Tichys Einblick
Glosse – Kollateralnutzen – Glosse

Corona isch over, um es mit Schäuble zu sagen

Putins Einmarsch in die Ukraine konnte den Widerstand der tapferen Bevölkerung nicht stoppen, dafür jedoch Corona im Westen. Diese Intensivstationen überfüllende und das Gesundheitssystem zerstörende Seuche, vor der wir bekanntlich mit allen Mitteln zwangsgeschützt werden sollen, kann man getrost für beendet erklären.

IMAGO / epd

Gibt es eigentlich den Begriff Kollateralnutzen? Die Autokorrektur meines iPads jedenfalls kennt ihn (noch) nicht und navigiert mich immer Richtung Schäden. Die gibt es auch, und zwar schlimm und traurig in der Ukraine. Gut, dann nenne ich es eben Wunder, die Putin vollbracht hat. Passt auch besser. Es sind gleich zwei, die es zu bestaunen gibt.

Putins Einmarsch in die Ukraine konnte zwar den Widerstand der tapferen Bevölkerung nicht stoppen, dafür jedoch Corona. Diese massenmordende, Intensivstationen überfüllende und das Gesundheitssystem zerstörende Seuche, vor der wir bekanntlich mit allen Mitteln zwangsgeschützt werden sollen, kann man getrost für beendet erklären.

Corona isch ove(r), um es mit Schäuble zu sagen. Oder mit dem legendären Abpfiff des Fußball-WM-Finales von Bern 1954: „Aus, aus, aus… Das Spiel ist aus!“ Selbst der Omikron-Subtyp BA.2, vor dem Chefalarmist Lauterbach noch am Freitag flehentlich warnte: over!

Mich fragte Sonntag der scharfsinnige Moderator des Podcasts Indubio, Burkhard Müller-Ullrich, überraschend, ob Putin nun den Medizinnobelpreis verdient hätte. Nach dem ersten Schock über diese unerwartete Frage antwortete ich: „Ja klar. Krieg ist qua definitionem germaniae eine Großveranstaltung. Doch wer redet in Kiew noch von 2G-plus und von Abstand, von Quarantäne oder Zwangsimpfung?“

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Wir bejubeln (zu recht) die Bilder des Widerstandes. Doch nach der Logik des deutschen Panikorchesters und seiner Dirigenten à la Kretschmann, Kretschmer und Konsorten steht der Ukraine nun eine gigantische Infektions- und Intensiv-Welle bevor. Auch den Soldaten auf beiden Seiten. Masken- und abstandslos, den tödlichen Viren ohnmächtig ausgeliefert. Weder Söder noch sein Lieblings- und Wunschminister Lauterbach sind zur Stelle, um dazwischen zu grätschen. Kein alarmistisches Talkshow-Geschrei gegen die Fahrlässigkeit eines Volkes, das zwar Putin, nicht aber der todbringenden Seuche trotzt. Isch over…

Doch es kommt noch viel schlimmer – oder besser, je nach Sichtweise. Da sammeln sich doch tatsächlich Hunderttausende in deutschen Landen, eng an eng, teils ohne diese Stofffetzen, mit denen wir gerade Atemwege und Abwehrkräfte unserer Kinder zerstören. Gegen alle Regeln von Abstand und Anstand wird drauf los demonstriert.

Übrigens von denselben Leuten, die vor Monaten noch Trump mit Hitler verglichen und in allen verfügbaren Umfragen Putin weit weit weit mehr Sympathie entgegenbrachten als dem größten Friedenspräsidenten der jüngeren amerikanischen Geschichte.

Am Brandenburger Tor durfte sogar die größte Verschwörungspraktikerin und Fakenews-Verbreiterin tönen. Jene oberste Religionsbeamtin der EKD, die in Endlosschleife vor sich hin schwurbelt, dass es die Impfpflicht geben muss, weil es doch „wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass es keine Nebenwirkungen gibt“.

Solch einen gefährlichen Stuss behaupten noch nicht einmal die Impfstoff-Milliardäre, geschweige denn die neuesten Daten. Doch was nützen erschlagende Fakten, wenn das Herz richtig schlägt. Aber was soll’s: Seit den Massendemos vom Wochenende und den Kriegshandlungen in der Ukraine wissen wir: Das Wunder ist geschehen, Corona isch over … for ever!

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Komisch allerdings: Werden nicht heute wieder Montags-„Spaziergänge“ verboten oder mit großem Polizeiaufgebot „begleitet“, werden Menschen wegen mangelndem Hygiene-Gehorsam eingekesselt, in Gewahrsam genommen, von Uniformierten im Namen des Staates auseinander getrieben?! Müssen wir nicht heute wieder 2G-plus ertragen, werden in Bussen und Bahnen zu Abstand ermahnt und unsere armen unschuldigen Kinder unter die schädlichen, ja tödlichen (Stiftung Warentest) Masken gezwungen?

Kann es also sein, dass Corona sonntags eine Pause macht? Oder einen weiten Bogen um wahre Gutmenschen, deren Massenaufmärsche niemals ihre Unschuld verlieren und keine roten Linien kennen? Auf jeden Fall hat Putins Invasion ein Nobelpreis würdiges Wunder bewirkt: Corona isch over!

Und noch ein zweites Wunder, ebenso spektakulär: Putin, der alte weiße Mann aus Moskau, hat es geschafft, die Mathematik außer Kraft zu setzen. Was ich in meinem erst letzten Freitag erschienenen Buch „Das Maß ist voll“ beschreibe, ist binnen Stunden bei uns wahr geworden: eine antirassistische, queere Mathematik, wie sie in einigen amerikanischen Bundesstaaten erstrebt wird. Zwei plus zwei muss nicht unbedingt mehr vier sein.

Es sollen also 500.000 Friedensaktivisten vor dem Brandenburger Tor gestanden haben. Eng an eng. Als die Wahrheitsaktivisten jedoch zur ersten Mega-Demo am 1. August 2020 aufmarschierten, wurde exakt der gleiche Fotoausschnitt mit 11.000 (Berliner „Tagesspiegel“) beziffert. In Worten: Elftausend gegen Fünfhunderttausend!

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Wir stehen also vor einem Phänomen, dass es seit Jesus Christus nicht mehr gegeben hat. Der konnte vor zweitausend Jahren bekanntlich mit ein paar Fischen und Broten Tausende und Abertausende satt machen. Und nun erleben wir in Berlin, München, Hamburg etc. pp. eine wundersame Menschen-Vermehrung. Putin hat geschafft, was Corona unmöglich schien: eine Menschen-Ansammlung gleicher Größe zahlenmäßig zu verhundertfachen.

Gibt es eigentlich schon einen Nobelpreis für Mathematik, zumindest für Statistik? Verdient hätten ihn Putin und seine Helfershelfer in deutschen Innenministerien und Medienhäusern, in denen die Sonntagszahlen geschätzt wurden. Schon zur ersten großen Anti-Corona-Maßnahmen-Demo in Berlin schrieb ich bei TE von einem Wunder: „Die ‚Straße des 17. Juni‘ war von der Siegessäule bis zum Brandenburger Tor gefüllt von Demonstranten. Und zwar so dicht, dass das ja der angebliche Grund des Abbruchs war. Dazu Tausende in den Nebenstraßen oder dem angrenzenden Tiergarten. Das gleiche Foto, allein vom ‚17. Juni‘, wurde in den letzten Jahren so beziffert: als Fußball-Fanmeile waren es 250.000 (11. Juli 2010), beim Christopher-Street-Day (CSD 2019) über eine Million, bei Obama am 24. Juli 2008 rund 215.000 –und jetzt bei denen, die schon im Vorhinein von Medien als Rechtsextreme abgestempelt wurden, oh Wunder: 11.000 bis 20.000! Wäre ich der Papst, ich würde die zählenden Beamten der Berliner Innenbehörde sofort heilig sprechen. Das muss man angesichts der explodierenden Weltbevölkerung erst einmal hinbekommen: Hunderttausende schrumpfen zu 17.000. Ein wahrhaft epochales Wunder. Da staunen selbst angereiste Atheisten aus dem ‚Osten‘!“

Ach, wie hatte Nena doch recht, als sie zum Gedenken an den 9. November 1989 vor dem Brandenburger Tor die Hymne der Wiedervereinigung sang: „Wunder gescheh’n, ich war dabei …“ Ein solches Wunder hat sich am Sonntag wiederholt.

Ja, das alles ist nur noch zum Staunen. Oder zum Verzweifeln. Für wie dumm halten uns eigentlich Alarmisten wie Söder oder sein Lieblingsminister Lauterbach? Oder leider richtiger: Für wie dumm lässt sich das Volk immer noch verkaufen, hinter Masken stecken und einsperren?!