Tichys Einblick
Weit über 100 Polizisten im Einsatz

Verdacht: Pfarrer als Chef einer Schleuserbande

Ein Deutsch-Ghanaer ist in Hamburg verhaftet worden. Er fungierte als „Kirchenoberhaupt“ ("Bild“) und wird beschuldigt, Afrikaner nach Deutschland geschleust zu haben. Im Hintergrund stehen international operierende Schleuser-Clans.

© Getty Images

Großeinsatz in Hamburg: Allein 100 Bundespolizisten waren in der Hansestadt in der letzten Woche im Einsatz, um einen Haftbefehl und fünf Durchsuchungsbeschlüsse zu vollstrecken. Über die Zahl der eingesetzten Hamburger Polizeibeamten haben die Behörden erstaunlicherweise keine Angaben gemacht.

Auch das Kirchengebäude des hauptverdächtigen Seelsorgers wurde durchsucht. Das teilte die zuständige Bundespolizei-Direktion Hannover mit. Laptops, Handys und viele Dokumente sind sichergestellt worden.

„Bild“ redet als einziges Medium Tacheles

Die „Bild-Zeitung“ (Schlagzeile: „O Gott, Herr Pfarrer“) berichtet in ihrer regionalen Hamburg-Ausgabe – im Vergleich zu den andren norddeutschen Medien – am klarsten über den Skandal in der Hamburger Christen-Gemeinde. Sie nennt Ross und Reiter: Der Schleuser-Chef ist demnach ein 43-jähriger schwarzafrikanischer „Gottesdiener“. Der Verdächtige Richard O.W. solle seine Tätigkeit „als Pfarrer ausgenutzt haben, um Ausländer illegal nach Deutschland zu schleusen“ („Bild“).

„Bild“ nennt die betroffene Gemeinde beim Namen. Es handele sich um die „Calvary Believers Chapel“-Kirche in Hamburg-Billbrook.

Dass sich in der „Calvary-Believers-Chapel“ die lokale Schleuser-Zentrale befunden haben soll, formuliert „Bild“ so: Laut der bisherigen Ermittlungen soll der Bandenchef „in seiner Funktion als Kirchenoberhaupt neue ‚Schleusungswillige’ geworben haben“. Eine Formulierung, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss.

Insbesondere die „Hamburger Morgenpost“ verschweigt wesentliche Fakten

Die politisch links positionierte „Mopo“, die einst der SPD gehörte, bringt das Kunststück fertig, den Hauptbeschuldigten lediglich nebulös als einen „Mann“ zu bezeichnen, der in einer christlichen Gemeinde arbeitet. Als gäbe es bereits hierzulande eine Zensur-Behörde.

Immerhin schreibt die „Mopo“, die Polizei habe einen „Beschuldigten“ festgenommen und in Handschellen abgeführt. Die Boulevardzeitung verschweigt freilich den Namen der betroffenen freikirchlichen Gemeinde.

Beim „NDR“ ist ein Text zu lesen, der ebenfalls irritiert. Der beschuldigte „Pastor“ habe „einigen Dutzend Personen“ die Einreise nach Deutschland „ermöglicht“. „Ermöglicht“? Eine schöne Formulierung für gesetzeswidrige Aktivitäten, die tief blicken lässt.

Das „Hamburger Abendblatt“, das in seiner Print-Ausgabe als erstes Medium über den Schleuser-Skandal berichtet hat, spricht von einer „deutsch-ghanaischen Tätergruppe“ – und traut sich nicht zu sagen, dass es sich bei den Festgenommenen anscheinend ausschließlich um Schwarze handelt, wohl zumindest zum Teil mit doppelter Staatsbürgerschaft.

Die „Welt“ schlägt in ihrer Hamburg-Ausgabe schnell auch einen Haken, wenn es darum geht, Klartext zu formulieren. Sie umschreibt den Hauptverdächtigen folgendermaßen: „Der deutsche Hauptbeschuldigte“ sei den Ermittlungsbehörden schon „länger aufgefallen“.

Mit “länger“ sind allem Anschein nach mehrere Jahre gemeint. Warum die Polizei nicht schon früher Verhaftungen vorgenommen hat? Dazu erfährt man nichts.

Von Ghana nach Hamburg: 9 000 Euro für eine Schleusung – per Linien-Flugzeug

Deutsche Beamte haben irgendwann bemerkt, dass die „Zuwanderer“ aus Afrika sehr häufig mit scheinbar echten Passdokumenten die Grenzbehörden auf ungewöhnliche Weise zum Narren gehalten haben.

Die Bundespolizei-Direktion beschreibt das in ihrer Behörden-Sprache so: „Die Beschuldigten nutzten zur Einschleusung der schleusungswilligen Personen offenbar Echtdokumente von in Hamburg lebenden ghanaischen Staatsangehörigen, durch mittelbare Falschbeurkundung erlangte ghanaische Reisepässe sowie gestohlene Blankodokumente und Aufenthaltstitel. Im Anschluss der Schleusung wurden die Geschleusten durch die Beschuldigten mit einer neuen Identität ausgestattet.“

In der Regel sind die „Schutzsuchenden“ mit dem Flugzeug nach Hamburg geflogen. Dabei wurden nicht etwa kostengünstige Pauschalreisen bei einer Charter-Linie gebucht, sondern Plätze in wesentlich teureren Linien-Fliegern.

Wie die Polizei den mafiaartig organisierten Schleusern auf die Schliche gekommen ist? Darüber gibt es auch seitens der Polizei-Dienststellen nur vage Hinweise. Die entsprechenden „Erkenntnisse“, sagt die Bundespolizei Hannover, beruhten „auf Meldungen der in Afrika und in der Golfregion eingesetzten Dokumenten- und Visaberater der Bundespolizei“.

Der Pressesprecher der Bundespolizei-Direktion in der Niedersächsischen Landeshauptstadt, Jörg Ristow, erklärte dazu, der Hauptbeschuldigte „verlangte bis zu 9.000 Euro“ für eine Schleusung. Dabei ging es immer um eine Reise von Ghana nach Deutschland. In deutschen Landen angekommen, soll der Kirchenmann seinen Landsleuten zum Beispiel Putzjobs „besorgt“ („Bild“) haben.

Teile des Lohns hat der Prediger allem Anschein nach – gänzlich unchristlich – einbehalten. Wahrscheinlich sollten auf diese Weise häufig auch die Kosten der Schleusung abgestottert werden. Diese Verfahrensweise soll auch in anderen Schleuserkreisen oftmals üblich sein.

Zur Zahl der über die Kirche allein nach Hamburg geschleusten „Schutzsuchenden“ erfährt der Bürger kaum etwas. Es muss sich freilich um nicht wenige „Zugewanderte“ handeln. Denn nicht von ungefähr wird ein Einsatz mit etwa 100 Beamten der Bundespolizeí angeordnet – verstärkt durch Einsatzzüge der Bundes-Bereitschaftspolizei aus Ratzeburg (Schleswig-Holstein) und Polizisten der Hansestadt Hamburg.

Über die Höhe der bisher gezahlten deutschen Sozialamts-Gelder gibt es keine Zahlen

Welche hohen Summen bisher aus Mitteln der deutschen Sozialämter in die Taschen der „Zugewanderten“ geflossen sind? Dazu haben die Polizei-Dienststellen und die Medien nichts veröffentlicht.

Dass diese angeblichen „Flüchtlinge“ nun de facto unbegrenzt durch den hiesigen Staat (also die ehrlichen Steuerzahler, die täglich einer geregelten Arbeit nachgehen) versorgt werden – auch dazu ist nirgendwo eine Zeile zu lesen.

Ausweisungen haben die illegal Zugewanderten – selbst wenn sie schwer kriminell geworden sind – in aller Regel nicht zu befürchten. Wenn „Geflüchtete“ behaupten, keine Papiere zu haben oder an nächtlichen „Angstträumen“ zu leiden, wagt es grundsätzlich keine deutsche Behörde abzuschieben. Und das ist auch ganz offensichtlich der politische Wille der derzeitigen Regierungen sowohl auf Bundes- wie auch auf Landesebene.

Dass die Behörden nichts darüber haben verlautbaren lassen, wie viele Beamte der zuständigen Hamburger Landespolizei im Einsatz waren, lässt sich womöglich auch dadurch erklären, dass die Menschen nicht noch zusätzlich beunruhigt werden sollten – ob der massiven Gefährlichkeit von internationalen Banden, die nach Beobachtung von Experten von obersten „Zentralen“ geleitet werden, die ihren Sitz in Afrika haben.

Immer mehr schwarzafrikanische, international agierende Mafia-Organisationen in Westeuropa

Der letzte Abschnitt der Pressemitteilung (PM) der Polizeibehörde Hannover verdeutlicht indirekt, dass der aufgeflogene Hamburger Schleuserring nur ein sehr kleines Glied in der Kette von riesigen ghanaischen Mafia-Organisationen war.

Es ist in der Polizei-PM wörtlich zu lesen, durch „die Auswertung des Beweismaterials erhoffen sich die Ermittler neben der beweissicheren Strafverfolgung weitere Ansatzpunkte, um das Schleusernetzwerk noch weiter zu zerschlagen“. „Auf diese Weise“ solle „das weitere Einschleusen von Ghana über den Luftweg nach Deutschland unterbunden werden“.

Hier klingt das an, was Fachleute schon lange wissen. „Die Welt“ hat mehrfach darüber geschrieben, dass sich seit längerer Zeit große kriminelle Clans, insbesondere aus Nigeria, Ghana und Eritrea, immer stärker ausbreiten. Insbesondere in Italien, Deutschland, Schweden und Norwegen.

Im Fokus dieser schwarzafrikanischen Mafia-Organisationen, die für ihre besondere Brutalität bekannt sind, stehen vor allem: Drogenhandel, Prostitution und Schleuserringe. Bisher hat niemand den Eindruck, dass es den westeuropäischen Behörden gelungen ist, die immens zunehmende Verbreitung dieser neuen Mafia wirklich einzudämmen.

Zwar bemühen sich Polizei und Staatsanwaltschaften neuerdings öfter mal – auch öffentlichkeitswirksam durch spektakuläre Einsätze –, für einen höheren Ermittlungs- und Fahndungsdruck zu sorgen. Doch die Banden lassen sich dadurch bisher kaum einschüchtern. Grund: Eine ausgeprägt hohe Anpassungsfähigkeit stellen „international bestens vernetzte Schlepperorganisationen“ („Neue Zürcher Zeitung“) immer wieder unter Beweis.

Flexibilität und Mobilität der kriminellen Clans werden auch dadurch erleichtert, dass sich die Mafia-Zentralen in schwarzafrikanischen Ländern befinden, wo Polizeibehörden nur in sehr seltenen Fällen echte Zugriffsmöglichkeiten haben. Das wirkliche Ausmaß des weltweiten Schleusens von „Flüchtlingen“ ist nirgendwo bekannt. Auch das „zeigt, wie unberechenbar Flüchtlingsströme geworden sind“ („NZZ“).

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