Tichys Einblick
Unglaubliche Medien

TAZ-Kolumnist empfiehlt den Koran gegen Corona

„Gesicht verdecken, Alkoholverbot, Senior*innen schützen oder Händewaschen.“ Die lebenswichtigen Maßnahmen in der Pandemie ständen so auch schon im Koran, liest man in der "Taz". Eine Albernheit, aber eine, die man nicht überall gefahrlos parieren kann.

© Getty Images

Ja, Mohamed Amjahid passt sehr gut zur Taz. Der „Sohn sogenannter Gastarbeiter*innen“, wie die Taz ihn vorstellt, ist offensichtlich bereit, jede Klickzahlen verdächtige Provokation der grünpopulistischen Zeitung mitzugehen für die elend kurzen fünfzehn Minuten Ruhm. Und dabei wirft Amjahid wohl auch gerne seine Herkunft mit in die Waagschale, falls das die bösen Konservativen nur irgendwie auf die Palme bringt.

Sein neuster Fame-Coup geht so: Weil sich strenggläubige Frauen oder Frauen gläubiger Muslime oder Frauen von rückständigen Muslimen voll verschleiern, sind sie besser gegen Corona geschützt, als westliche Frauen, also ist der Koran gut.

Nein, ganz so direkt macht es Amjahid nicht, aber fast so ähnlich. Sein aktueller Ruf von den Zinnen des Taz-Neubaus hinunter zu den nicht-muslimischen Deutschen: „Hört auf den Koran“. Denn da würde es längst stehen: „Gesicht verdecken, Alkoholverbot, Senior*innen schützen oder Händewaschen.“ Die lebenswichtigen Maßnahmen in der Pandemie ständen so auch schon im Koran. Also werden wir alle Muslime und leben ewig ohne Husten?

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Nun ist das ein bisschen unklug, aber leider auch unanständig. Jedenfalls dann, wenn eine solide geführte Fundamentalkritik am Islam ebenso, wie eine Karikatur zum Islam lebensbedrohliche, sogar tödliche Folgen haben kann. Ergo sind solche Albernheiten, wie sie Amjahid für die Taz abliefert alles andere als kleine harmlose Scherze für ein paar Klickzahlen mehr, sie verhöhnen auch die Opfer eines sich gegen seine Gläubigen wendenden Islam. Ein Scherz eben, den man nicht überall gefahrlos parieren kann.

Es ist auch nicht so, dass die Rezeption der alltäglichen Gewalt gegen Frauen, Kinder und Schwache im Islam vor den Grenzen zur EU halt machen würde. Nein, die Frauenhäuser Europas sind überproportional gefüllt, die deutschen Problemschulhöfe besetzt von aggressiven kleinen Machos, der Respekt vor dem Land der Ungläubigen, in dem man lebt, auf erschreckend niedrigem Niveau.

In diese Stimmung hinein möchte Mohamed Amjahid ein bisschen scherzen. Ja, er ärgert sich sogar, dass er nicht spontan „bei Debatten in Almanya“ passende Koranverse aus dem Hut zaubern kann. Nein, die hat er leider nicht parat, aber er weiß wohl, wie man sich korrekt die Füße wäscht, wie den Mund mit Seife, muss er nicht lernen in Deutschland, davor ist er einstweilen noch geschützt.

Amjahid wird ab und an in deutsche Schulen eingeladen, um was auch immer dort zu repräsentieren – als Integrationswunder auf dem steinigen Weg von Marokko zur Taz? Da macht er sich dann lustig über Sätze, die er dort an der Schule zu Corona-Zeiten gelesen hat: „Wir respektieren uns und geben uns nicht die Hand.“ Das wäre wohl so etwas, wie eine Verbeugung vor dem Islam, meint der Komiker mit Migrationshintergrund in der Kolumne.

Sein Frühstück, erfährt der Leser ungefragt, sei übrigens auch frei von Schweinefleisch. Das wäre die beste Lösung gegen die in Europa grassierende Schweinepest. Tatsächlich ist es in Kindergärten und Schulen, in Werkskantinen und Sportheimen, beim Grillen und Feiern in Deutschland oft auch schon so: Aus Unsicherheit, aus vollkommen falsch verstandenem Respekt, verzichtet man freiwillig auf das, was dem einen oder anderen schmeckt. Die Deutschen passen sich an. Das können sie ja gut.

Und weil so ein flauer Scherz nicht nur die Opfer des Islam beleidigt, sondern sich schon nach wenigen Zeilen abgenutzt hat, wechselt Amjahid mitten im Text ins ernsthafte Fach, jedenfalls unternimmt er den kläglichen Versuch, dem Leser weis zu machen, der Islam hätte einen „anarchistischen Charakter“, diese Dachreligion wäre offen für viele „Projektionen, Interpretationen und Praktiken.“ Eine falsche Rahmung ist das, so alt wie der Islam in Europa selbst.

Nein, ein Muslim in Deutschland ist, das lässt sich nach Jahrzehnten und einem besonders bereitem Erfahrungsspektrum sagen: Der Muslim in Deutschland ist umso angepasster im positiven Sinne, umso integrierter in die Gesellschaft, desto weniger Muslim er ist, desto weniger korangläubig. Wer daraus schlussgefolgert hat, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, der wird damit schon irgendwie richtig liegen.

Amjahid ist dann aber doch zu sehr Spaßvogel, als das er ein paar ernste Sätze durchhalten könnte ohne selbst zu grinsen, schnell verzerren sich seine Gedanken also wieder ins obskure Fach, im Islam sei es so wie im deutschen Föderalismus. Es gäbe verschiedene Schulen, die verschieden interpretieren.

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Okay, sicher gibt es verschiedene Spielarten des Islam, aber es gibt keine islamische aufgeklärte Gesellschaft, aus der heraus etwa eine Demokratie geboren worden wäre, aus der Meinungsfreiheit hervorstechen würde als wichtige Lebensmaxime. Der Islam hat eine Wucht, aber er verliert seine Überzeugungs- besser Durchsetzungkraft dort, wo der Mensch in Freiheit und Gleichheit aufgewachsen ist. Die Saat des Islamismus geht vielmehr da besonders auf, wo Angst und Unfrieden herrschen.

Traurigerweise konnte man das vom Christentum vor der Aufklärung auch sagen. Damals entstanden zwar wunderbare Kunstwerke und Bauten. Aber sie entstanden vielfach nicht wegen, sondern trotz des Christentums.

Das Christentum war einst der Totengräber der antiken Kultur. Eine zweite Welle braucht der Kontinent nicht. Mehr als 90 Prozent der überlieferten antiken Literatur beispielsweise ist für immer verloren gegangen, als die frühen Christen über Hunderte von Jahren in Europa wüteten. Der Historiker Rolf Bergmeier hat das alles wunderbar beschrieben in seinem Buch „Schatten über Europa“. Und er hat es aufgeschrieben, weil er es konnte. Und weil die Kirche heute nicht mehr die Macht hat, jemanden daran zu hindern, an die düstersten Zeiten der Kirche zu erinnern. Und das ist auch gut so.

Also kurz gesagt lieber Mohamed Amjahid, es gehört schon etwas mehr dazu, wirklich zu fesseln – ob nun mit oder die niedliche Narrenkappe.

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