Tichys Einblick
Vortragsabend mit Hamed Abdel-Samad

Meinungsfreiheit in Deutschland – unter Polizeischutz

Hamed Abdel-Samad nahm kein Blatt vor den Mund und schrieb der Mainstream-Gesellschaft („die überwiegend linke Presse lebt in einer Parallelgesellschaft“) manch Schmerzliches ins Stammbuch. Das geht nur unter Polizeischutz im freien Land.

Screenprint: Facebook/Junge Union München

Jonathan Kühn, Pfarrer und Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CSU München, ist ein geradliniger Mann, wie man ihn in seiner Kirche und in der CSU nicht in rauen Mengen findet. Für eine Veranstaltung seines Kreises hatte er Hamad Abdel-Samad ins Künstlerhaus am Lenbachplatz eingeladen. 200 kamen, weiteren 200 musste wegen Überfüllung des Saales abgesagt werden. Kühns Versuch, weitere Gruppierungen der CSU als Mitveranstalter bzw. deren Vorsitzende als Teilnehmer zu gewinnen, waren nicht sehr erfolgreich. Immerhin firmierte die Junge Union München mit ihrem Vorsitzenden Stephan Pilsinger (MdB) als Veranstalter mit.

Ein Protokoll des Scheiterns
Hamed Abdel-Samad: Das Märchen von der gelungenen Integration
Der Abend hinterließ in jeder Hinsicht einen nachhaltigen Eindruck. In erster Linie aufgrund der Ausführungen des Gastredners (siehe unten), aber auch aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen, die diese Veranstaltung in diesem unserem, ach so freien Land erforderlich machte. Eingelassen wurde nur, wer sich angemeldet hatte und beim Einlass eine Bestätigung seiner Anmeldung samt Ausweis vorlegen konnte. Bereits vor der Veranstaltung hatte die Polizei mit einem Spürhund die Räume durchsucht; erkennbar mindestens drei Personenschützer des Landeskriminalamtes musterten den Einlass und während der gesamten Veranstaltung den Zuschauerraum. Vor dem Künstlerhaus war ein Polizeiwagen postiert. Das erinnert den Autor dieses TE-Berichtes an seine Erfahrungen in der Begegnung mit der liberalen Imamin Seyran Ates.

Meinungsfreiheit und Freizügigkeit Marke Deutschland! Offenbar gelten diese Grundrechte nur sehr eingeschränkt für einen Hamed Abdel-Samad, der es sich erlaubt, Bücher wie die folgenden zu schreiben: „Der Untergang der islamischen Welt“ (2011), „Der islamische Faschismus“ (2015),“Mohamed – Eine Abrechnung“ (2017) und ganz aktuell „Integration – ein Protokoll des Scheiterns“ (2018). Wegen der im Jahr 2013 gegen ihn ausgesprochen Fatwa muss dieser 1972 in Kairo geborene hochgebildete Mann, der Englisch, Französisch, Japanisch und Politik studiert hat und der als Student vorübergehend Mitglied der Muslimbruderschaft war, rund um die Uhr bewacht werden. Er muss heute festlegen, wo er zehn Tage später zum Essen geht, und noch viel früher mit Sicherheitskräften abstimmen, wohin er reist.

Ein Klassiker
Hamed Abdel-Samad zum Thema: Ist Religion Privatsache?
Abdel-Samad weiß zu gut, dass man über zwei Dinge nicht schreiben dürfe, ohne sein Leben zu gefährden: den Islam und die Mafia. Aber man merkt ihm diese Sorge nicht an. Erfrischend eindeutig ging Hamed Abdel-Samad auch bei seinem Vortrag im Künstlerhaus zu Werke. Er nahm kein Blatt vor den Mund und schrieb der Mainstream-Gesellschaft („die überwiegend linke Presse lebt in einer Parallelgesellschaft“) manch Schmerzliches ins Stammbuch. Nachfolgend ein paar Kernaussagen:
  • Wenn der Islam ein Teil Deutschlands wäre, dann müsste auch Islam-Kritik ein Teil Deutschlands sein können.
  • Wenn der Islam ein Teil Deutschlands wäre, dann dürfte das Grundgesetz aus Gründen der sog. Kultursensibilität nicht regelmäßig zugunsten von Sonderrechten außer Kraft gesetzt werden: bei Kinderehen, bei Mehrfachehen, bei Zwangsheirat, bei Genitalverstümmelungen, beim Kopftuchzwang, beim Schächten usw.
  • Die Unterscheidung Islam versus Islamismus ist naiv. Im arabischen Sprachraum gibt es diese Unterscheidung nicht. Islam verhält sich zu Islamismus wie Alkohol zu Alkoholismus.
  • Staat und Gesellschaft in Deutschland werden mehr und mehr unterwandert. Die sogenannte Ankunftsgesellschaft ist mit schuld am Erblühen des politischen Islam hierzulande. Allen öffentlichen Bekenntnissen zum Trotz ist fast niemand ernsthaft an Integration interessiert. Die Strategie des langen Marschs durch die Institutionen ist längst offenkundig: Die Polizei, die Justiz, das Bildungswesen zeigen Zeichen der muslimischen Unterwanderung. Man nennt es beschönigend Teilhabe.
  • Ein Grundübel ist die naive Annahme, bei dem von den Islamverbänden vertretenen Islam handele es sich um eine Religionsgemeinschaft. In der Folge verhandeln deutsche Regierungsstellen blauäugig mit selbsternannten Islamvertretungen, die sich mit ihrer Gegnerschaft zum Grundgesetz eigentlich disqualifiziert haben. Man darf sich über die Absichten der konservativen islamischen Verbände und ihrer – gelegentlich Immanuel Kant und die Frankfurter Schule zitierenden – Krawatten-Muslime nicht täuschen: Für sie gilt nur die islamische Moral als Moral und damit zugleich als Gesetz. Mit einer falsch verstandenen Religionsfreiheit wird deutsche Politik regelmäßig in die Knie gezwungen.
  • Der Islam ist keine Körperschaft im Sinne von Kirche, auch wenn dies von manchen Islamvertretern so gesehen wird. Islamverbände sind eingetragene Vereine, nicht mehr und nicht weniger. Ärgerlich ist, dass die christlichen Kirchen den Islamverbänden helfen wollen, Körperschaften zu werden.
  • Integration ist keine einseitige Veranstaltung. Wir brauchen nicht nur Integrationsangebote, sondern auch Integrationsgebote. Dazu gehört es vor allem, das Gewaltmonopol des Staates konsequent durchzusetzen, auch in sogenannten No-Go-Areas, in denen viele Imame mit mafiös aufgestellten Familienclans zusammenwirken.
  • Bildung ist angesagt, aber nicht auf anspruchslosem Niveau. Letzteres wäre ein Rassismus der abgesenkten Erwartungen. Realiter aber ist bereits eine komplette muslimische Generation in Deutschland dafür verloren.

Hamed Abdel-Samad war übrigens von 2010 bis 2013 Teilnehmer der Islamkonferenz. Auf die Frage, ob er glaube, dass sich diese Konferenz mit einem Bundesinnenminister Horst Seehofer weiterentwickeln und echte Integration fördern könne, antwortete Abdel-Samad zurückhaltend: Nur wenn sich diese Konferenz auf konkrete Integrationsgebote einige und es nicht mehr nur um Fördermittel für muslimische Organisationen gehe.


Eine Aufzeichnung des Beitrags finden Sie auf der Facebook-Seite der Jungen Union München


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