Tichys Einblick
„Ratlos beim Weltklimarat“

Hart aber Fair: Klamroth und die Klima-Kämpfer

Montagabend, treten Sie ein! Das Panoptikum der politisch-medialen Absurditäten hat wieder geöffnet. Diesmal zu Gast: junge, kompetente Physiker und Nuklear-Ingenieure. Nein, kleiner Spaß. Natürlich wieder nur Panik-Profis und Leute, die noch nie produktiv gearbeitet haben. Von Michael Plog

Screenprint ARD / Hart aber Fair

Seien wir ehrlich. Auch wir hatten mal Angst. Existenzängste. Als wir jung waren. Die heute 50- oder 60-Jährigen, die fürchteten kollektiv eine globale Eiszeit. Okay, die hat sich irgendwann in Luft aufgelöst. Als die Modellierer merkten, dass globale Erwärmung (jetzt: Erhitzung!) viel besser zieht. Wer alt genug ist, weiß, dass die ganzen Panikschiebereien alle nur ein riesengroßer Humbug waren. Ständig wurde und wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Mal saurer Regen, dann das Waldsterben, das Ozonloch, der Feinstaub, auftauender Permafrost, Tonga unter Wasser, you name it.

Heute aber sitzt die menschgewordene Angst im Fernsehstudio. Ständig. Und sie wird hofiert. Keiner von den damals Verängstigten hat je eine derartig umfangreiche Satisfaktion erlebt, eine so umfängliche Unterstützung von Seiten der Regierung, der Medien, der Woken, der gleichgeschalteten Gesellschaft. Nur Fridays for Schulschwänz, Greta Thunberg oder die Letzte Generation werden gefeiert und umgarnt. Niemand der heute 50- oder 60-Jährigen konnte sich zu Zeiten seines Protests ungestraft derart viel herausnehmen, Kunstwerke beschmieren, Flughäfen lahmlegen, Weihnachtsbäume und Denkmäler entweihen. Es hätte einen Satz warme Ohren gegeben. Oder ein Abo auf warme Mahlzeiten im Knast.

„Ratlos beim Weltklimarat“
Die Letzte Generation aber wird in Talkshows eingeladen. Denn sie steht für einen systemischen Protest, der voll auf Linie ist. Er passt perfekt ins Narrativ der Regierenden. Die Fronten sind gespielt und gut eingespielt. Die lieben jungen Leute haben doch so ein wichtiges, gutes, feines Anliegen. Ach herrje, die armen jungen Menschen!

Am Ende ist eins klar – alle wollen dasselbe: den Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen. Die jungen Leute aus innerer Überzeugung, das mag man ihnen gar nicht einmal absprechen. Und die „Regieriegen“ ebenso aus voller Überzeugung. Der Überzeugung nämlich, dass sie sich mittlerweile alles, aber auch wirklich alles ungestraft herausnehmen können.

So, genug der freundlichen Vorrede, kommen wir zur Sendung. Einer der ersten Sätze von Moderator Louis Klamroth lautet: „Man kann es sich bei dem Schnee draußen gar nicht vorstellen, aber 2023 war ein Hitzerekordjahr.“ Stimmt. Absolut. Das kann man sich wirklich nicht vorstellen. Zumal die Beweislage dünner ist als der Neuschnee einer halben Stunde. Doch die Formulierung ist beispielhaft für das Framing der ganzen Sendung. Wesentliche Fakten und Diskussionspunkte werden nicht einmal erwähnt, der Rest verdreht und in einen klitzekleinen Diskussionskorridor gepresst.

Das Wort Kernkraft etwa fällt in der ganzen Sendung nicht ein einziges Mal. Wie kann das sein, wenn es doch ums Klima geht? Und um die Klimakonferenz in Dubai, wo rund 20 Staaten festgestellt haben, dass „Klimaneutralität” ohne Kernkraft gar nicht erreichbar sei. Und dass sie deshalb den Einsatz dieser Technologie massiv ausbauen wollen. Davon ist im Interview mit dem ARD-„Energieexperten“ Werner Eckert nichts zu hören. Wie er die COP darstellt, muss man sich fragen, ob er das Hotel in Dubai überhaupt verlassen hat. Oder ob er überhaupt in Dubai ist. Im Hintergrund läuft eine Kehrmaschine. Wo ist der Mann?

„Ratlos beim Weltklimarat“
Deutschland geht in Sachen Klima einen einsamen Weg. Auch das wird in der Sendung mit keinem Wort erwähnt. Dass wir mit unserem absurden Anspruch, die ganze Welt und das Weltenklima retten zu können, belächelt werden und nicht bewundert – wer Hart aber Fair schaut, erfährt das nicht.

Stattdessen sitzt da ein Wettermann namens Sven Plöger, der in seiner seltsamen Attitüde immer mehr an zwei bundesdeutsche Apokalypse-Apologeten erinnert. „Wetterfrosch“ gilt ja allgemein als eine herabwürdigende Bezeichnung für Meteorologen. Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als Sven Plöger als „Wetterfröschchen“ zu bezeichnen. Die Mischung aus Spritzen-Chris (…tian Drosten) und dem salzarmen Seuchen-Karl (Lauterbach) faselt sich um Kopf und Kragen. Selbstüberschätzend wie Drosten und fahrig wie Lauterbach, klöppelt er haarsträubende Kausalketten zusammen. Etwa: Wenn die Gesellschaft das Gefühl habe, die Kontrolle (über das Klima!) zu verlieren, dann sei da die Gefahr des Populismus. Gute Güte, welch ein Spannungsbogen. Vom angeblich kontrollierbaren Weltklima bis hin zur AfD. Wetterfrösche in aller Welt schlagen ihre Saugnäpfe überm Kopf zusammen, wenn der Mann den Mund aufmacht. Ehrlich, das haben Untersuchungen in Einmachgläsern ergeben. Peer reviewed! Gute Studien!

Man fühlt sich wie in einer argumentativen Zeitkapsel gefangen und geknebelt. Plöger betont allen Ernstes, dass sich „alle (!) seriösen (!!) Wissenschaftler“ einig (!!!) seien über den Klimawandel. Doch woher nimmt er diese glatte Lüge? Es gibt schließlich tausende Wissenschaftler und hunderte Studien, die anhand von nackten Zahlen den Klimawandel nicht nur in Frage stellen, sondern sogar als strategisch geplanten Hoax bezeichnen. Und dies bereits seit vielen Jahren.

„Ratlos beim Weltklimarat“
Aber es kommt noch dicker an diesem Montagabend. Klima-Aktivisterroristin Carla Hinrichs, Freundin der Klamroth-Gefährtin Luisa Neubauer, zieht – gähn – mal wieder die alte Generation aus der Gruft. Hinrichs sorgt sich, ob „die Oma den nächsten Sommer übersteht, wenn die nächste Hitzewelle kommt“. Und CDU-Mann Peter Altmaier schießt den Vogel ab, als er tatsächlich sein Bedauern darüber ausdrückt, dass die CDU noch nicht „das Vergnügen hatte, mit den Grünen zu regieren“. Er meint es wohlgemerkt nicht als Scherz! Man hat gar nicht so große Pranken am Pulli, wie man sich bei einer so eklig triefenden Anbiederei an den Kopf schlagen möchte. War die CDU nicht irgendwann mal eine konservative Partei? Ach nein, richtig, das war ja ein Missverständnis… Helmut Kohl würde sich im Grab umdrehen, wenn er nicht eingeäschert worden wäre.

Auch Fake-News feiern fröhliche Urständ an diesem Montagabend. So können Altmaier und auch ein Zuschauer, dessen Kommentar groß und lang und fett eingeblendet wird, weiterhin unwidersprochen von irgendwelchen im Meer versinkenden Südseeinseln und sich zu Tode schwitzenden Eisbären herumfabulieren. Dass die globale Durchschnittstemperatur seit Jahrzehnten überraschenderweise gar nicht gestiegen, sondern – hoppla – sogar gesunken ist, wie ein paar versehentlich nicht gelöschte Daten auf einem NASA-Server jüngst zeigten – egal! Dass der CO2-Gehalt bisher immer dann stieg, wenn die Welt wärmer wurde und nicht umgekehrt – sch(w)eißegal! Dass der Meeresspiegel komischerweise seit Jahrzehnten gar nicht sinkt – noch einen Lumumba, bitte!

„Ratlos beim Weltklimarat“
Altmaier geht noch weiter. „Wir dürfen die Menschen nicht in die Hoffnungslosigkeit stürzen“, sagt er. Und damit meint er weiterhin das Klima, nicht etwa die explodierenden Lebensmittelpreise. In Richtung Carla Hinrichs haucht er Sugardaddy-mäßg über den Tresen: „Sie haben das Recht auf ihren Idealismus.“ Ja, möchte man einwerfen, und das ist ziemlich großer Mist! Was ist nur aus dem guten alten „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten“ geworden?

Aber Altmaier ist auch ein pfiffiger Hund: „Wir exportieren bereits heute 77 Prozent unseres Primärenergiebedarfs“, sagt er. Was meint der Mann damit? Wir exportieren unseren Bedarf. Das bedeutet, wir IMportieren Strom, um unseren Bedarf zu decken. Und ja, das stimmt. Exportieren tun wir fast nichts, und wenn, dann nur zu lächerlichen Preisen, weil in Spitzenzeiten kein Land den Strom wirklich braucht. Manchmal müssen wir sogar noch Unsummen zuzahlen, damit sich überhaupt jemand erbarmt, unseren Strom abzunehmen. Wie Deutschland im europäischen Vergleich dasteht, kann man ja tagtäglich im Energiewende-Wetterbericht des TE-Weckers eindrucksvoll erleben.

Apropos In- und Umland: Wetterfröschchen Plöger scheint wenig gereist zu sein in seinem Leben. Er spricht immer nur von Deutschland, von unserer Gesellschaft, unserer „Haltung“. Die ist ihm wahnsinnig wichtig. Wie die Welt tickt, weiß er nicht. Klar, er ist ja auch beim öffentlich-verächtlichen Rundfunk. In Deutschland, dem Nabel der Welt. Jedenfalls, wenn man aus einem Einmachglas herausschaut.

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