Mit einer Sendung an einem Donnerstag beendete Frau Maischberger frühzeitig ihre Winterpause, um die Lage in Washington „einzuordnen“. Dabei wurde anscheinend nicht nur die Winterpause, sondern auch die Maskenpflicht frühzeitig beendet, denn alle Gäste saßen ohne Masken nebeneinander im Studio.
Der aus Washington dazugeschaltete Journalist Majid Sattar (faz) berichtete als einziger deutscher Journalist über seine Erlebnisse im Inneren des Kapitol-Gebäudes. Die Frage, welche Verantwortung der noch amtierende Präsident Donald Trump für die Ausschreitungen trägt, diskutierten der Bundestagsabgordnete Norbert Röttgen (CDU), die Journalisten Tina Hassel und Ansgar Graw, der US-stämmige Moderator und Schauspieler Ron Williams sowie die amerikanische Politologin Sudha David-Wilp.
Hat Frau Maischberger keine Republikaner für die Runde gefunden?
Die üblichen Verdächtigen konnten sich endlich wieder an Trump abarbeiten. Man könnte jetzt natürlich fragen, wo all die mutigen und aufrechten Demokraten waren, als es um Honkong, Erdogan oder den Iran ging. Fest steht: Was werden das für langweilige Zeiten in den Talkshows, die jetzt bald ohne Trump auf uns zukommen.
Hassel bekräftigte: „Das Kapitol ist in den USA fast schon etwas Heiliges, fast wie ein Tempel der Demokratie, wo viele Amerikaner hin pilgern. Dass der so besudelt wurde, war bis gestern unvorstellbar.“ In der großen Einigkeit blieb leider unbeantwortet: Wie um alles in der Welt, konnte es so einfach sein, den Sitz der angeblich mächtigsten Institution der Welt mit einigen Fahnenstangen und Schutzschilden zu stürmen? Die Polizei machte bei der Stürmung des Capitols einen außerordentlich schlechten Eindruck. Unklar ist, ob sie die heraufziehende Gefahr nicht sah oder nicht sehen wollte. Aber so etwas steht in der NZZ.
„Jetzt endet die Präsidentschaft so, wie sie begonnen hat“.
Die Frage, ob Donald Trump diesen Sturm ausgelöst habe, wurde daher unisono beantwortet. Nicht nur die Rede, in der er vor den Ereignissen zum Widerstand aufgefordert hatte, sei dafür entscheidend gewesen, sondern seine Präsidentschaft seit Anbeginn. Die illustre Runde sah jedoch nicht nur Trump in der Verantwortung, sondern auch die Republikanische Partei. Diese habe Trump zu lange gewähren lassen, da sie von ihm profitierte. Für Graw hatte dies gar Ähnlichkeiten mit dem „Stockholm Syndrom“.
Mit Blick auf Deutschland waren sich ebenfalls alle einig. Auch in Deutschland gebe es Tendenzen für eine Verächtlichmachung von Demokratie und Presse. Deshalb hat Justizministerin Lambrecht schon Verschärfung der Internetzensur angekündigt, das freut ARD und ZDF.
Gleichklang der Informationen
Das Ende der Sendung hinterließ damit einen schalen Beigeschmack und inneres Kopfschütteln. So wenn sich Graw erleichtert darüber zeigt, dass man in Deutschland den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für „einen gewissen Gleichklang“ an Informationen habe. Herrlich, da beklagt man salbungsvoll die Gefährdung der Demokratie und konterkariert das Ganze dann mit diesem entlarvenden Statement. Die US-Medien übrigens haben Trump geschlossen bekämpft – also im „gewissen Gleichklang“. Williams irritierte stark mit der Aussage, dass Deutschland als innere Warnung vor einer Diktatur den „großen Vorteil“ gegenüber den USA besitze, Hitler erlebt zu haben. Was für ein Vergleich! Gab es unter Trump KZs? Angriffskriege?
Was bleibt? Donald Trump ist ein böser, böser Mann. Mit diesem Satz ist im Wesentlichen daher inhaltlich alles zusammengefasst. Ich mag Talkshows, in denen sich alle einig sind. Da gibt es keinen Streit und alle fühlen sich pudelwohl. Danke, dass Sie für uns einen Safe Space errichten, Frau Maischberger!
Welchen Erkenntniswert diese Sendung hatte? Keine, nur die bekannte Übung der Rolle des Zeigefinger schwingenden Deutschen. In diesem Sinne: Lassen Sie uns gemeinsam 2021 ertragen. Bis zum nächsten Mal.