Tichys Einblick
Viel Lärm um wenig

Bei Illner: Klima krank, Sahra Wagenknecht gesund und munter

Wir treten schon heute in den Klimastreik und wollen nichts über CO2-Bepreisung oder Ökosteuern schreiben.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Jedenfalls geht die Angst um in Berlin, denn die Klima-Geister, die sie riefen und hätschelten, werden sie nun nicht mehr los. Und so erwarten uns heute große Demonstrationen und ein großes Klima-Paket der Großen Koalition, wie Illner süffisant zusammenfasste. Keine Ahnung von nichts hatte Stephan Weil, der noch zuvor eines dieser „Toleranzfestivals“, bei dem diktiert wird, wie wir leben sollen, in Hildesheim eröffnet hatte. Das war auf jeden Fall leichter. Zum Klima steuerte er bei: „Der Pendler, der ein altes Auto und eine Ölheizung hat – was macht der?“ Wenn Illner wirklich Humor hätte, wäre die Antwort „AfD wählen“ gewesen, aber für Humor sind beim ZDF die Spaßbeauftragten der Heute-Show (und demnächst im Hauptprogramm auch ein Herr Böhmermann) zuständig.

Der nette Herr Hans aus dem Saarland, der sich schon mal als Informationswissenschaftler ausgibt, in Wahrheit aber nur CDU studiert hat mit CDU-Abschluss als Ministerpräsident und der nebenbei einen Pferdehof bewirtet, weiß auch nicht mehr, kann das aber beredt darstellen.

Prof. Dr. Christoph M. Schmidt ist „Wirtschaftsweiser“, lehrt an der früher roten Ruhr Universität Bochum Angewandte Ökonometrie. Zertifikate oder Steuer, Hauptsache weniger CO2, Zertifikate seien aber „marktwirtschaftlicher“, was für uns allerdings alles klang wie das ewig gleiche Sozialistenrechnen: Ein mal eins ist meins.

Kontinuität
Klimapolitik: Der große Wurf - voll daneben
Überrascht hat uns Sabine Nallinger, nicht durch das, was sie sagte, sondern durch das, was sie ist. Als Grüne aus Kretschmanns Ländle steht sie einer „Stiftung 2 Grad“ vor, die von Unternehmensführern (CEOs) von Otto Group, Deutsche Bahn bis Aida Cruises gegründet wurde. Entweder muss man das als Ablasshandel betrachten, oder die haben bereits aufgegeben. In Baden Württemberg ist jedenfalls grün das neue schwarz.

Gespannt waren wir nur auf Sahra. „Welche Sahra?“ wurde ich tatsächlich daheim gefragt, das kommt davon, wenn man lange nicht ins Fernsehen geht. Und in der Tat: Hatte sich Wagenknecht nicht zurückgezogen nach dem Mobbing in der SED? Oder wie sie selber sagte wegen „Überlastung, auch Zermürbung durch interne Konflikte“? Vielleicht war ihr aber auch nur langweilig beim alten Lafontaine.

Populisten sind logischerweise bei unseren politischen Triefnasen schrecklich unbeliebt, wir hingegen hören Populisten durchaus gerne zu, leider haben wir keine in Deutschland, außer Sahra Wagenknecht. Und so nehmen wir, was da ist:

Verbieten! Alles!
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Blinder Aktionismus sei das Klimagemache in Berlin. Der Öffentliche Nahverkehr war nie so schlecht wie heute. Batteriebetriebene Autos sind keine Alternative. Wegen des dafür notwendigen Lithium-Abbaus seien in Chile große Landstriche unbewohnbar. Die Groß-Unternehmen hätten Milliarden-Gewinne gemacht, aber nur in Tricks statt Innovationen investiert. Der große Beifall gab der Linkspopulistin Recht. CDU-Hans wehrte sich müde, wie er überhaupt ein wenig schläfrig wirkte, der junge Mann. Ausgerechnet die Grüne Nallinger verteidigte Deutschlands Industrie.

Und so plätscherte das Klimagedöns dahin. Herr Hans will reinen Wein einschenken, den Bäumen geht es schlecht. Außerdem will er uns alle, wie die Asylforderer, fördern und fordern. Stephan Weil meinte nur, es werde anstrengend. Und teuer, deshalb haben sich wohl seine Genossen in Berlin mit den anderen in der grünen SED-Stadtregierung schon mal vorsichtshalber die Diäten verdoppelt. Wagenknecht weckte wieder alle auf:

Große Unternehmen forschen nicht. Produkte werden so gebaut, dass sie schnell kaputt gehen. Die Globalisierung bewirkt ein riesiges Transportproblem, das für 25% der Emissionen verantwortlich ist. Globale Produktionsketten sind Unsinn. Regionalisierung der Wirtschaft notwendig. Und die Bundesregierung hat mit dem Mercosur-Abkommen das Abfackeln des Regenwaldes beschleunigt. Heißa, immer feste druff! Äpfel und Birnen verwechselt? Oder in Zukunft doch wieder keine Bananen, denn die sind Globalisierung pur, aber dafür saure Äpfel aus der Uckermark? Die saubere Industrie in der DDR gesehen und nichts dazugelernt? Egal. A bisserl was bleibt immer!

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Deshalb gab die Grüne der Wagenknecht auch „in Teilen“ Recht, aber bei der Globalisierung hatte sie nun doch eine heilige grüne Kuh angegriffen. Wie sollen denn ohne Globalisierung die vielen Bereicherungen ins Land kommen? Das Publikum legte Zeugnis davon ab, dass Sahra im Vergleich zum anderen politischen Personal weiterhin den Populismus-Preis verdient – auch wenn sie inhaltlich längst an ihre Grenzen gestoßen ist. Wir jedenfalls hören immer den Oskar heraus.

Illner brachte dann den öffentlich-rechtlichen Standpunkt zu Wahlen im Allgemeinen zum Ausdruck: „Warum wird immer auf die Angst vor dem Wähler Rücksicht genommen?“ Da hat sie eigentlich recht. Am Ende kommt, egal wie man auszählt, doch immer das Gleiche heraus. Außerdem hat die Partei immer Recht. Und die Straßenkinder sowieso, denn wer die Jugend hat, dem gehört die Zukunft, hat mal ein anderer Populist gesagt. In diesem Sinne: Klima Heil!

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