Tichys Einblick
Inflation als Begründung für Anhebung?

Umfrage: Mehr als 80 Prozent für Einfrieren des Rundfunkbeitrags

Eine große Mehrheit spricht sich dafür aus, die Zahlungen von ARD und ZDF nicht mehr zu erhöhen. Dabei gibt es auch eine Überraschung.

imago images / Future Image

Derzeit zahlt fast jeder Haushalt in Deutschland 18,36 Euro im Monat als Rundfunkbeitrag für die Sendungen von ARD, ZDF und Deutschlandradio – unabhängig davon, ob er deren Angebot konsumiert. Demnächst, so deutete der Vorsitzende der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) Martin Detzel vor einigen Monaten an, könnten es aber noch mehr werden. Ab 2024 sei möglicherweise eine weitere Anhebung nötig, und zwar wegen der fortschreitenden Geldentwertung, vor allem der stark gestiegenen Energiepreise. „Wenn man angesichts der gegenwärtigen Inflationsrate die Kostenentwicklung hochrechnet“, so Detzel gegenüber der FAZ, „ist es keine Überraschung, dass die Beiträge nominal steigen könnten. Selbst bei Berücksichtigung der Einsparmöglichkeiten.“

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Dagegen formiert sich allerdings ein deutlicher Widerstand quer durch die Bevölkerung. Kein Wunder – sie leidet schließlich unter der gleichen Inflation. Den Betrag von 8,42 Milliarden Euro jährlich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk empfindet eine sehr große Mehrheit nach einer neuen Online-Umfrage von Civey offenbar als so ausreichend, dass sie eine weitere Erhöhung des Rundfunkbeitrags ab 2024 strikt ablehnt.

Auf die Frage „Sollte die Erhöhung des Rundfunkbeitrags Ihrer Meinung nach dauerhaft ausgesetzt werden?“ sagten in der Umfrage 74,3 Prozent der Befragten: „auf jeden Fall“, weitere 7,3 Prozent antworteten mit „eher ja“. Insgesamt sprechen sich also 81,6 Prozent der Befragten für ein dauerhaftes Einfrieren des Rundfunkbeitrags auf dem jetzigen Stand aus. Nur 6,5 Prozent der Befragten meinen, eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags sollte „eher nicht“ ausgeschlossen werden, weitere 8,3 Prozent sagten, die Erhöhung sollte auf keinen Fall ausgesetzt werden. Unentschieden blieben in der Frage 3,6 Prozent.

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Die starke Mehrheit gegen eine weitere Erhöhung würde für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein gravierendes Problem, wenn sie auch tatsächlich zu einer Deckelung des Rundfunkbeitrags auf dem jetzigen Stand durch die Politik führen würde. Denn die Pensionslast von ARD, ZDF und Deutschlandradio steigt in kommenden Jahren deutlich an. Ohne höheren Beitrag käme das System schon innerhalb weniger Jahre in eine schwere finanzielle Schieflage.

Erstaunlicherweise votierte die ältere Altersgruppe, die zum Kernpublikum von ARD und ZDF zählt, sogar noch etwas deutlicher für die Deckelung des Rundfunkbeitrags auf dem aktuellen Stand als die Gesamtheit der Umfrage-Teilnehmer. Das Ergebnis überrascht, weil vor allem jüngere das Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender nur noch selten als sogenanntes lineares Fernsehen wahrnehmen, also zu festen Sendezeiten sehen oder hören. Eine Ablehnung noch höherer Gebühren wäre dort noch eher zu erwarten gewesen. Allerdings lehnen die 50 bis 65-Jährigen, die von Civey befragt wurden, einen höheren Rundfunkbetrag sogar leicht überdurchschnittlich ab.

Für einen dauerhaften Verzicht auf weitere Erhöhungen sprachen sich insgesamt 82,8 Prozent der Älteren aus.

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