Tichys Einblick
Von Personalabbau bis zur Rezession

Der folgenschwere Herbst des Robert Habeck

Während sich Deutschland in einer Rezession befindet und viele Konzerne Stellen streichen, verschenkt Robert Habeck Milliardenbeträge an Unternehmen, die damit das Klima retten sollen. Dabei wird weder CO2 eingespart, noch die Stromlücke geschlossen. Von Samuel Faber

IMAGO / Bernd Elmenthaler
Es sind Zahlen, die Dimensionen sprengen. Doch der Wirtschaftsminister wirkte zufrieden: „Wir gehen da auch voran“, betonte Robert Habeck bei der Vorstellung seiner neuesten Vision: Die Planung für ein Wasserstoff-Leitungsnetz, das fast 10.000 Kilometer lang sein soll. Kostenpunkt: 19,8 Milliarden Euro. Anders gesagt: Ein Kilometer kostet beinahe zwei Millionen Euro. Die Kostenstelle ist nur de jure der Bund. De facto bezahlen die Angestellten und Selbstständigen in Deutschland, die noch Steuern zahlen, den Ausbau der Verbindungsleitungen.

Immerhin können hierfür rund 60 Prozent der bestehenden Erdgas-Röhren genutzt werden. Dennoch bleibt die Summe gewaltig und der Aufwand enorm. Ziel von Habeck ist, dass grüner Wasserstoff, erzeugt durch Wind- und Solarstrom, die Volatilität der erneuerbaren Energiequellen kompensieren soll. Ausgang ungewiss, doch ein Fakt steht jetzt schon fest: Es wird verdammt teuer.

In diesen Zeiten wirkt Habeck wie ein Getriebener. Statt zu agieren, oder „gestalten“, wie Politiker sagen würden, reagiert der Grüne lediglich auf selbst geschaffene Probleme. Aus der viel beschworenen „Zeitenwende“ wird ein Rezessionssumpf. So prognostizieren die Wirtschaftsweisen für dieses Jahr ein konjunkturelles Minus von 0,4 Prozent.

Stellenabbau bei Zulieferer

Andere sehen das ähnlich. So rechnet sowohl das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) als auch das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) sogar mit einem Rückgang von 0,5 Prozentpunkten. Egal ob Ifo-Institut, das RWI oder die Bundesbank: Alle sehen Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise.

Wie weit die Rezession fortgeschritten ist, zeigen auch die Verkündungen von immer mehr Unternehmen, Stellen abzubauen. In einem VW-internen Podcast gab Markenchef Thomas Schäfer gemeinsam mit dem Chef-Personaler Gunnar Kilian bekannt, dass die Personalkosten in der Verwaltung binnen drei Jahren um 20 Prozent schrumpfen sollen.

Auch der Zulieferer Continental wird Stellen streichen. Ab dem Jahr 2025 soll laut Main-Post der Dax-Konzern jährlich 400 Millionen Euro, ebenfalls in der Verwaltung, einsparen. Das Manager-Magazin berichtet von rund 5500 Stellen, die wegfallen werden.

Noch bedrohlicher scheint die Lage beim Mitbewerber ZF zu sein. Seit Monaten geht es im Konzern längst nicht mehr darum, ob Stellen abgebaut werden, sondern nur noch, wie viele Arbeitsplätze wegfallen. Theoretisch wäre laut Experten sogar eine Zahl von 6000 möglich.

Auch andere Branchen sind betroffen

Doch nicht nur im Automobilsektor droht der Kahlschlag. Auch die lange als krisensicher geltende Pharmaindustrie hat mit Problemen zu kämpfen. Im Gegensatz zur Werkself in der Bundesliga – der Verein führt die Tabelle an –  steht der Bayer-Konzern massiv unter Druck. Die Schulden schnellten auf ein Rekordniveau, gleichzeitig fiel der Aktienkurs auf den schlechtesten Wert seit 2011. Im dritten Quartal musste der neue CEO, Bill Anderson, sogar einen Verlust von 4,6 Milliarden Euro vermelden. Die Konsequenz heißt auch hier: Stellenabbau.

Beim Darmstädter Mitbewerber Merck sieht es nicht besser aus. Laut der FAZ soll im Unternehmen die Chemiesparte „Electronics“ Kosten von 90 Millionen Euro einsparen. „Wir versuchen, die Auswirkungen auf die Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten, können aber Anpassungen beim Personal nicht ausschließen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Montag.

Um „Anpassungen beim Personal“ vorzubeugen, plant der Maschinenbauer Stihl, Teile der Belegschaft am Hauptsitz in Waiblingen und in Weinsheim in Kurzarbeit zu schicken. Das Unternehmen, das vor allem für seine Motorsägen bekannt ist, ist damit nicht allein. Auch der Chemiekonzern Evonik nutzt das Kurzarbeitergeld, um vorerst keine Mitarbeiter zu entlassen. Als Grund gaben die Essener fehlende Nachfrage an. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz um fast ein Viertel gefallen.

Massiver Geldregen für „grünen Stahl“

Und wie reagiert Robert Habeck? Statt seine Politik der teuren Energie zu hinterfragen, setzt der Wirtschaftsminister ganz auf Protektionismus, der auf den Namen „Grüner Stahl“ hört. Allein für das winzige Saarland plant das Wirtschaftsministerium Subventionen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro. Zwar fehlen noch letzte Zusagen aus Brüssel, doch Habeck ist sich seiner Sache sicher: „Die Europäische Kommission weiß um die Dringlichkeit, bei der Bundesregierung hat das Projekt höchste Priorität und ich sehe den großen Willen aller Beteiligten“, sagte er in einem Interview mit der Saarbrücker Zeitung.

Von den grünen Spendierhosen profitiert auch Thyssenkrupp. Für den Bau einer Anlage zur grünen Stahlproduktion soll das Unternehmen von der EU zwei Milliarden Euro erhalten. Neben den Aktionären ist auch Habeck höchst zufrieden: „Es ist ein richtig guter Tag, der zeigt, dass das Industrieland Deutschland eine grüne Zukunft hat“, sagte der Grünenpolitiker gegenüber der Tagesschau.

Mit seinem Optimismus steht Habeck jedoch ziemlich alleine da. Geht es nach dem Energiewende-Index der Beratungsfirma McKinsey, klafft die Stromlücke in Deutschland immer weiter auseinander: Bis zu 30 Gigawatt könnten zum Ende des Jahrzehnts fehlen. Grund dafür ist laut den Autoren der gleichzeitige Ausstieg aus der fossilen und nuklearen Verstromung. So fehle es vor allem an Gaskraftwerken und Speichermöglichkeiten.

Der grüne Traum von Degrowth wird wahr

Währenddessen erreicht der ehemalige Kinderbuchautor noch nicht einmal die selbst gesteckten Ziele. Im Vergleich zu 2019 ist der CO2-Ausstoß lediglich marginal gesunken, in Relation zu 2020 sogar gestiegen. Im Wesentlichen geht die Reduktion auf einen Faktor zurück: Die Rezession. Sinkt die Nachfrage, passt sich das Angebot an. Geht das Angebot zurück, wird weniger produziert. Wird weniger produziert, wird auch weniger emittiert. Sei es durch die Herstellung direkt, oder durch logistische Prozesse.

Insofern wäre ein weiterer Rückgang des CO2-Ausstoßes in Deutschland tatsächlich das Verdienst von Robert Habeck. Denn durch Rekordpreise für Energie sorgt der Wirtschaftsminister dafür, dass die Wirtschaft weiter in der Rezession bleibt, weniger produziert und damit weniger Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre bläst. Im Prinzip ist dies der heimliche bzw. teilweise gar nicht mal so heimliche Traum der Grünen: Degrowth, also das gezielte Schrumpfen der Wirtschaft zugunsten des Klimas. Damit ändert sich zwar nichts am Weltklima – Deutschland spielt darin nur eine marginale Rolle – dafür geht der Wohlstand im Land immer weiter zurück.

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