Tichys Einblick
Achtung Glosse

Niedersachsen: Luisa Neubauer als Ehrengast im Abitur

„Klimaschützerin”, Vielfliegerin, Buchautorin, Fotomodel, TV-Liebling – beziehungsweise TV-Macher-Liebling. Luisa Neubauer ist nichts, war aber schon alles – jetzt sogar Gegenstand einer Abitur-Prüfung.

IMAGO / Metodi Popow

Achtung Glosse: Luisa Neubauer macht Abitur. Wobei, das gehört zu den wenigen Dingen, die sie selbst schon gemacht hat. Mit Fleiß und zu Ende. Jetzt ist Luisa Neubauer selbst Stoff im Abitur. Ihr Zeit-Gastbeitrag „Nur weil die Richtigen regieren, wird nicht gleich richtig regiert“ war der Stoff im Politik-Abitur Niedersachsens. Apropos die Richtigen regieren? Von welcher Farbe ist die Kultusministerin, die diese Auswahl zu verantworten hat? Wer jetzt denkt, sie sei eine Grüne, ist von Vorurteilen geprägt und denkt nur in Klischees – hat aber recht: Julia Hamburg aus Hannover.

Reifeprüfung als Gesinnungs-/Affirmationstest
Aufsatz von „Klimaaktivistin" als Gegenstand einer Abiturprüfung
Die Abiturienten, Abiturientinnen und Abiturientys sollten die Aussagen der „Fridays for Future“-Aktivistin zusammenfassen, anschließend das „Spannungsverhältnis zwischen Wirtschaft und Umwelt“ aus dem Text herausarbeiten – wie spannend. Danach sollten sie noch Einflussmöglichkeiten von Bürgern, Vereinen, Parteien und sozialen Bewegungen anhand des Gastbeitrags erläutern. Würde nur noch fehlen, dass die letzte Aufgabe gewesen wäre, einen Bewunderungsbrief an Neubauer zu schreiben.

Der Text von Neubauer trägt den Titel „Nur weil die Richtigen regieren, wird nicht gleich richtig regiert“. Darin kritisiert sie einiges an der aktuellen Politik in Deutschland: zum Beispiel, dass Robert Habeck (Grüne) „seine nachdenklichen Handyvideos nicht von Touren über Fotovoltaik-Dächer sendete, sondern aus Katar“. Aber, liebe Neubauer, kritisierst du wirklich, dass Habeck nach Katar reist, wenn du selbst nach Tansania in den Urlaub fliegst? Und nach Namibia? Und nach Amerika? Und nach Asien?

Außerdem fordert sie in ihrem Text das Typische: „sanieren, sparen (wer kann), Tempolimit, Inlandsflugverbot, autofreie Innenstädte – all das und viel mehr.“ Gleichzeitig schreibt sie aber davon, die Regierung riskiere die deutsche Demokratie. Soll wohl bedeuten, dass eine „Demokratie“ erst wiederhergestellt wäre, wenn Autofahren und Fliegen verboten oder limitiert sei. Zum Glück möchte sie keine Auslandsflüge verbieten, sonst könnte sie ja gar nicht mehr nach Tansania fliegen. Und nach Namibia. Und so weiter.

Neubauer freute sich jedenfalls riesig darüber: Mit strahlendem Grinsen erzählt sie in ihrer Instagram-Story: „Leute, was??? In Niedersachsen wurde heute Politik-Abi geschrieben und es wurde einfach ein Essay von mir behandelt.“ Doch eigentlich kann das nur ein Anfang sein. Die Schüler sollten viel stärker auf ihre Rolle als grüne Staatsbürger vorbereitet werden. Mögliche Ideen für Frau Hamburg aus Hannover wären:

Shitstorm
Greta Thunberg als Jesus – Evangelische Kirche Bayern in der Kritik
Greta Thunberg im Religionsunterricht. Oder im Kunstunterricht als Renaissance für Ikonen-Zeichnerei. Das ginge natürlich auch mit Carla Hinrichs von der „Letzten Generation“. Vielleicht lautet eine Aufgabe dieser Religions-Prüfung dann, ein „Klimaschutz“-Gebet zu verfassen.

Und wenn wir schon dabei sind, Vorschläge für grüne Abitur-Prüfungen zu machen: Wie wäre es mit einer Kunst-Prüfung, in der die Schüler Habeck porträtieren müssen. In einer Physik-Aufgabe könnten die Schüler der 360-Grad-Drehung, die Baerbock von Putin fordert, auf den Grund gehen. Für den Biologie-Unterricht schreibt Cem Özdemir ein Buch zum Thema Kochen ohne Lebensmittel – vielleicht aber auch für den Chemie-Unterricht. Egal, irgendwas mit -ie. Und in Mathe könnten die Schüler mal ausrechnen, wie viel Energie die Erneuerbaren tatsächlich ins Stromnetz liefern.

Wobei nee, dann würden die Schüler ja realisieren, dass Neubauers Aussagen in ihrem „Essay“ nicht zu Ende gedacht sind. Denn sie fordert in ihrem Text, dass Deutschland ganz aus den fossilen Energien aussteigt und auf „Erneuerbare“ setzt. Dass Deutschland dann häufig im Dunkeln säße, schreibt sie nicht.