Tichys Einblick
Gesundheitsminister widerspricht sich selbst

Spahn: „Wenn ein Impfstoff zugelassen ist, wirkt er auch“

Auf einer Pressekonferenz äußerten sich Spahn und Wieler zur Mutante und zum Impffortschritt. Neben üblichem Blabla wird es bei den Auskünften zum AstraZeneca-Impfstoff durchaus interessant.

picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef-Chef Wieler hielten eine Pressekonferenz zum Impffortschritt und zur Entwicklung der Corona-Mutante ab. Wieler appellierte an die Bürger: „Das Virus ist noch nicht müde, im Gegenteil, es hat gerade nochmal einen Boost bekommen.“

Sars-Cov-2 sei gefährlicher geworden, die Mutante B.1.1.7 mache knapp 6 Prozent der Corona-Neuinfektionen aus. Das Übliche also, die Mutation droht und droht und droht. Dass die Zahlen in den sogenannten „Virus-Varianten-Gebieten“, etwa in Großbritannien oder Irland, rapide abfallen, schien dabei kaum zu interessieren. Spahn sagt unbeirrt: „Wenn wir diesen Mutationen die Möglichkeit der Verbreitung ermöglichen, werden die Zahlen wieder hochgehen.“

Interessanter werden dann die Äußerungen zur Impfung. Die Impf-Kampagne sei zwar schwierig gewesen, er könne aber wenig damit anfangen, wenn sich alle gegenseitig erklären, was hätte besser laufen können, sagte Spahn. Denn: „Das Virus ist der Gegner.“

Heft 02-2021
Tichys Einblick 02-2021: 2021 - Endlich wieder leben
Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Zahl der Impfungen sich durch den Einsatz des AstraZeneca-Vakzins im Februar verdoppeln würde. Davon abgesehen, dass selbst eine solche Verdopplung kein Aufholen im internationalen Vergleich bedeuten würde: Die Wirksamkeit des AstraZenecas-Impfstoffs ist bei über 65-Jährigen nicht ausreichend erforscht, in der entsprechenden Wirksamkeitsstudie war keiner der Probanden bei einem optimalen Impfschema über 55 Jahre alt.

Das räumt auch Spahn ein: „[…] die Datenlage fehlt, um AstraZeneca auch bei Älteren einzusetzen“. Daher wolle man die Impfreihenfolge ändern, um AstraZeneca „vorrangig“ bei 18- bis 65-Jährigen einzusetzen.

Dann widerspricht sich Spahn allerdings selbst, wenn er sagt: „Wenn ein Impfstoff zugelassen ist, wirkt er auch“. Das AstraZeneca-Vakzin wurde von der EU-Kommission bereits für alle Altersgruppen zugelassen. Dazu kommt, dass die Wirksamkeit dieses Impfstoffs insgesamt wohl lediglich bei etwas über 60 Prozent liegt.

Das Impfdrama scheint sich also auch in absehbarer Zeit kein Ende zu nehmen.

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