„Börne kann nicht schreiben …“, lässt Heinrich Heine in seinem hübschen Büchlein Rahel Varnhagen von Ense sagen – meine ich mich zu erinnern. Oder lässt er sie sagen: „Robert Habeck kann nicht schreiben“? Oder doch: „Jürgen Kaube kann nicht schreiben“? Offen gestanden weiß ich das jetzt nicht mehr so genau, da ich aus dem Kopf zitiere. Doch was ich sicher weiß: Robert Habeck erhält den Ludwig-Börne-Preis 2023, weil Jürgen Kaube, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, es als diesjähriger Preisrichter so will.
Ach, der arme Ludwig Börne. Weit verheerender für Börnes Ruf in der Nachwelt als Heines Spott hat sich die Idee erwiesen, einen Preis auf seinen Namen auszuloben. Nun hängen sie zentnerschwer an seinem Gehrock: Joachim Gauck, Eva Menasse und bald auch schon Robert Habeck. Das hätte dem „Doktor Börne“ nicht einmal Heinrich Heine gegönnt, so viel Autorensolidarität brachte selbst der Mann auf, der Ironie und Spott literarisch verfeinerte. Apropos Solidarität: Es ist doch wieder sehr menschlich vom Herausgeber der FAZ, einem kirchenmausarmen Bundeswirtschaftsminister mit 20.000 Euro Preisgeld unter die Arme zu greifen, sonst müsste der brave Mann am Ende noch aus Steuergeldern sein Leben fristen.
Übrigens ist es doch auch wieder einmal recht schön und zudem tröstlich, erleben zu dürfen, dass selbst so altgediente Feuilletonisten auf dem Feld täglicher Panegyrik noch das Feuer echter Servilität im Herzen entfachen können, wenn Jürgen Kaube die Preisvergabe an den Minister mit dem Satz begründet: „In den Zwängen der Politik erkämpft er sich auf beeindruckende Weise Freiräume durch Nachdenklichkeit.“ Niemand, der sich nicht im dankbaren Volk an den Freiraum erinnert, den sich Robert Habeck bei Maischberger erkämpfte, als er tollkühn eine verblüffende Definition für Insolvenz und Nicht-Insolvenz wagte, die plötzlich frei von allem Wissen im Raum stand. So gesehen dürfte die Preisträgerin für den Börne-Preis für das Jahr 2024 jetzt schon feststehen, nämlich Annalena Baerbock, denn niemand hat sich auf so beeindruckende Weise wie sie „Freiräume durch Nachdenklichkeit“ erobert.
Unter allen Werken Kaubes ist diese Preisvergabe doch vielleicht das größte, das alle anderen überdauern wird.