Tichys Einblick
Merkel, Mama Afrika

Spanien schickt afrikanische Migranten unregistriert per Fernbus des Roten Kreuzes Richtung Deutschland

Frontal 21 zitiert einen der jungen Männer: „Angela Merkel hat sehr viel für die illegale Migration getan. Sie ist die Mama der Afrikaner. Deshalb machen sich so viele Afrikaner in Richtung Deutschland auf.“

Screenshot ZDF/Frontal 21

Ach, von Genugtuung zu sprechen, wäre zu billig, aber so verstörend die Nachricht auch sein mag, es hat auch etwas Befriedigendes, wenn die Realität so brutal bei den Öffentlich-Rechtlichen einschlägt, wie gestern bei Frontal 21 geschehen, als die anhaltende Massenzuwanderung einmal in all ihrer Konsequenz via Bezahlfernsehen in den deutschen Wohnzimmern aufschlug. Als ein Rechercheteam des Formates unter anderem feststellen musste, dass das Rote Kreuz in Spanien offensichtlich mit der spanischen Regierung zusammenarbeitet, wenn es darum geht, illegale Migranten aus Afrika einmal quer durch Spanien an die französische Grenze zu verfrachten auf dem Weg nach Deutschland.

Aber der Reihe nach: Nach einem aufgeregtem Beitrag über komische Freunde von Vera Lengsfeld und einen Flyer in thüringischen Briefkästen, der illegale Wahlkampfhilfe für die AfD sein soll – so etwas muss man wohl vorschalten, wenn der Folgebeitrag zu so einem Frontalangriff auf die etablierte Politik wird – in Anschluss daran folgt also ein Investigativbericht, der es in sich hat. Er hat das Potenzial, die Migrationspolitik der UN und EU zu einem Angriff gegen Deutschland zu erklären, wenn Frontal 21 diesen Angriff auch noch bebildert, als hätte man das schon immer so gemacht. Manch einem dieser watteweich eingepackten Zuschauer muss die Kinnlade dabei derbe heruntergefallen sein.

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Frontal 21 über den EU-internen Fluchtweg von Spanien nach Deutschland: Es beginnt mit zwei jungen männlichen Migranten aus Guinea, die schon ein Jahr und leider ernüchternd in Berlin sitzen, weil sie in Afrika noch dachten, Deutschland sei ein „Eldorado“, wie einer der Männer in einem Cafe den Reportern erzählt, während vor der Tür andere afrikanische Migranten gerade mit Drogen dealen, wie die Reporter bemerken. Natürlich haben die interviewten Afrikaner Verständnis für ihre Landsleute, schließlich müsse man ja Geld nach Hause schicken für die Familien. Beide sind ungehindert illegal quer durch Europa gereist hin zu ihrem Wunschziel Eldorado Deutschland. Frontal 21 möchte wissen: Wie wird das möglich?

Alles beginnt an der Straße von Gibraltar, wo Spanien und Afrika nur 14 Kilometer Mittelmeer trennen. Täglich bringen Boote der offiziellen spanischen Seenotrettung Afrikaner an die spanische Küste, die sie auf dem Meer aus maroden Booten aufgenommen haben. Sie werden also nicht zurückgebracht, sondern gelangen über die Schiffe direkt in die EU. Dort bekommen die Migranten ein Dokument in die Hand, das sie auffordert in ihre Heimat zurückzukehren, aber „die spanische Polizei kontrolliert das nicht“, erzählt die Off-Stimme – das war es im Prinzip, wenn es für die illegalen Migranten von hier aus ungehindert ins Eldorado geht – nein, nicht nur ungehindert, sondern wie gleich zu erfahren ist, unter tatkräftiger Mithilfe der spanischen Regierung bzw. des Roten Kreuzes.

Man hört es und will es kaum glauben: „Das spanische Rote Kreuz organisiert den Weitertransport“. Der Vertreter der Organisation erzählt, fast mit so etwas wie einem Grinsen auf dem Gesicht, gegenüber den Reportern: „Ich würde das einen Moment der Versorgung während der Reise nennen.“ Der Reise nach Deutschland. Und obwohl die illegalen Migranten einen Ausweisungsbefehl bzw. eine Zurückweisung in der Tasche hätten, dürften sie sich hier in Ruhe ausruhen und sich auf die Weiterreise vorbereiten, wie der Vertreter des Roten Kreuzes weiter erzählt.

Dann geht die Reise für die Afrikaner weiter in Kleinbussen. Frontal 21 fährt hinterher bis nach Campano, wo das Rote Kreuz die Neuankömmlinge weiter versorgt. Die Migranten berichten dem Fernsehteam alle vom selben Ziel: Deutschland. Und weil das so rührend ist, im Original-O-Ton:

„In ihrer Heimat haben sie sich viele Youtube-Videos von Angela Merkel angeschaut. Auf unserem Handy zeigen sie uns die Ausschnitte.“ Einer der jungen Männer erzählt: „Angela Merkel hat sehr viel für die illegale Migration getan. Sie ist die Mama der Afrikaner. Deshalb machen sich so viele Afrikaner in Richtung Deutschland auf.“

Eigentlich müssten diese Männer in Spanien Asyl beantragen, berichtet Frontal 21, „dort, wo sie zum ersten Mal europäischen Boden betreten haben.“ Aber die Afrikaner vertrauen auf die Hilfe des Roten Kreuzes. Und es wird ihnen geholfen, wenn einer der Migranten erzählt, das Rote Kreuz hätte ihnen gesagt, sie sollen sich erst einmal erholen in Ruhe, anschließend würde man sie schon zur französischen Grenze schicken.

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Und die Organisation hält Wort, wenn wieder ein weiterer Shuttlebus die illegalen Migranten zu einem Parkplatz bringt, wo schon Fernbusse Richtung Frankreich warten. „Alles ist gut durchgetaktet und organisiert. Auch die Tickets besorgt das Rote Kreuz.“ Über eintausend Kilometer fahren die Busse jetzt direkt bis zur spanisch-französischen Grenze. Und hier warten schon Schilder mit comicartigen Abbildungen auf Hinweistafeln des Roten Kreuzes und aufgemalte grüne Fußstapfen auf dem Asphalt weisen den Weg quer durch die spanische Stadt – kein Witz! – welche die Migranten direkt zur Unterkunft bringen.

Die spanische Regierung bestreitet, damit etwas zu tun zu haben, berichtet Frontal 21, da grinst der interviewte Mitarbeiter des Roten Kreuzes wieder und berichtet von Programmen, die man gemeinsam mit der Regierung hätte, wenn es darum geht, beispielsweise die Bustickets zu organisieren. Etwa in Spanien Asyl beantragen? „Nein, wir drängen niemanden zur irgendetwas. Von einem Boot mit hundert Menschen sind es vielleicht fünf oder acht, die hier Asyl beantragen.“

Armin Schuster, Innenexperte der CDU, bekommt die Bilder vom spanischen Shuttleservice für Migranten von Frontal 21 vorgelegt und befindet anschließend, Spanien solle die aktuellen Verhandlungen um die Verteilungen nicht mit ihrer „alten Durchwinkepolitik“ aufs Spiel setzen.

An der spanisch-französischen Grenze wird es noch einmal knifflig, die wird von französischer Seite aus „rund um die Uhr“ bewacht, aber „trotzdem gelingt es vielen Migranten irgendwann durchzukommen“, berichtet die Sendung. Tarifa – Campano – Irun – Paris – Kehl – oder über Belgien bis nach Aachen. Fast jeder kommt durch. Oder er versucht es einfach ein zweites Mal?

„An der Grenze zu Deutschland keine Kontrollen. Manchmal beobachtet ein Streifenwagen der Bundespolizei das Geschehen.“ Was so sarkastisch klingt, wird hier von der Off-Stimme in aller Gelassenheit vorgetragen, was die sarkastische Wirkung allerdings noch einmal verstärkt. Der interviewte Gewerkschaftler der Polizei Aachen befindet, dass die Grenze hier offen sei wie ein Scheunentor. Zu jeder Zeit und an jedem Ort könne eine Person die deutsche Grenze überschreiten.

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Der Bericht erzählt weiter, dass die wenigsten Afrikaner tatsächlich eine Chance auf Asyl in Deutschland hätten. Aber dann kommen eben die NGOs ins Spiel und die Anwälte und dann geht es darum, so lange zu intervenieren, bis trotz „Dublin-Fall“ die entsprechenden alternativen Aufenthaltsgenehmigungen vorliegen. Die AWO beispielsweise mache eine entsprechende „Asylverfahrensberatung“, wie der Beitrag zeigt. Die eingeblendeten Türschilder der beratenden Büros – die Kamera bleibt extra lange darauf – ragen zusätzlich das Logo der UN-Flüchtlingshilfe als ausgewiesener Partner dieser Beratungen mitten in Deutschland.

„Nach Spanien abgeschoben zu werden, ist ein langwieriger Prozess, viele haben keine Papiere und wehren sich vor Gericht.“ Weil in der Zwischenzeit keine Arbeit aufgenommen werden darf, müsse eben mit Drogen gedealt werden, erzählt der Afrikaner in Berlin. Also nicht, dass die Unterstützung nicht ausreichen würde, aber dieses staatliche Geld reiche eben nicht auch noch für die Familien in Afrika, denen man Geld schicken müsse: „Alle rufen Dich an und du sollst allen Geld schicken. Deshalb dealen Sie.“

Fazit der Sendung: „Solange Länder wie Spanien Migranten durchwinken, bleibt Deutschland ihr Hauptziel.“ Das ist nicht ganz richtig, das Hauptziel bleibt es auch, wenn Spanien nicht durchwinken würde, aber es wäre wohl schwerer zu erreichen.

Armin Schuster von der CDU sieht nur zwei Wege: Entweder konsequente Zurückweisungen an der Grenze – „aber dafür gibt es in Deutschland keine politische Mehrheit“ – „oder wir schaffen es, dass solidarisch europäisch die Last verteilt wird.“ Aber warum sollte Spanien, das muss man hier fragen, diese selbst geschulterte Last der Mutter Afrikas übernehmen? Wollen sie nicht, machen sie auch nicht. Wer will es ihnen verdenken? Also müsste auch hier die Merkel-Euro-Puderdose eingesetzt werden.

Nun beschwerte sich Frontal 21 im Beitrag zuvor über angeblich illegale Wahlkampfhilfe für die AfD-Thüringen. Warum aber dann diese viel brutalere Form der Wahlkampfhilfe im Anschluss? Warum die Realität auf einmal so schonungslos in die deutschen Wohnzimmer schießen? Möglicherweise war die Empörung über die fehlende Unterstützung von Spanien und anderer EU-Partner so groß, dass die Öffentlich-Rechtlichen einmal alle Vorsicht fallen ließen in ihrer Aufregung. Wir wissen es nicht. Eine Sendung jedenfalls, soviel steht nun fest,  wie ein mächtiger Schuss ins Knie der Etablierten.

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