Tichys Einblick
"Politik macht auf – Unsicherheit bleibt"

Bei Illner: Unseren täglichen Wirrologen gib uns heute…

... hieß es wieder einmal bei Maybrit Illner, und es würde uns nicht wundern, wenn bei einer der nächsten Jauch-Sendungen die 8.000 Euro Frage lautet:

Screenprint: ZDF/maybrit illner

„Welcher dieser Wirrologen (von a bis d) ist kein Virologe: Dr. Christian Drosten, Dr. Alexander Kekulé, Dr. Peter Altmaier, Dr. Jonas Schmidt-Chanasit? Falsch wäre Dr. Jonas, weil der heute als Virologe des Tages bei Illner saß. Jonas hatte auch nichts Neues zu berichten, nahm aber ständig „den Christian“ in Schutz, und damit war Christian Drosten gemeint, der inzwischen selbst bei der Kanzlerin in Ungnade gefallen ist, weil er sich dauernd widerspricht. Hätten Sie’s gewußt?

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Die erratischen Verlautbarungen von Drosten nahm nun auch der andere Christian, der Lindner Christian, zum Anlass, um ein Konklave zu fordern, bei dem die Virologen so lange zusammen hocken müssen, bis sie sich geeinigt haben. Warum Lindner da wieder oder immer noch saß? Keine Ahnung, denn auffällig geworden war in den vergangen Tagen Parteifreund Kubicki, der das Regieren nach politisch motivierten Schätzzahlen der Virologen langsam fragwürdig findet. Nein, nein, der Parteifreund sei mitnichten Verschwörungstheoretiker, sagte Lindner, und erklärte, wie schwer es sei als „Staatliche Verantwortungsgemeinschaft“ zu regieren. Was die „staatliche Verantwortungsgemeinschaft“ nun wieder ist? Wahrscheinlich alle Parteien in den deutschen Parlamenten außer der AfD. Dann erzählte er von „Hygienekursen, die wir alle individuell gemacht haben“, und selbst auf strenge mehrfache Nachfragen behauptete meine Couchnachbarin steif und fest, sie haben keinen solchen Kurs individuell gemacht.

Die heutige Illnermischung war besonders skurril. Die RTL-Super-Nanny Katia Saalfrank saß neben der SPD-Super-Nanny Dr. plag. Franziska Giffey und die zwei verstanden sich insoweit super gut, als beide der Meinung waren, die Merkel-Regierung mache einen super Job. Aber an die Kinder habe man doch zu wenig gedacht, vor allem an die, die nicht so gut zuhause aufgenommen sind, sagte Nanny Saalfrank, und außerdem forderte sie eine Unterstützung für Familien, da komme nämlich nichts an. Da wollte SPD-Super-Nanny Giffey „mal ganz klar sagen, sie habe die Kinder von Anfang an in die Debatte eingebracht. Den Lesern, die kleine Kinder haben, empfehlen wir, sich in ihrem Bundesland über das weitere Vorgehen zu informieren.

Aus dem wahren Leben in Berlin berichtete ein Gesamtschulmeister Robert Giese, und wir entnahmen seinen Worten schnell, dass es auch in seinem Sprengel die Lindnerschen „Hygienekurse, die wir alle individuell gemacht haben“, nicht gegeben hat. Jedenfalls vergaßen die Bengels, kaum dass sie den Schulhof verlassen hatten, alle Regeln und „bildeten Rudel, manche umarmten sich“ gar. Die Wiederaufnahme des Schulbetriebs scheint nicht so leicht zu sein, wie sich das die Berliner sozialistische Regierung vorstellt, denn Giese leidet nicht nur unter Desinfektionsmittelmangel, fehlenden Lehrern und Sozialarbeitern, sondern vor allem „an absurden Weisungen des Schulsenators“. Giese hätte sich gewünscht, dass man uns (den Schulleitern) mehr Verantwortung gegeben hätte, aber da hat er wohl den Berliner Sozialismus nicht richtig verstanden. Wenigstens die Berliner Sprache („Zur selben Zeit nur ein Kind auf Toilette“) beherrscht er aber einwandfrei.

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Natürlich zeigte schon der Blick auf Illners Gästeliste, dass nichts zu erwarten war, aber in Udo Di Fabio, Bundesverfassungsrichter a.D, hatten wir doch einige Hoffnungen gesetzt. Bis zu 10 Millionen Kurzarbeiter, bald Millionen Arbeitslose, nur weil Drosten niest, Italiens Gesundheitssystem marode ist – und unsere Regierung trotz Vorwarnungen seit 2012 weder Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, noch Schutzutensilien gehortet hatte – da hätte man gerne mal was zur Alternativlosen in der Bundeskanzlei gehört, vor allem wo der Herr Di Fabio angstfreier Rentner sein könnte. Aber nix da. Stattdessen bemühte er sich ausufernd Illners Ablenkungsfrage nach dem Schäuble-Statement „Dem Schutz des Lebens dürfe man nicht alles unterordnen“ zu beantworten. Er wählte extra ein Beispiel aus seiner Jugend, als man ja auch nicht das Autofahren wegen der Verkehrstoten verboten habe. Mit anderen Worten: Schäuble hat recht.

Die Damen erörterten dann weiter Kinderfragen, und Frau Giffey fand, wenn die Bundesliga spiele, dürften die Kleinen auch auf den Spielplatz, man könne schließlich auch 4-Jährigen gut erklären, was ein Virus ist und was eine Abstandsregel. Zur Not muss Mutti halt rufen: Franziska, komm‘ bei dein Mutta!

Gelegentlich beschweren sich manche Leser, warum wir nicht den Talk im Hangar auf servus TV besprechen. Dort war in der letzten Woche, gleichzeitig zur Illnersendung der Virologe Prof. Dr. Sucharit Bhakdi zu Gast, der all die Corona-Maßnahmen für Nonsens hält. Nun, geschätzte Leser, bei diesen Sendungen könnten wir Ihnen schlecht vorführen, wer unser deutsches Narrenschiff von Katastrophe zu Katastrophe führt, und genau das aber sehen wir als unsere heilige Pflicht. Gute Nacht.


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