Tichys Einblick
Kabale und Liebe

Merkel und Medien

Merkel und Kretschmann wollten seit Jahren Schwarzgrün, weil das rechnerisch nicht geht, sollten FDP und CSU die Zahlenlücke schließen. Aber keinen inhaltlichen Einfluss kriegen. Posten reichen doch - oder? Dieses mal anscheinend nicht. Bitte mehr davon.

Screenprint: ZDF/Was nun?

Michael Hanfeld formuliert es in der FAZ unüberbietbar vornehm: „Es ist immer wieder erstaunlich, dass bei ARD und ZDF ganze politische Abende vergehen, deren Erkenntnisgewinn einzig und allein darin besteht, dass Politiker ihre Botschaften unters Volk bringen, ohne dass dies eine journalistische Brechung erführe. So ist es auch und insbesondere am Abend nach dem von der FDP herbeigeführten Abbruch der Sondierungsgespräche der inzwischen sogenannten Jamaika-Parteien. Ein jeder verkündet sein Mantra und – Punkt. Weitere Nachfragen – keine.“

Ein Skandal
Polit-Aktivist Slomka
Das lässt sich unhöflich und knapp formulieren: Staatsfernsehen eben. Herrn Frey und Frau Schausten ein paar Minuten zusehen bei „Was nun, Frau Merkel“: Ihrer Gesichtsausdruck eine Mischung aus Ehrfurcht und Andienung. Merkels Gesichtssprache: Ich bin alternativlos. Die Einladung, Lindner und FDP negativ zu benoten, nimmt sie nicht an. Wozu auch, machen doch die Meinungsführer-Medien für sie im Eigenauftrag selbst: wie Frau Slomka aus der Mannschaft Frey.

Auch Hanfeld macht ein Stück mit bei der Verbreitung der grünen Mär vom großen Entgegenkommen bei den Sondierungen. Die braucht es auch dringend, wenn die FDP auf der Anklagebank bleiben soll. Hanfeld: „Nur hätte man von Christian Lindner trotzdem gerne, auch in den wenigen Minuten, die er im Ersten hat, klipp und klar gehört, worin sich FDP, Grüne und Union denn genau einig waren und worin nicht.“ Bei hart aber fair gab’s die Antwort von der Grünen Simone Peter selbst: Sie hatten beim Thema Zuwanderung nur sich selbst zugestimmt.

Lügen sind Lügen
hart aber fair: Die Mär vom grünen Entgegenkommen
Aber im Kern hält Hanfeld seinen Kollegen den richtigen Spiegel vor: „Das kann man sich gut vorstellen, auch mit Blick auf die begleitende Berichterstattung in Rundfunk und Fernsehen, bei der es in den vergangenen Wochen häufig so schien, als stellten die Positionen der Grünen eine mehr oder weniger naturgegebene, selbstverständliche, durch und durch rationale Grundlage zu allen politischen Streitfragen dar, bei denen Union und FDP nur noch nicht das richtige Licht aufgegangen sei: Kohleausstieg, Klimaschutz, Ende für den Verbrennungsmotor, Familiennachzug. Bei Letzterem schaffte es das ZDF mit einer unklar gestellten Umfrage sogar den Eindruck zu vermitteln, 67 Prozent der Bundesbürger seien für den umstrittenen Familienzuzug. Allerdings hatte der Sender nach Asylbewerbern und Flüchtlingen und nicht nach Zugewanderten mit subsidiärem Schutzanspruch, also befristetem Bleiberecht, gefragt.“

Jamaika hatte keinen einzigen Fan unter den sondierenden Parteien, aber unglaublich viele in den Medien. Merkel und Kretschmann wollen seit Jahren Schwarzgrün, weil das nun rechnerisch nicht geht, sollte die FDP die Zahlenlücke schließen. Aber doch um Gottes Willen politisch nur deshalb keinen inhaltlichen Einfluss kriegen. Posten reichen doch – oder? Dieses mal anscheinend nicht. Bitte mehr davon.