Tichys Einblick
Aufstand gegen Idiotie und Ideologie

Warum die Wärmepumpe nicht kommen wird

Das neue Deutschland nach zwei Jahrzehnten völlig verfehlter, von Ideologie bestimmter Politik: Der Maurer lässt ein Dreivierteljahr auf sich warten, der Heizungsmonteur durchschnittlich vier Monate. Tischler sind kaum mehr zu kriegen. Die Zeiten, die man durchschnittlich auf einen Handwerker warten muss, sind so lang wie noch nie in der Geschichte Deutschlands.

Nicht nur für Kunden ist das eine mittlere Katastrophe. Auch für das Handwerk selbst. Der Klempner kommt nicht, der Maler vergibt keine Termine, und der Heizungsbauer macht einen schon glücklich, wenn er verspricht, noch vor dem Winter vorbeizuschauen. Auslöser für den Terminmangel in der gesamten Branche ist ein tödliches Gemisch aus Materialengpässen, Arbeitskräftemangel, Nachfolgeproblemen in Betrieben und hohen Energiekosten. Ich habe es selbst leidvoll erlebt, und das ja gerade in einer Großstadt: Es dauert Monate, bis eine Steckdose repariert, ein Waschbecken neu montiert oder auch nur eine Wand vom Profi frisch gestrichen ist.

Handwerker sind schlicht und einfach nicht zu finden. Und wenn sie dann da sind, immer das gleiche Klagelied mit Sätzen wie diesen: Wir kriegen keine Mitarbeiter mehr, von Lehrlingen ganz zu schweigen. Wenn mein Geselle in Rente geht, muss ich schließen. Noch ein paar Monate diesen Stress mit Bürokratie und politischer Schikane (in Berlin gibt’s noch nicht mal Parkplätze, nur Knöllchen für Handwerker-Autos), und es ist Schicht im Schacht …

Jeden Tag schließen in Deutschland je zwei Metzgereien und Bäckereien. In der deutschen Hauptstadt hat die Fleischerinnung die Lehrlingsausbildung aufgegeben, weil die Nachfrage gegen null tendiert. Die wenigen Interessenten müssen jetzt nach Leipzig. CDU/CSU und FDP, einst Schutz und Schild des Handwerks und der Familienbetriebe, haben total versagt. Total! Man kümmert sich um Frauenquote, queeres Leben und die Türkis-Lackierung des Parteilogos, aber man hat niemanden mehr, der das malt und druckt.

Ein Gutes hat das allerdings: Die »Grünen« von CSU bis Linkspartei können sich ihre Wärmepumpen wer weiß wo hinstecken. Es gibt einfach keine Fachkräfte mehr, die dieses idiotisch-ideologische Gerät installieren. Manchmal hilft einem nur noch Satire und Humor, um über die Runden zu kommen.

Stimme der schweigenden Mehrheit
Der große Meister der kleinen Form: Peter Hahne
Die Kultus- und Wissenschaftspolitik, mehrheitlich in Unionshand, hat seit zwanzig Jahren nicht nur tief geschlafen, im Gegenteil: Man hat die Akademisierung ideologisch befördert, hat jeden Schüler zum Abitur und jeden Abiturienten zur Uni gejagt, statt kluge Köpfe und geschickte Hände zusammenarbeiten zu lassen. Handwerk hatte kein gutes Image mehr. Die Hauptschulen hat man abgeschafft. Der Mensch begann erst nach dem zehnten Semester »postkolonialer Genderstudies« ein Mensch zu sein.

Der Absturz begann 2009: In dem Jahr gab es laut Statistischem Bundesamt erstmals mehr Studenten als Lehrlinge. Zwanzigtausend junge Menschen betrug damals die Differenz. Mittlerweile sind es weit mehr: 2,9 Millionen Studenten gab es im Wintersemester 2020/21. Und nur 1,3 Millionen in einer Lehre. Ein Sieg der Ideologie und Idiotie.

Heute lernt man schon in der Grundschule, wie man schnell und bequem sein Geschlecht wechseln kann und wie wichtig eine Frauenquote und diverse Toiletten sind. Wie man also seine Identität findet. Wie man jedoch einen Beruf findet, der einem liegt oder wie man mit Geld umgeht und seiner Lebenszeit, das steht nirgendwo auf dem Stundenplan. Zu viele junge Menschen brechen die Schule ohne Abschluss ab. An Gymnasien ist es immer noch so, dass die Schüler vor allem eine Studienberatung erhalten. Die Perspektiven beruflicher Bildung kommen kaum vor.

Besonders betroffen sind Service-Berufe: 37,5 Prozent der Lehrstellen blieben 2021 laut Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) im Bereich Gastronomie unbesetzt. Im Fleischwaren-Verkauf waren es sogar 60,4 Prozent – also deutlich mehr als die Hälfte. Doch auch bei den handfesten Berufen wird es eng: 38,9 Prozent der Klempner-Lehrstellen blieben unbesetzt, bei den Betonbauern waren es 33,8 Prozent.

Ja, das alles ist nicht vom Himmel gefallen. Mit offenen Augen ging es in den Abgrund. Dafür brauchte man nicht erst die »Ampel«. Die Arbeit wurde vorher schon gründlich gemacht. Die Weichenstellungen liegen Jahrzehnte zurück. Wir wollten »Akademiker« und bekamen Bürgergeld-Empfänger und eine frustrierte Jugend. Am einen Tag titelt BILD: »Mehr Kündigungen wegen Bürgergeld«, und ein paar Tage zuvor war noch als Titelgeschichte zu lesen, wie toll es doch ist (und zugleich ein Zeichen von Freiheit!), möglichst früh in Rente zu gehen. Garniert mit ein paar Tipps.

Jetzt ist jeder Handwerksbetrieb froh, wenn die Leute länger arbeiten. Jetzt holt man Pensionäre wieder zurück, weil es nicht nur an Arbeitskräften, sondern beim spärlichen Nachwuchs an Lebens- und Berufserfahrung fehlt. Und das Lehrlingsproblem ist ja nicht nur die Frage von Lust und Neigung. Viele Meister berichten, dass sie nicht mehr die Nerven für Ausbildung haben. Keine Pünktlichkeit, keine Arbeitsmoral, weder richtig Rechnen noch Schreiben. Ein tödlicher Kreislauf: Die Lehrer müssen kaputte oder migrantische Elternhäuser »ausgleichen«, die Meister die schwache Schulbildung. »Ich habe mir jetzt zehn junge Leute probeweise angeschaut, nur einen konnte ich nehmen, ich mache jetzt den Laden zu«, klagte mir ein Tischler, und baute mir Gott sei Dank noch selber den Schrank ein.

Notizen aus der Ampel-Republik
Deutschland – Vom Exportweltmeister zur moralischen Weltspitze
Was will zum Beispiel ein Maler mit jemandem, der in neun oder dreizehn Jahren Schule nicht gelernt hat, wie er den Inhalt einer Fläche ausrechnen kann? »Bei mir bewerben sich Jugendliche, die können nicht mal Dezimeter in Zentimeter umrechnen oder haben keine Ahnung, was ein Drittel oder ein Pfund ist«, sagte mir kopfschüttelnd und resigniert ein Malermeister. Selbst Grundrechenarten sind böhmische Dörfer. Geschweige denn Rechtschreibung. Schon daran erkennt man den absoluten Wahnsinn des Gender-Gagas.

Laut »Mikrozensus« gibt es derzeit rund 600.000 junge Leute zwischen 18 und 24 Jahren, die zwar die Schule verlassen haben, aber danach nicht in einer Arbeitsstelle angekommen oder eine Ausbildung oder ein Studium begonnen haben. Preisfrage: Wo sind die geblieben?

Nur eine Branche als Beispiel: Mehr als zwei von drei Chefs von Reinigungsfirmen beklagen, dass es immer mehr Kündigungen gibt, weil Bürgergeld den Mitarbeitern mehr bringt. Vor allem, wenn man nebenbei noch schwarzarbeitet. Dasselbe hört man von Friseuren, Metzgern oder Kassiererinnen. Eine Umfrage unter Reinigungsfirmen ergibt:

Das Bürgergeld (Hartz 4) tritt immer stärker in Konkurrenz zum Lohnerwerb. Auf einer Skala von eins bis zehn (größte Sorge) ergab sich ein Durchschnittswert von 8,8. Schlimmer geht’s kaum. Experten schätzen, dass rund ein Drittel der erwerbsfähigen Bürgergeld-Bezieher schwarz dazuverdienen. Das macht 2,5 Milliarden Euro fehlende Steuern und Sozialabgaben. Wahnsinn!

Das neue Deutschland nach zwei Jahrzehnten völlig verfehlter, von Ideologie bestimmter Politik: Der Maurer lässt ein Dreivierteljahr auf sich warten, der Heizungsmonteur durchschnittlich vier Monate. Tischler sind kaum mehr zu kriegen. Weil die Aufträge nur so hereinprasseln und die Facharbeiter fehlen. Die Zeiten, die man durchschnittlich auf einen Handwerker warten muss, sind so lang wie noch nie in der Geschichte Deutschlands.

Dabei habe ich noch die Beschwörungen des Bundesverbands der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) im Ohr, als sie uns Hauptstadtjournalisten 2015 im Auftrag der CDU-Kanzlerin ins Ohr säuselten: Bitte keine Kritik an den offenen Grenzen. Es kommen jetzt dringend benötigte Facharbeiter und Ärzte ins Land …

Meine Frage schon damals, auch in meinen Sendungen, und damit machte man sich nicht gerade beliebt: Ist das wirklich euer Ernst?

Peter Hahne, Ist das euer Ernst?! Aufstand gegen Idiotie und Ideologie. Quadriga, Hardcover, 144 Seiten, 12,00 €


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