezahlt werden, um eben diesen Beitrag bzw. dessen Erhöhung zu rechtfertigen.

Aber der Reihe nach: Die Skandale des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens mehren sich auch unter Tom Buhrow von der Oma als Umweltsau des WDR-Kinderchors bis hin zu Anklagen des Magazins Focus beispielsweise gegen das TV-Format Monitor (Moderation: Georg Restle), wo in einem Beitrag Interviewpartner für bestimmte Haltungen bezahlt worden sein sollen und weitere Fragwürdigkeiten aufgetaucht sind. Fragen rund um eine wohl mindestens alarmistische Berichterstattung und windige Recherchen rund um einen Häftling, der in einer Justizvollzugsanstalt durch Feuer ums Leben gekommen ist. Selbst verschuldet oder doch ein großer Skandal? Der WDR sah sich jedenfalls zu einer seitenlangen Richtigstellung gegenüber den Anwürfen des Magazins veranlasst, die wiederum neue Fragen aufwirft.

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Tom Buhrow steht mit beiden Beinen in Fettnäpfchen, wenn er sich mal entschuldigt und dann wieder angriffslustig wird, wenn der Shitstorm sich legt und wieder genügend Mobilmachung für seine Sache generiert wurde. Mit beiden Beinen also im Näpfchen und jetzt noch mit beiden Händen voll in der Zwangsgebührenschatulle, wenn Buhrow zusätzlich zu einem sowieso schon übergroßen und aufgeblasenen Kommunikationsteam (über ein dutzend Fachleute sollen hier schon u.a. dafür tätig sein, wegzubügeln, was an kommunikativen Unfällen zusammenkommt) zwei Experten aus der Privatwirtschaft hinzubestellt.

Krisenberater sollen das sein, so die Süddeutsche, die Buhrow während seiner zweijährigen Amtszeit als Vorsitzende des ARD-Senderverbunds unterstützen sollen. Denn auch das gehört neuerdings zu seinen Aufgaben und also erhöht sich offensichtlich die Buhrowsche Fettnäpfchenwahrscheinlichkeit, wenn man sich diese beiden Experten als Beseitiger solcher Fetttöpfe vorstellen will. Hier macht es also einer wie in der Landes- und Bundespolitik, wenn auch dort immer mehr private Berater den eigenen Fachleuten vorgezogen und entsprechend üppig honoriert werden müssen.

Namentlich sind das bei Buhrow/ARD Andreas Fünfgeld und Wolfram Winter. Ein bestelltes Säuberungsduo, dass nicht nur die Aufgabe hat, Buhrows kommunikative Unfälle als eine Art Cleaner zu beseitigen bzw. diese im Vorfeld zu verhindern, nein, die beiden sollen zusätzlich noch dabei helfen, anstehende Reformen der ARD an die eigenen Mitarbeiter zu kommunizieren.

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Mehr als eine halbe Million Euro Zwangsgebühren sollen für diese beiden Kommunikationsunfallbereinigungskräfte locker gemacht worden sein. Wir rechnen: Das sind Gebühren aus weit über 30.000 Haushalten. Zehntausende Haushalte wie Peanuts, wenn die Eintreiber dieser Zwangsgebühren alleine 2018 neunzehn Millionen Mahnmaßnahmen (ohne Vollstreckung) eingeleitet hatten. Was bedeuten da 30.000 Haushalte und ihre Monatsbeiträge? Fast nichts.

Wir wollen keine Neiddebatte eröffnen, aber wer die Kapelle (wenn auch unter Zwang) bezahlt, der bestimmt üblicherweise die Musik und darf erwarten, dass da mehr kommt als eine linkspopulistische Kakophonie. Buhrow ist Spitzenverdiener unter den Intendanten der Öffentlich-Rechtlichen. Sein Grundgehalt braucht also ebenfalls zwangseingetriebene Monatsbeiträge aus ganzen Stadtvierteln, um irgendwann zusammenzukommen.

Aber Fünfgeld und Winter kann man keinen Vorwurf machen. Denn was sie da tun und wofür sie bezahlt werden, ist ihre eigentliche Aufgabe. Die Verantwortung, solche Dienstleister zu buchen, kann und muss nur der übernehmen, der die Fachleute bucht. Also Buhrow selbst.

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Auch dass ehemalige Private den Öffentlich-Rechtlichen helfen, mag ein Geschmäckle haben, hat aber keine Relevanz, wenn es nur um die Frage geht: Kann der was oder nicht? Jetzt sind Kommunikationsberater heute in der freien Wirtschaft scheinbar unverzichtbar. Private Großkonzerne beschäftigen trotz Hundertschaften in ihren Kommunikationsabteilungen ebenfalls externe Dienstleister, die einen ganz anderen Blickwinkel mitbringen können, sollen dürfen.

Die wichtigste Frage zu Tom Buhrows Neueinstellungen: Inwieweit ist es statthaft, dass die Öffentlich-Rechtlichen, die ihr Dasein ja einem Rundfunkstaatsvertrag verdanken, Einfluss nehmen auf die politische Meinungsbildung rund um die sie selbst betreffende Regulierung?

Tom Buhrow hat Kommunikationsspezialisten zusätzlich zu seinem gewaltigen Stab interner Kommunikationfachleute eingestellt. Hoch bezahlt und zum Zwecke der Selbstrechtfertigung Buhrows. Angesichts eines staatsfernen Staatsfunks entsteht damit aber ein diffuses Unwohlsein beim Gebührenzahler, wenn ein Intendant und ARD-Vorsitzender sich in eigener Sache aufrüstet und die Argumentation seiner Daseinsberechtigung durch Gebühren finanziert.

Die Kollegen Winter und Fünfgeld machen nur ihr Geschäft. Sie wurden engagiert und werden dafür bezahlt. Offensichtlich glaubt Tom Buhrow fest daran, dass sie seine Fettnäpfchen beseitigen können, was ihm selbst so wenig gelungen ist. Und warum nicht in eigener Sache aus dem Vollen schöpfen, wenn es doch so einfach ist, mag sich Tom Buhrow gedacht haben. Winter und Fünfgeld selbst sehen nun laut Medieninformationen ihre Aufgabe darin, die ARD auf „reformwillig und reformfähig“ zu trimmen.

Hier hat sich also der Patient, der kein Privatpatient ist, die besten privat tätigen Heiler selbst ausgesucht, solche, die bisher vorwiegend Privatpatienten behandelt haben (z.B. RTL II /( Sky).

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